(Foto-Credit: Johannes Speckner)
Der Start von Andreas Prohn bei der SV Halstenbek-Rellingen hätte schlechter nicht sein können. Nachdem der 58-Jährige erst Ende September das Traineramt übernommen hatte, verlor er seine ersten drei Partien allesamt. Trotzdem kam es für den HR-Vorsitzenden Hans Jürgen Stammer „sehr überraschend“, dass Prohn am Dienstagabend und zwei Tage nach seinem dritten Spiel, einem 2:5 beim TSV Buchholz 08, seinen sofortigen Rücktritt verkündete. „Das hatte sich für uns nicht angedeutet“, so Stammer, der am Mittwoch auf SportNord-Nachfrage versicherte: „Wir als Verein hätten definitiv mit Prohn weitergemacht – aber er ist von sich aus zu uns gekommen und hat seine Sachen abgegeben.“
Es würde sich aber, ergänzte Stammer, „keinesfalls um eine Trennung im Schlechten handeln“. Im Gegenteil: „Wir haben am Dienstagabend noch lange zusammengesessen und uns ausgetauscht“, so der Vorsitzende. Dabei habe Prohn der HR-Führung „angeboten, dem Verein auch in Zukunft zu helfen“, und zwar in Bezug auf die Verpflichtung potentieller Neuzugänge: „Er kennt ja sehr viele Spieler“, weiß Stammer. Zunächst einmal genießt nun aber natürlich die Suche nach einem neuen Chefcoach Priorität am Lütten Hall, um die sich federführend der Sportliche Leiter Oliver Berndt kümmert. „Bis wir fündig geworden sind, fungiert Dominik Lange als Interimstrainer“, so Stammer. Lange (36) hatte schon nach der Mitte September erfolgten Trennung von Heiko Barthel (51) zweimal verantwortlich an der Seitenlinie gestanden, ehe Prohn übernahm.
Anstatt schlechte Worte über Kurzzeit-Coach Prohn zu verlieren, nahm Stammer die HR-Kicker in die Pflicht: „Unsere Spieler müssen bereit sein, mehr zu investieren.“ Gab es in Teilen der Mannschaft Vorbehalte gegen Prohns Trainingsmethoden? „Das Problem war beziehungsweise ist, dass einige Spieler immer wieder aus fadenscheinigen Gründen ihre Teilnahme am Training absagen“, klagte Stammer, „und das ist nicht die richtige Mentalität, um im Abstiegskampf bestehen zu können.“ Den Abstieg in die Landesliga noch abzuwenden, wird ohnehin immer schwieriger: Nach einem passablen Saisonstart mit sechs Punkten aus den ersten drei Partien verloren die „Baumschuler“ zehnmal in Folge. Deshalb haben sie aktuell als Schlusslicht bereits acht Zähler Rückstand auf den bestenfalls zur Rettung genügenden 15. Tabellenplatz
Dass Stammer trotzdem „ganz ruhig“ bleibt, erklärte der 76-Jährige wie folgt: „Ich bin schon so lange dabei, ich bin auch schon abgestiegen – und viele Vereine aus unserer Nachbarschaft hat dieses Schicksal auch schon ereilt.“ Ein Abstieg sei „natürlich ärgerlich und wir werden alles tun, um die Klasse noch zu halten“, versicherte Stammer: „Aber wenn am Ende der Abstieg stehen sollte, geht davon die Welt auch nicht unter.“ Nach vielen Jahren als Manager bei Rasensport Elmshorn war Stammer 2004 in dieser Funktion bei HR eingestiegen; 2010 hatte er am Jacob-Thode-Platz das Amt des Vorsitzenden übernommen. In dieser Zeit stiegen die Halstenbeker und Rellinger zweimal, nämlich 2010 und 2017, jeweils als Tabellen-16. aus Hamburgs höchster Spielklasse ab.
(Johannes Speckner)