Regionalliga: Dem VfB Lübeck droht die dritte Insolvenz

Obwohl das Stadion Lohmühle, hier die Pappelkurve, zumeist von zahlreichen Fans besucht wird, ist der VfB Lübeck notorisch knapp bei Kasse.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Mit "einer Rückbesinnung auf die Grundtugenden des Fußballs", so die Erklärung von Co-Trainer Pierre Becken gegenüber SportNord, schaffte der VfB Lübeck nach einer rabenschwarzen Serie von sieben sieglosen Punktspielen und zwischenzeitlich sogar drei Niederlagen in Folge die Wende zum Guten. "Jetzt sind wir seit sieben Begegnungen ungeschlagen und gut drauf", frohlockte Becken, der einst auch bei Altona 93 und beim FC St. Pauli II kickte.

Allerdings ziehen nun aus einem anderen Grund dunkelschwarze Wolken über dem Stadion Lohmühle auf: Wie es in einer am Dienstagabend von den VfB-Verantwortlichen verschickten Pressemitteilung hieß, seien "der Aufsichtsrat und Vorstand mit einer ernsten finanziellen Herausforderung konfrontiert". Denn: "Nach umfassenden Analysen der aktuellen Finanzlage in den letzten Wochen wurde eine erhebliche Liquiditätslücke identifiziert, welche ca. eine Million Euro beträgt."

Dies könnte schon zeitnah drastische Konsequenzen haben: "Sollte es nicht gelingen, diese Summe kurzfristig innerhalb der kommenden zwei Tage durch Sponsoring, Spenden und weitere Maßnahmen zu generieren, wäre der Verein gezwungen, spätestens am 28. November Insolvenz anzumelden. Dies wäre nach 2008 und 2013 die dritte Insolvenz des VfB Lübeck in den letzten 16 Jahren, mit schwerwiegenden und unvorhersehbaren Folgen für den Verein und die gesamte Fußballgemeinschaft in Lübeck", hieß es in der Mitteilung.

Aufsichtsrat und Vorstand betonten in ihrer gemeinsamen Stellungnahme: „Wir setzen alles daran, diese Situation abzuwenden und den VfB auf eine solide finanzielle Grundlage zu stellen. Dabei ist es uns ein zentrales Anliegen, offen und transparent zu kommunizieren. Besonders wichtig ist uns, unsere Dienstleister, Sponsoren, Förderer und Angestellten über die dramatische Lage des Vereins zu informieren. Nur durch eine vertrauensvolle und klare Kommunikation können wir dieser schwierigen Situation gemeinsam begegnen und diese gemeinsam bewältigen. Wir sind jetzt leider sehr zeitnah auf Unterstützung angewiesen, sonst bleibt uns keine andere Wahl!“

Die VfB-Führung habe "in den vergangenen Jahren mit großem Engagement und harter Arbeit sportliche wie strukturelle Fortschritte erzielt und sich ein hohes Maß an Vertrauen im gesamten Umfeld erarbeitet", betonte die VfB-Führung. "Eine erneute Insolvenz wäre ein Rückschlag für alle Beteiligten und gefährdet die Zukunft des Vereins massiv", lautete deshalb ihre Feststellung.

Im Kampf um seinen Fortbestand sei der Klub "dringend auf die Solidarität und Unterstützung von Fans, Mitgliedern, Sponsoren und Förderern angewiesen", hieß es in der Mitteilung, in der die Führung betonte: „Wir appellieren an Alle, uns in dieser schwierigen Zeit zur Seite zu stehen und zu überlegen, wie man uns unterstützen kann. Jede zeitnahe Unterstützung – sei es in Form von Sponsoring, Spenden oder anderen Maßnahmen – zählt. Nur gemeinsam können wir den VfB Lübeck retten und diese existenzielle Krise bewältigen.“

Alle, die bereit sind zu helfen, können sich jederzeit an den Vorstand oder Aufsichtsrat wenden. "Andernfalls sind Aufsichtsrat und Vorstand dazu gezwungen, in dieser Woche die Insolvenz anzumelden", so die VfB-Verantwortlichen, die abschließend betonten: "Der VfB Lübeck ist mehr als ein Verein – er ist ein zentraler Bestandteil der Lübecker Gemeinschaft. Lassen Sie uns gemeinsam dafür kämpfen, die Zukunft unseres traditionsreichen Vereins zu sichern."

Sollten die VfB-Offiziellen tatsächlich am Donnerstag, 28. November Insolvenz anmelden, hätte dies anders als 2012 keinen Zwangsabstieg, wohl aber einen Neun-Punkte-Abzug zur Folge. Denn in der Spielordnung des Norddeutschen Fußball-Verbandes heißt es dazu unter Paragraph 6, Punkt 9:

„Beantragt ein Verein selbst die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gegen sich oder wird auf Antrag eines Gläubigers gegen einen solchen Verein im Zeitraum vom 1. Juli eines Jahres bis einschließlich des letzten Spieltags einer Spielzeit rechtskräftig ein Insolvenzverfahren eröffnet oder die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens mangels Masse abgelehnt, oder zeigt der Verein seine Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung während der Rechtshängigkeit einer Restrukturierungssache nach dem Stabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRUG) beim Restrukturierungsgericht an, so werden der klassenhöchsten Mannschaft mit Stellung des eigenen Antrags des Vereins auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens, sonst mit Rechtskraft des Beschlusses des Insolvenzgerichts beziehungsweise mit der Anzeige der Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung beim Restrukturierungsgericht, neun Gewinnpunkte im Herren-Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung aberkannt.“

Durch einen Abzug von neun Punkten würde die Elf von VfB-Coach Guerino Capretti, die aktuell mit 25 Punkten den zehnten Tabellenrang belegt, mit dann nur noch 16 Zählern noch hinter das aktuelle Schlusslicht Holstein Kiel II (17 Punkte) auf den letzten Platz zurückfallen. Im SHFV-Lotto-Pokal trennt den VfB "nur" noch einen Sieg im Endspiel gegen die Kaltenkirchener TS (Spitzenreiter Landesliga Holstein) von der auch aus finanzieller Sicht sehr lukrativen Teilnahme am DFB-Pokal der Saison 2025/2026.

(Johannes Speckner)

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