Kreisliga 1: Witt wirft hin, für Sommer ist im Sommer Schluss

Stehen nicht länger gemeinsam bei Union Tornesch II an der Seitenlinie: Während Lennard Witt z(links) mit sofortiger Wirkung zurücktrat, setzt Christian Sommer seine Arbeit bis zum Saisonende fort.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Wurde das Schicksal von Christian Sommer und Lennard Witt, dass sie am Saisonende als Trainerduo beim FC Union Tornesch II gehen müssen, am 14. November 2021 besiegelt? Fakt ist, dass Thorben Reibe, Coach des Tornescher Oberliga-Teams, an jenem Nachmittag auf dem Heimweg vom mit 2:3 beim HEBC verlorenen Oberliga-Spiel noch bei der Reserve vorbeischaute. Weil sie – obwohl Liga-Leihgabe Dennis Beckmann traf – in der Kreisliga 1 mit 1:2 beim Kellerkind TSV Sparrieshoop verlor, stellte Reibe mit deutlichen Worten fest, dass sie „wie eine Alt-Herren-Mannschaft gespielt“ habe.

Klartext wurde dann am Donnerstag, 6. Januar auch im „Torneum Fußballpark“ gesprochen. Nachdem sich Frank Mettal, im Vorstand des FC Union für den Sport-Bereich zuständig, im Gespräch mit Sommer und Witt zunächst ihre Sichtweise zum bisherigen Saisonverlauf darlegen ließ, teilte er ihnen anschließend mit, dass die Zusammenarbeit nicht verlängert werden soll. „Das hat mich gleichermaßen überrascht und traurig gemacht“, so Sommer, der präzisierte: „Ja, dass wir in Sparrieshoop und anschließend auch gegen den TSV Seestermüher Marsch verloren haben, war sehr ärgerlich – aber insgesamt bin ich mit dem, was wir bisher erreicht haben, durchaus zufrieden.“

Eine nachvollziehbare Sichtweise. Denn seitdem Sommer und Witt, die zuvor bereits beim TSV Uetersen II (Dezember 2015 bis März 2016) sowie bei Rasensport Uetersen II (Juli 2016 bis Juni 2019 mit dem Durchmarsch aus der B-Kreisklasse in die Kreisliga) erfolgreich zusammengearbeitet hatten, im Sommer 2019 ihre Arbeit im „Torneum“ aufnahmen, können sie eine positive Bilanz vorweisen. In der Kreisliga gab es bisher 22 Siege, sieben Unentschieden und sechs Niederlagen. Dass es (noch?) nicht mit zum Aufstieg in die Kreisliga reichte, führte Sommer auch auf die Corona-Beschränkungen, die zum Abbruch der beiden zurückliegenden Spielzeiten führten, zurück: „Im März 2020 lagen wir, neben drei weiteren Teams, als Tabellen-Zweiter aussichtsreich im Rennen – und im Herbst 2020 haben wir die vier Punktspiele, die wir austragen durften, allesamt gewonnen.“

Abgesehen vom laut Sommer „unter dem Strich guten sportlichen Abschneiden“ sei auch abseits des Spielfeldes viel bewegt worden. „Vor allem Witt hat sich mit einem unglaublich großen Einsatz darum gekümmert, dass die zweite Mannschaft neue Trikotsätze und eine gute Ausstattung bekommt – er war da wirklich immer sehr bemüht“, dankte Sommer seinem langjährigen Assistenten, auf den er ab sofort verzichten muss: „Ich habe am 9. Januar meinen sofortigen Rücktritt erklärt“, gab Witt bekannt. Für seinen Rückzug würde es „mehrere Gründe geben“, so Witt, der klarstellte: „Ich bin niemandem beim FC Union böse – so ist nun einmal das Geschäft und für uns musste damals auch jemand anders gehen, als wir die Traineraufgabe übernommen haben.“

Nachdem Frank Mettal sie vom bevorstehenden Ende ihrer Amtszeit unterrichtet hatte, war es Sommer und Witt, die im Sommer 2019 übrigens Andreas Popko beerbt hatten, „ein großes Anliegen, schnell auch die Spieler zu informieren“. Dies geschah am Donnerstag, 13. Januar. „Für die Akteure, die schon seit vielen Jahren in Tornesch spielen, tut es mir am meisten leid“, so Sommer, der präzisierte: „Uns wurde vorgeworfen, dass unser Team zu alt sei – und diese Sichtweise der Vereinsführung kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, denn wir haben immer wieder junge Spieler in unser Team eingebaut und weiterentwickelt.“ Sommer machte auch keinen Hehl daraus, dass sich „in der Mannschaft großer Frust breitgemacht“ habe, als die Kicker von der Vorstandsentscheidung erfahren hatten.

Im Team-Kreis wurde daraufhin auch die Frage aufgeworfen, ob und wenn wie die Saison zu Ende gespielt werden solle. „Mein Torwart-Trainer André Huppertz und ich haben dann beteuert, dass wir die Sache sauber bis zum letzten Saisonspiel über die Bühne bringen wollen – und das auch vernünftig, sprich mit hundertprozentigem Einsatz eines jeden Einzelnen“, betonte Sommer. Als Tabellen-Zweiter liegt die Union-Reserve zurzeit zwar neun Punkte hinter dem Spitzenreiter SSV Rantzau II, der aber bereits eine Partie mehr ausgetragen hat und nach seinem klaren 6:2-Sieg im direkten Duell am Sonntag, 6. März noch zum Rückspiel im „Torneum“ antreten muss. „Wir werden auf jeden Fall versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen, und dann am Ende schauen, wofür es reicht“, hat Sommer den Kampf um den Titel noch nicht aufgegeben.

Als Meister sowie als Aufsteiger in die Bezirksliga zu gehen, wäre für Sommer auf jeden Fall ein triumphaler Abschied – und auch für all diejenigen unter seinen Schützlingen, die den Verein ebenfalls verlassen werden. Wer von ihnen unter Martin Schwabe (35), der im Sommer das Traineramt übernimmt, noch eine Rolle spielen könnte, und wer sich nach einer neuen sportlichen Heimat umschauen muss, ist aktuell fraglich. Derweil genießt Witt, der in Tornesch wohnt, nun „erst einmal die zusätzliche Freizeit“; was die kommende Saison angeht, ist er aber ebenso wie der in Heist lebende Sommer „offen für Angebote“. Und dabei sei „die Spielklasse keinesfalls entscheidend“, wie Sommer betonte.

Übrigens: „Die Überlegung, Schwabe und seine A-Jugendlichen zur neuen Zweiten Mannschaft zu machen, gab es gerüchteweise schon vor einem Jahr“, erinnert sich Sommer. Abschließend sinnierte der 40-Jährige, dass es „vielleicht auch gut für den Verein gewesen wäre, einfach mal sieben, acht Spieler aus dem A-Jugend-Regionalliga-Team in den Liga-Kader hochzuziehen.“ Bei „www.transfermarkt.de“ haben die im bisherigen Saisonverlauf eingesetzten Tornescher Akteure jedenfalls in der Oberliga Hamburg den dritthöchsten Altersschnitt. Soweit, sie deshalb als „Alt-Herren-Team“ zu bezeichnen, ging Sommer aber nicht.

(Johannes Speckner)

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