
„Eigentlich ist der SV Lurup fällig!“ Dieses Urteil traf Theodoros Ourgantzidis, der als Coach des Kreisliga-Neulings VSK Blau-Weiss Ellas unter den Zuschauern weilte, als das Bezirksliga-West-Spiel des bis dato verlustpunktfreien Spitzenreiters Lurup beim Hetlinger MTV 65 Minuten alt war. Gute zehn Minuten später hätte sich die Vermutung des langjährigen Weggefährten von HMTV-Trainer Marc Zippel bewahrheiten können, als die Hausherren eine Großchance zum Führungstor hatten: Der reaktivierte Finn Lüneburg kam aus sieben Metern frei zum Schuss, den SVL-Keeper Joschka Grimme jedoch überragend parierte. 20 Sekunden später gab es dann einen Foulelfmeter für die Gäste, die am Ende mit einem 4:1 auch ihr siebtes Saisonspiel gewannen.
Im Deichstadion gingen die HMTV-Akteure mit einer besonderen „Zusatz-Motivation“ zu Werke, nachdem im Luruper Stadion-Heft des vorherigen Heimspiels gegen den SC Egenbüttel (2:1) vom „Hetlinger SV“ geschrieben worden war, was Marc Zippel „respektlos“ nannte. Die Gäste aus dem Hamburger Westen erwischten allerdings den besseren Beginn und störten mit ihrem Angriffspressing die Heim-Elf schon früh und in deren Spielfeldhälfte. Deshalb war es auch nicht unverdient, dass SVL-Stürmer Timm Patrick Thau mit einem 16-Meter-Schuss in die lange Ecke das 0:1 erzielte (11. Minute), nachdem er im Mittelfeld einen Ball erobert hatte und an den Hetlinger Verteidigern vorbeigezogen war. Nach 20 Minuten waren dann aber auch die Hausherren im Spiel angekommen. Sie trugen nun ihrerseits einige gute Angriffe vor und kamen zum verdienten Ausgleich, als ein satter Schuss von Maximilian Wichern zum 1:1 im Gäste-Gehäuse zappelte (35.). „Für ihn freut es mich besonders, dass er seine Torflaute beenden konnte“, sagte Marc Zippel mit Blick auf seinen in den vergangenen Wochen glücklosen Stürmer.
Der reaktivierte Finn Lüneburg hätte die Partie kurz vor der Pause sogar noch komplett zugunsten der Hetlinger drehen können, doch er scheiterte aus sieben Metern an SVL-Keeper Joschka Grimme. Im zweiten Durchgang wogte die Partie hin und her. In der 78. Minute spielte sich die eingangs beschriebene Szene ab, in der direkt auf Finn Lüneburgs vergebene Chance ein Konter der Luruper folgte. Bei diesem leistete sich die Heim-Elf einen folgenschweren Abstimmungsfehler in der Deckung, als HMTV-Torwart Lasse Wolff rief, er würde „den Ball haben“, dann aber doch nicht konsequent genug zum Spielgerät ging. Weil sein Verteidiger Fabian Ecke aufgrund von Wolffs Ruf weggeblieben war, war der Luruper Weys Karimi der lachende Dritte: Er legte sich die Kugel links an Wolff vorbei und kam dann nach einem Kontakt mit dem Keeper zu Fall. Dazu, dass Schiedsrichter Bubacar Djalo (vom FC Elazig Spor) auf Elfmeter entschied, sagte Marc Zippel: „Es war kein zwingender Strafstoß, aber diese Entscheidung war vertretbar.“ Fakt ist: SVL-Kapitän Martin Bushaj schoss den Strafstoß hart und präzise in die linke untere Ecke ‒ dort sprang Wolff zwar auch hin, doch er konnte den Ball nicht erreichen. „Dieser Penalty war kaum abzuwehren“, sagte Wolffs zurzeit verletzter Torwart-Partner Daniel Kleinwort, der als „Elfmeter-Killer“ gilt.
Den Hetlingern wurde kurz darauf noch ein Freistoß in aussichtsreicher Position zugesprochen, mit dem Julian Moldenhauer aber in der Luruper Abwehrmauer hängen blieb (81.). Auf der Gegenseite zirkelte Thau den Ball von rechts mit dem Außenrist zum 1:3 in das lange Eck (82.), ehe Karimi nach einer Rechtsflanke sogar noch zum 1:4-Endstand erhöhte (89.). „Das war ganz bitter ‒ ein Unentschieden hätten wir mindestens verdient gehabt“, haderte Marc Zippel. Neben der vierten Niederlage in Folge, durch die die Hetlinger als Drittletzter erstmals unter den ominösen Strich rutschten, ärgerte sich der Coach auch darüber, dass Djalo ohne Assistent im Deichstadion erschienen war: „Das ist in einem schnellen Bezirksliga-Spiel unglücklich“, so Marc Zippel, der präzisierte: „Eigentlich hätten wir zwei Assistenten stellen sollen ‒ aber weil so etwas schnell zu Unruhe und Ärger führt, haben wir uns dafür entschieden, dass der Referee das Spiel alleine leiten soll.“