Zweite Bundesliga: Kittels Doppelpack entscheidet Topspiel


Mit dem SC Paderborn 07 empfing der Hamburger SV am Sonnabend eine der drei Mannschaften, die ihm im Mai 2019 den sofortigen Wiederaufstieg in die Erste Bundesliga verwehrt hatten. Am Ende gab es mit einem 3:1 den vierten Heimsieg in Folge, mit dem die „Rothosen“ auch ihre Tabellenführung in der Zweiten Bundesliga und die Hoffnungen darauf, dass im dritten Anlauf die Rückkehr in die Beletage von Deutschlands Fußballs gelingt, zementierten.

Im Volkspark-Stadion gaben die Hausherren in der sechsten Minute den ersten Torschuss ab, den David Kinsombi jedoch aus 18 Metern in die dritte Etage jagte. Zwei Zeigerumdrehungen später gelang dann aber bereits das Führungstor: Einen Eckstoß, den Jeremy Dudziak von rechts hoch hineingeschlagen hatte, verlängerte Simon Terodde per Kopf an den zweiten Pfosten, wo Moritz Heyer einköpfte – zwar wehrte SCP-Keeper Leipold Zingerle den Ball noch ab, allerdings erst deutlich hinter der Torlinie. Fünf weitere Minuten später gab es den ersten gefährlichen Gegenangriff der Ostwestfalen, bei dem ein Querpass von Sven Michel von links jedoch nicht bei SCP-Kapitän Sebastian Schonlau ankam – stattdessen konnte Tim Leibold, Spielführer der Heim-Elf, klären. Verhängnisvoll war diese Szene aber insofern, als dass sich Verteidiger Toni Leistner im Zweikampf mit Michel verletzt hatte. Der 30-Jährige biss zwar noch einmal für drei Minuten auf die Zähne, musste dann aber nach einem Paderborner Eckstoß verletzt passen. Amadou Onana wurde eingewechselt für Leistner, dem beim Verlassen des Platzes auch SCP-Coach Steffen Baumgart fair die Hand schüttelte und gute Besserung wünschte (16.).

In der Folge klärten die Hamburger mehrere Eckstöße der Gäste, ehe sie selbst wieder offensiv in Erscheinung traten: Eine Rechtsflanke von Bakary Jatta zappelte im rechten Außennetz (19.) und Sonny Kittel zielte deutlich zu hoch (20.). Besser machte es Kittel, als es hundert Sekunden später einen Freistoß für die Heim-Elf gab. Diesen traf Kittel aus 28 Metern halblinker Position so wuchtig und optimal, dass er zwischen der aus Chris Führich sowie Christopher Antwi-Adjei bestehenden SCP-Abwehrmauer hindurch und an Dennis Srbeny vorbei flog. Kurz vor dem Tor setzte der Ball noch einmal tückisch auf und Zingerle ließ ihn zum 2:0 in das kurze Eck rutschen (22.). Als es Kinsombi aus dem laufenden Spiel heraus ebenfalls aus der Distanz versuchte, kam die Kugel genau auf Zingerle, der sie deshalb mühelos fing (30.). Dann narrte Kinsombi auf der rechten Seite zusammen mit Jatta mehrere Paderborner, ehe Jatta mit dem Ball ins Tor-Aus lief. Aufgrund der Grätsche eines Gäste-Verteidigers musste nun auch Kinsombi verletzt behandelt werden: Am rechten Knöchel schien er zu bluten, konnte aber weiterspielen (36.).

Ärgerlich war, dass es den „Rothosen“ nicht gelang, ihre beruhigende Zwei-Tore-Führung mit in die Kabine zu nehmen. Bei Schonlaus langem Diagonalpass entschied sich HSV-Keeper Sven Ulreich dafür, nicht aus seinem Gehäuse herauszukommen; so erlief sich Führich den Ball, steuerte von halbrechts frei auf Ulreich und visierte flach das lange Eck an. Der Torwart wehrte den Ball mit seinem Bein ab – allerdings genau zu Michel, der direkt zum 2:1 einschoss. Der zurückgeeilte Heyer konnte nicht mehr retten (41.). In der Nachspielzeit, die von Schiedsrichter Daniel Siebert (vom FC Nordost Berlin) wegen der beiden besagten Verletzungsunterbrechungen auf gleich vier Minuten taxiert worden war, gab es noch jeweils eine gute Chance für beide Mannschaften. Nach einem Eckstoß, der von Jatta herausgeholt und zunächst kurz ausgeführt worden war, flankte Kittel perfekt von rechts in die Mitte, wo Onana freistehend zum Kopfball kam, diesen aber am kurzen Pfosten vorbei köpfte (45.+2). Auf der anderen Seite setzte Srbeny seinen Kopfball nach einem Einwurf von rechts genau auf Ulrich, der den Ball fing und seiner Elf damit die knappe Pausen-Führung rettete (45.+4).

