Bezirksliga Süd: Coach Caspar kapitulierte vor Gewalt


Im Juli 2009 hatte Peter Caspar das Traineramt beim damaligen Bezirksliga-Neuling SVS Mesopotamien übernommen und den Klub auf Platz neun der Süd-Staffel geführt. Obwohl die ersten drei Spiele der neuen Saison gewonnen wurden, trat Caspar unmittelbar vor der Partie des fünften Spieltages gegen den Neuling SV Este 06/70 (0:3) zurück: Zwar stand er auf dem offiziellen Spielberichtsbogen noch als Trainer, hatte aber schon vor dem Anpfiff den Heimweg angetreten.

Caspar, der zuvor beim SV Wilhelmsburg und Harburger Türksport tätig war, wollte sich auf Nachfrage von SportNord nicht äußern. SportNord erfuhr jedoch aus sicherer Quelle, dass Caspars Rücktritt auch eine Kapitulation vor der Gewalt, die einige Spieler der Zweiten Mesopotamien-Mannschaft nicht nur ihre Gegner in der Kreisklasse 3 spüren ließen, sondern auch dem Coach des eigenen Bezirksliga-Teams androhten, war. Seit seinem Amtsantritt hatte es Caspar geschafft, dass die Erste Mannschaft von „Meso“, die in den vergangenen Jahren an Spielabbrüchen beteiligt war, keine negativen Schlagzeilen mehr schrieb – bis am 7. August 2010 der SVS-Spieler David A. beim 1:0-Sieg bei Grün-Weiss Harburg zunächst die Gelb-Rote Karte sah, dann auf dem Weg in die Kabine einem Zuschauer eine Ohrfeige gegeben und nach dem Abpfiff einen Grün-Weiß-Spieler geschlagen haben soll.

Nachdem Caspar einige undisziplinierte Akteure aus seinem Team entfernte, trainierten und spielten diese bei der Mesopotamien-Reserve. Obwohl der SVS-Vorstand einige Spieler auf Wunsch von Caspar intern gesperrt haben soll, sollen diese am 15. August beim 1:0-Sieg von Mesopotamien II gegen den Moorburger TSV II mitgespielt und erneut für Theater gesorgt haben. Daraufhin soll Caspar der SVS-Führung ein Ultimatum gestellt und verlangt haben, dass alle disziplinlosen Akteure aus dem Verein entfernt werden. Als am Sonntag, 29. August, die 13-Uhr-Partie der Meso-Reserve gegen die Panteras Negras II abgebrochen wurde und die Polizei anrückte, spielten sie jedoch erneut mit. Der 46-jährige Caspar soll dann, wie SportNord von einem Augenzeugen erfuhr, von einigen Personen bedroht worden sein – und warf noch vor dem 15-Uhr-Spiel seines Teams gegen Este die Brocken hin.

Caspars Vorgänger und Nachfolger Fikri Altunkaya war darum bemüht, dem Thema an Brisanz zu nehmen: „Herr Caspar ist aus privaten Gründen zurückgetreten, die eigentlich nichts mit unserer Ersten Mannschaft zu tun haben – er hatte leider einige private Probleme!“ Der 30-Jährige, der in den letzten Jahren auch Kapitän und Jugendtrainer bei „Meso“ war, ergänzte: „Ich habe viele Spieler unserer Ersten Mannschaft bereits in unserer ehemaligen A-Jugend, die ich jahrelang trainiert habe, betreut. Der Vorstand und ich waren auch der Meinung, dass es momentan keinen Sinn hat, einen externen Übungsleiter zu verpflichten, weil es lange dauern würde, bis er die Mannschaft kennen lernt!“ Da Altunkaya auch selbst noch mitwirkt, hat er mit Jakob Kaplan (spielte lange Jahre für den SV Wilhelmsburg und Wilhelmsburger SV 93 in der Landesliga) und Johnny Fritz zwei Co-Trainer.

„Bis zur Winterpause werde ich noch als Spielertrainer fungieren, bis ich für meine Position auf dem Platz einen Nachfolger gefunden habe“, so Altunkaya, der bereits 1998 vom SV Rönneburg zu Mesopotamien gewechselt war und klarstellte: „Spätestens im Winter will ich meine aktive Karriere beenden, denn zeitlich geht es nicht mehr und mir fehlt mittlerweile auch die Lust – in 2011 werde ich mich dann voll und ganz auf mein Traineramt konzentrieren!“ Nach der sportlichen Zielsetzung befragt, entgegnete Altunkaya: „Wir wollen so schnell wie möglich unsere 35 bis 40 Punkte holen und dann sehen, was noch möglich ist ... Unser erstes Ziel ist es aber, diese Punktegrenze zu erreichen, damit wir Ruhe haben!“ Nach den besagten drei Punktspiel-Siegen sowie dem Einzug in die Vierte Runde des Oddset-Pokals unter Caspar verlor „Meso“ die bisherigen beiden Partien unter Altunkaya.

Unterdessen ließ Edip Aslan, Spielertrainer von Mesopotamien II, SportNord noch einmal eine schriftliche Stellungnahme zum Abbruch der Partie gegen die Panteras-Reserve zukommen:

„Ich stand in unmittelbarer Nähe auf dem Spielfeld und konnte mit ansehen, wie unser Spieler mit der Nummer acht an der Seitenauslinie, wo auch Reserve-Spieler, Betreuer und Trainer von Panteras Negras II standen, gefoult wurde. Dieser hatte sich dann sowohl beim Schiedsrichter als auch beim Spieler der Gegner etwas lauter beschwert. Daraufhin wurde er von den Panteras-Anhängern (sowohl Spielern, Betreuer und auch Fans) angepöbelt. Unser Spieler mit der Nummer neun, der in unmittelbarer Nähe stand, hatte die Personen von Panteras nur zur Ruhe aufgefordert, worauf er von dem Betreuer eine Ohrfeige bekommen hat. Auch wenn das keine heftige Backpfeife war, wurde unser Spieler sauer. Wir konnten unseren Spieler aber noch beruhigen und er hatte sich schon umgedreht um das Spiel fort zusetzen.

Kaum hatte er sich umgedreht, hat ihm der Spieler mit der Nummer zwei von Panteras Negras von hinten einen Faustschlag auf den Kiefer verpasst. Unser Spieler erlitt schwere Verletzungen am Kiefer (Kieferknacken) und ihm wurde ein Zahn beschädigt. Nach dem Schlag ging er zu Boden und einige Spieler von Panteras fielen über ihn her. Wir sind ihm zu Hilfe geeilt. Beim Versuch, ihm zu helfen, haben auch andere Spieler von uns etwas abbekommen. Dabei auch unser junger Spieler mit der Nummer fünf. Dieser hat einen Hieb von unten direkt auf seinen Mund bekommen. Dabei erlitt er eine Platzwunde an der Oberlippe und leichte Schwindelgefühle. Auch er fiel zu Boden, wo er dann ebenfalls einige Fußtritte von Panteras-Spielern abbekommen hat und somit auch Schulter-Beschwerden erlitt.“

(JSp)

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