DFB-Pokal: Teutonia 05 kickt in Dessau – Armutszeugnis für Hamburg

Blick auf die Haupttribüne des Paul-Greifzu-Stadions in Dessau-Roßlau.
(Foto-Credit: Imago Images / Beautiful Sports)

Die eigentliche Heimspielstätte an der Kreuzkirche kam ohnehin nicht infrage: Zu klein, fehlende Zäune – und Kunstrasen. Das Stadion Hoheluft, in dem alle Regionalliga-Heimspiele des FC Teutonia 05 stattfinden und in den vergangenen Jahren auch viele DFB-Pokal-Partien stattfanden, ist für die Austragung der letztgenannten Begegnungen kein Thema mehr. Seit 2017 liegt hier ein Hybridrasen, dem Kunstasen beigemischt wurde – und diesen Belag verbietet der Deutsche Fußball-Bund für den DFB-Pokal.

Das Millerntor-Stadion fiel weg, weil die Verantwortlichen des Zweitligisten FC St. Pauli „das Modell RB Leipzig ablehnen und ihm keine Bühne bieten wollen“. Das Volksparkstadion ist an jenem Tag durch eine Messe belegt. Im Edmund-Plambeck-Stadion des FC Eintracht Norderstedt und im Stadion Lohmühle des VfB Lübeck, in den vergangenen Jahren ebenfalls Austragungsorte zahlreicher DFB-Pokal-Spiele, hätten dem Vernehmen nach Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen, um eine abendliche Live-Übertragung im TV zu ermöglichen. Deshalb fielen auch das Wolfgang-Meyer-Stadion an der Hagenbeckstraße, die Adolf-Jäger-Kampfbahn von Altona 93 oder das Stadion Sander Tannen in Bergedorf, wo in den letzten Jahren auch schon Erstrunden-Pokalspiele stattfanden, als mögliche Austragungsorte weg.

Das bittere Ende vom Lied: Das Duell zwischen den Teutonen und dem Pokal-Titelverteidiger RasenBallsport Leipzig (Erste Bundesliga) wird jetzt am Dienstag, 30. August 2022, um 20.45 Uhr in Dessau-Roßlau im Paul-Greifzu-Stadion angepfiffen. „Dies ist das Ergebnis eines Vorort-Termins, an dem neben Vertretern von Teutonia 05 Ottensen und RB Leipzig auch der DFB teilgenommen hat“, hieß es am Montag in einer Mitteilung des Viertligisten. In dieser Arena, die rund 20.000 Zuschauer fasst, waren neben regelmäßigen Leichtathletik-Wettkämpfen in der Vergangenheit auch schon DFB-Pokal-Spiele (unter anderem 2004 TSV Völpke gegen FC Bayern München) und Liga-Pokal-Partien ausgetragen worden.

Liborio Mazzagatti, Vorstandsvorsitzender und Sportlicher Leiter der Teutonen, wurde in der Mitteilung wie folgt zitiert: „Wir bedanken uns bei den Verantwortlichen Von RB Leipzig für die hervorragende, konstruktive und vorbildliche Zusammenarbeit. Seit Veröffentlichung der Spielpaarung hatten wir immer die Sicherheit, mit RB Leipzig einen Partner an unserer Seite zu haben, der uns lösungsorientiert und jederzeit für Fragen und Antworten zur Verfügung stand. Gemeinsam haben wir uns für die Spielstätte in Dessau entschieden und freuen uns nun auf einen wunderschönen Fußballabend. Der FC Teutonia 05 blickt nun mit großer Vorfreude auf das größte Spiel seiner Vereinsgeschichte und möchte an einem DFB-Pokalabend im Live-TV das Spiel und die Atmosphäre in Dessau mit unseren Freunden aus Leipzig nur noch genießen.“

Ulrich Wolter, Chief Relationship Officer bei RB Leipzig, gab zu Protokoll: „Wir standen von Beginn an in einem kollegialen Austausch mit Teutonia 05 Ottensen, die sich riesig auf das Spiel gegen RB Leipzig freuen. Selbstredend haben wir gerne unterstützt, da der Verein in Hamburg und Umgebung keine Spielstätte hat finden können. In Dessau finden wir gute Bedingungen vor – natürlich ist auch die geringe Entfernung von Leipzig für unsere Mannschaft und vor allem für unsere Fans eine tolle Sache. Wir freuen uns sehr, dass wir erneut in Dessau zu Gast sind und unseren vielen Fans in Sachsen- Anhalt und Nordsachsen die Mannschaft vor ihrer Haustür präsentieren können.“ 

Allen Fußball-Interessierten aus Hamburg, die einem geregelten Beruf nachgehen, wird es somit deutlich erschwert, die Partie zu verfolgen – für alle Nachwuchskicker der Teutonen ist es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Zu „verdanken“ ist dies neben der Verweigerungshaltung eines Hamburger Vereins sowie den einerseits strengen Anforderungen und der andererseits schlechten Termin-Planung des DFB – warum muss das Supercup-Spiel RB Leipzig gegen FC Bayern am eigentlichen DFB-Pokal-Wochenende stattfinden? An diesem Wochenende wäre der Volkspark bespielbar gewesen – auch den schlechten Bedingungen in der selbsternannten „Sportstadt Hamburg“. Einmal mehr zeigt sich, dass ein Drittliga- und DFB-Pokal-taugliches Stadion dringend benötigt werden würde!

(Johannes Speckner)

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