Nach dem Seitenwechsel gaben die Hamburger gleich wieder Ras. Dudziak bediente Kinsombi, der im Strafraum Terodde suchte, über dessen Hacke der Ball zurückkam zu Dudziak – doch der 25-Jährigen, der im Sommer 2019 vom FC St. Pauli in den Volkspark gekommen war, scheiterte aus bester Position mit einem halbhohen Versuch an Zingerle und wartet somit weiter auf seinen ersten Pflichtspiel-Treffer in dieser Serie (48.). Auch Toptorjäger Terodde selbst hatte ausnahmsweise kein Zielwasser getrunken: Erst köpfte er nach Jattas scharfer Rechtsflanke knapp am langen Pfosten vorbei (50.), dann blieb er nach einem hohen Ball von halbrecht aus mit einem versuchten Heber am herauseilenden Zingerle hängen (51.). In der 55. Minute war es dann aber soweit und mit einem wirklich herrlich herausgespielten Treffer stellten die Hausherren ihren Zwei-Tore-Vorsprung wieder her: Jattas nächste Rechtsflanke legte Terodde mit dem Rücken zum Tor stehend gegen Uwe Hünemeier ab zu Dudziak, dessen Weiterleitung Kittel von halblinks aus direkt in das lange Eck versenkte – nun streckte sich auch Zingerle vergeblich.

Die HSV-Deckung war ohne Leistner aber weiterhin alles andere als sattelfest. In der 58. Minute sprach Onana eine „Einladung zum erneuten Anschlusstreffer“ an die Gäste aus, als er bei einer Abwehraktion den Ball versehentlich genau zu Srbeny spielte, der davon aber offenbar so überrascht war, dass er aus fünf Metern nur einen zwar wuchtigen, jedoch unplatzierten Schuss auf die Mitte des Gehäuses zustande bekam, den Ulreich unschädlich machte. In einem hochklassigen Duell beschränkte sich die Heim-Elf aber keinesfalls darauf, nur noch den Vorsprung zu verteidigen, sondern schlug selbst immer wieder den Weg nach vorne ein. Nach Dudziaks Hereingabe von der rechten Seite hätte Kittel selbst abziehen und einen persönlichen Dreierpack anvisieren können – doch stattdessen leitete er weiter zu Terodde, dessen Direktabnahme misslang (62.). Dann zeichnete sich Ulreich aus, als er einen satten Schuss, den Srbeny von halbrechts aus 15 Metern abgegeben hatte, stark parierte (69.).

Teroddes „Torlosigkeit“ hielt an – denn als er einschussbereit war, stibitzte ihm Frederic Ananou einen von Kittel quergespielten Ball quasi vom Fuß (77.). Dann hätte Terodde nach Kittels nächstem Pass selbst abschließen können, spielte stattdessen aber uneigennützig quer zum frisch eingewechselten Manuel Wintzheimer, der erst halbhoch an Zingerle scheiterte und dann, als er den Abpraller in hohem Bogen gen Gehäuse köpfte, am zurückgeeilten Hünemeier hängen blieb (81.). Kurz darauf war für Terodde vorzeitig Feierabend und Aaron Hunt durfte noch für ein paar Minuten mitwirken. Der 34-Jährige hinterließ dabei einen guten Eindruck: Nach seiner von links kommenden Ablage scheiterte zunächst erneut Wintzheimer an Zingerle (89.), ehe Hunt selbst mit einem satten Schuss am Torwart hängen blieb (90.). Weil Wintzheimer nach Kittels Vorarbeit auch in der Nachspielzeit am SCP-Keeper verzweifelte, dann aber ohnehin ein Abseitspfiff ertönte (90.+2), hatte das 3:1 bis zum Abpfiff Bestand. Weiter geht es für das Team von HSV-Trainer Daniel Thioune am Freitag, 5. Februar beim FC Erzgebirge Aue (Anpfiff 18.30 Uhr im Erzgebirgsstadion).

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