
Die A-Jugend des Niendorfer TSV, die in der A-Junioren-Verbandsliga momentan den fünften Platz belegt, steht ohne Übungsleiter da: Chefcoach Daniel Gehrke und Co-Trainer Thomas Dreyer traten zurück. Dies teilten sie am gestrigen Dienstagabend der Mannschaft und der Vereinsführung mit. Anschließend nahm sich Gehrke Zeit für ein Interview mit SportNord, in dem er schwere Vorwürfe gegen die NTSV-Verantwortlichen erhebt ...
SportNord: Warum haben Sie Ihr Traineramt aufgegeben?
Daniel Gehrke: „Leider mussten mein Co-Trainer Thomas Dreyer und ich für uns feststellen, dass das soziale Miteinander in der Niendorfer Jugend-Abteilung sehr begrenzt war, um es freundlich auszudrücken ... Und wir glauben nicht, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern wird. Außerdem gab es politische Machtkämpfe zwischen den Verantwortlichen. Zusätzlich wurden Verabredungen jeder Art, egal ob es finanzielle Dinge, Trainingszeiten oder eine sonstige Unterstützung der A-Jugend betraf, nicht eingehalten.“
SportNord: Sportlich lief es doch bisher aber gut: Aus fünf Partien wurden neun Punkte geholt!
Gehrke: „Ja, die sportliche Bilanz war gut – aber eine konzentrierte Arbeit war für uns in dieser Jugendabteilung leider nicht mehr möglich. Respekt, Anerkennung und positive Kommunikation konnten nicht eingefordert werden, da der Egoismus in der Niendorfer Führungsebene im Vordergrund steht. Wir haben versucht, die NTSV-Verantwortlichen für unser Konzept zu begeistern, was aber leider nicht funktioniert hat ...“
SportNord: Wie sah Ihr Konzept denn aus?
Gehrke: „Wir wollten den Leistungsgedanken fördern, aber auch das soziale Miteinander. Aber selbst meine finanzielle Selbsteinlage von geschätzten 6.500 Euro für die A-Jugend, die ich tätigte, damit wir zumindest halbwegs konkurrenzfähig bleiben, wurde von den Verantwortlichen eher belächelt, als unterstützt. Ich hätte das Geld wohl der Liga-Mannschaft schenken müssen, um Anerkennung zu bekommen ...“
SportNord: Wofür wurde die Summe von knapp 6.500 Euro denn verwendet?
Gehrke: „Ich habe meine Ersparnisse geopfert, damit unsere Spieler und unser Betreuer-Stab nach jedem Heimspiel gemeinsam etwas Essen konnten. Zudem gab es dadurch große Zuschüsse zum Trainingslager, und es wurden davon Ausrüstungsgegenstände für die Spieler sowie Bälle gekauft. Ich habe außerdem noch Spritgeld-Zuschüsse direkt an einige Spieler-Eltern gezahlt, die ich aber teilweise auch wieder bekommen habe.“
SportNord: Was hat für Sie das Fass zum Überlaufen gebracht?
Gehrke: „In der letzten Zeit gab es am Telefon Morddrohungen gegen meine Familie und mich, die gezielt mit dem NTSV in Verbindung standen: Vor allem nachts fragten mich dubiose Stimmen, ob ich Trainer der Niendorfer A-Jugend wäre ... Und als ich dies bejahte, wurde mir gesagt, dass man mir ‚auf die Fresse hauen‘ und mich ‚umbringen‘ wolle. Meine Frau war darüber sehr beunruhigt – und da war für mich der Zeitpunkt gekommen, mein Amt niederzulegen.“
SportNord: Sie sind im November 2008 beim VfW Oberalster (Kreisliga 5) zurückgetreten, um die Niendorfer B-Jugend in der B-Junioren-Regionalliga zu übernehmen. Bereuen Sie diesen Schritt mittlerweile?
Gehrke: „Nein, meine damalige Entscheidung bereue ich keinesfalls, weil ich versucht habe, den Leistungsbereich in Niendorf zu stärken. Aber bei diesem Bemühen bin ich leider an alten, verkrusteten Strukturen sowie am Egoismus, der beim NTSV in den Führungsebenen herrscht, gescheitert!“
SportNord: Nehmen Sie aus den gut zehn Monaten am Sachsenweg auch etwas Positives mit?
Gehrke: „Ja, denn ich durfte sowohl in der vergangenen Saison in der B-Jugend als auch nun bei den A-Junioren mit guten Mannschaften arbeiten. Und wir haben es geschafft, erstmals seit sechs Jahren wieder eine A-Jugend in Niendorf aufzubauen und die Talente im eigenen Verein zu halten. Außerdem war die Zusammenarbeit mit Betreuer Olaf Scholz und Scout Sefa Gezer sehr positiv - bei ihnen möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal bedanken!“
SportNord: Wie sehen Sie Ihre Zukunft und die der Niendorfer A-Junioren?
Gehrke: „Ich denke, der neue Trainer der A-Jugend wird ohne Frage Spaß an der Mannschaft, die mit