
Lässt man die 90 Minuten im Spiel der beiden Aufsteiger, dem SC Urania und dem Glashütter SV, die beide im Tabellenkeller angesiedelt sind, noch einmal Revue passieren, kommt man zu dem Schluss, dass der Sieg der Barmbeker aufgrund der ersten Halbzeit als verdient zu bezeichnen ist.
Wer an diesem kalten aber sonnigen Sonntagvormittag zehn Minuten zu spät kam, der hatte bereits drei von letztlich zehn Toren verpasst.
Giovanni Sparta, Philipp Rössing und Robin Walther hatten bis dahin dreimal für die Hausherren zugeschlagen (1./6./10.) und vollkommen desorientierte Gäste aus Glashütte regelrecht vorgeführt. Doch damit nicht genug. Rössing und Jonathan Faas erhöhten bis zur 29. Minute auf 5:0 (17./29.). Es waren fürwahr schön anzusehende Tore, die jedoch durch unerklärliche Schläfrigkeit der Mannen von Trainer Peter Roggensack begünstigt wurden. Auch das Auswechseln zweier Akteure bereits nach 20 Minuten erzielte keinerlei Wirkung.
Zur Halbzeit hätte es auch gut und gerne 8:0 stehen können, hätten die Spieler des SC Urania weitere Hochkaräter durch Rössing und Sascha Wentzien in Tore umgemünzt. Stattdessen kam es durch einen von Jan Schuhmann verwandelten Handelfmeter nach 39 Minuten zum ersten Erfolgserlebnis für den Glashütter SV, dem man zu Gute halten musste, dass sich seine Akteure trotz der sich anbahnenden Packung nicht gegenseitig zerfleischten, sondern in den bitteren 45 Minuten tatsächlich so etwas wie Teamgeist bewahrten.
Dieser Einstellung war es dann wohl auch zu verdanken, dass die Roggensack Schützlinge nach der sicherlich für sie erlösenden Pause mit einer vollkommen veränderten Einstellung die zweiten 45 Minuten gingen. Je besser bei ihnen plötzlich der Ball durch die eigenen Reihen lief, desto weniger lief bei den klar führenden Hausherren.
Die Einwechslung des eigentlich kaum spielfähigen Torjägers Benjamin Rehmer ab Minute 60 - ein eingeklemmter Nerv am Rücken behinderte den 27jährigen - sorgte für zusätzlichen Schub beim GSV, der dann durch einen 30 Meter Schuss von Rehmer nach 67 Minuten zum 2:5 kam. Tobias Wismann vergab nur eine Minute später denkbar knapp den dritten Glashütter Treffer, der eigentlich nur eine Frage der Zeit war, da sich bei Urania Auflösungserscheinungen offenbarten. Selbst das 6:2 durch Faas zehn Minuten vor dem Ende trug nicht zur Sicherheit des SC Urania bei. Ein Eigentor von Daniel Guth und ein Treffer von Timo Wismann (83./85.) machten das Spiel tatsächlich noch einmal spannend. Mit etwas mehr Glück wäre dann auch noch ein Punkt für die Gäste drin gewesen, doch Tobias Wismann und Schuhmann vergaben zwei Großchancen in den Schlussminuten. Die letzte Viertelstunde mussten beide Teams mit einem Mann weniger auskommen, da es für Rössing von Urania und Carsten Ferk vom GSV nach gegenseitigen Scharmützeln mit glatt Rot vom Platz ging.
Uranias Trainer Marko Beck und dessen Co-Trainer Andreas Wieck war die Anspannung nach dem Spiel ins Gesicht geschrieben. „Wir haben drei wichtige Punkte eingefahren, das ist das Positive. Warum wir aber fast immer in der zweiten Halbzeit einbrechen ist mir unerklärlich. Es kam mir so vor, als hätte ich nach der Pause elfmal ausgewechselt“, kommentierte Beck die Begegnung.
Peter Roggensack auf Seiten des Glashütter SV sprach von einer „Blamage in Halbzeit Eins“ und dem „wahren Gesicht“ seiner Elf nach der Pause. „Bei uns ist es nie langweilig“, brachte er abschließend noch ein wenig Ironie ins Spiel.
hvp