Bezirksliga West: Melzer zu Hildebrandts Rücktritt


Nach seinem Rücktritt als Trainer des West-Bezirksligisten FC Elmshorn II hatte Jan Hildebrandt bei SportNord darüber geklagt, dass die Zweite Mannschaft beim FCE zu wenig Beachtung finden würde (siehe unten stehenden Link). Dazu sagte Helge W. Melzer, Erster Vorsitzender des FCE, nun auf Nachfrage von SportNord: „Ich glaube, dass Herr Hildebrandt nicht genug Aufmerksamkeit bekommen hat ...“

Melzer präzisierte: „Hildebrandt stand seit der Winterpause der vergangenen Saison zur Disposition. Einerseits, weil es keine geeigneten Alternativen gab, aber auch, weil er ja nicht unsympathisch ist, ist er gehalten worden!“ Melzer hat aber einen großen Kritikpunkt: „Hildebrandt hat von uns vor zwei Jahren die Chance bekommen, sich bei uns als Trainer-Neueinsteiger zu versuchen – und er ist auch sehr redegewandt und kann Spieler gut motivieren. Aber: Er hat in gut zwei Jahren keine einzige Fortbildung, nicht einmal einen Basislehrgang, absolviert und sich somit keine Bildung als Trainer eingeholt. Dabei haben ihm immer wieder gesagt, dass wir als Verein diesen Lehrgang bezahlen würden!“ Melzer gibt unumwunden zu: „Das war mir ein Dorn im Auge, denn ich mag es nicht, wenn wir über Nachwuchsausbildung sprechen – und die Zweiten Herren sind nun einmal Jugendarbeit –, und dann stehen unqualifizierte Trainer auf dem Platz!“ Dies spiegelte sich laut Melzer „auch im Training und darin, dass es keine Struktur auf dem Platz gab, wider“, und der Erste Vorsitzende betonte: „Dies führte bei zahlreichen Spielern zu Frustration – neben vielen jungen Talenten wollten auch erfahrene Akteure wie Benjamin Zabel nicht mehr am Training unter Hildebrandt teilnehmen und haben den Verein verlassen!“

Trotz dieser Probleme hatte sich der FCE-Vorstand mit Rainer Klaar, der sich als Team-Manager rührig um die Zweiten Herren kümmert, darauf geeinigt, dass Hildebrandt bis zum Saisonende im Amt bleiben solle: „Diese Vereinbarung galt unter dem Vorbehalt, dass nichts Extravagantes passiert und es keine großen Aussetzer mehr gibt, denn dem Verein war ja von der Sportgerichtsbarkeit für gewisse Verfehlungen schon die eine oder andere Geldstrafe auferlegt worden“, so Melzer, der betonte: „Wir wollten die Saison eigentlich mit Hildebrandt bis zum Ende durchziehen und in Ruhe nach einem geeigneten Nachfolger Ausschau halten, denn im Sommer 2013 kommen zahlreiche Talente aus unserem A-Jugend-Team nach oben – und sie sollen einen lizenzierten Trainer bekommen, der nicht nur jung ist und viele Phantasien hat, sondern auch strukturiert mit den Jungs arbeitet!“ Laut Melzer ist Hildebrandt „ein Trainer, der großartige Ansprachen und Ideen hat und die Spieler zu Motivationszwecken auch über Glasscherben laufen lassen würde, aber leider vergisst, dass er auch einmal trainieren müsste ...“ Der Erste Vorsitzende fügte hinzu: „Ich weiß nicht, ob man ihm das vorwerfen kann – denn er kann es kaum besser wissen, weil ihm die Ausbildung fehlt!“

Wie aber kam es nun zum Bruch und zum Rücktritt von Hildebrandt? „In den ersten beiden Jahren seiner Tätigkeit war er einsichtig, dass er keine großen finanziellen Forderungen stellen konnte. Das war in diesem Sommer anders, da wollte er plötzlich eine völlig überzogene finanzielle Aufwandsentschädigung“, so Melzer, der betonte: „Im Vorstand waren wir uns einig, dass das in keinem Verhältnis steht, und haben ihm ein Gegenangebot gemacht!“ Daraufhin herrschte laut Melzer zunächst einmal Funkstille: „Als wir diesbezüglich mehrere Wochen nichts von ihm gehört hatten, dachten wir, dass er nur pokern wollte, unser Angebot nun aber akzeptiert hat. Ende September bekam ich dann aber eine SMS, in der stand, dass, wenn wir nicht auf seine Forderungen eingehen würden, er für sich eine Entscheidung treffen würde. Am 2. Oktober rief er mich dann an und fragte noch einmal nach – und sagte schließlich, dass er dann eben aufhören müsse!“ Melzer zog daraufhin folgende Bilanz: „Hildebrandt ist ein sympathischer Typ, den ich wirklich gerne mag – aber fachlich haben wir uns durch sein Ausscheiden nicht verschlechtert!“ Die von Hildebrandt gegenüber SportNord als gut beschriebene Zusammenarbeit zwischen der Ersten und Zweiten Herren war laut Melzer nur einseitig existent: „Liga-Trainer Achim Hollerieth hat gesagt, wer in der Reserve spielen soll – aber im Gegenzug hat Hildebrandt keine Spieler von sich für oben empfohlen oder Wünsche geäußert, und ich als Erster Vorsitzender kann nicht auch noch das Sprachrohr zwischen den beiden Trainern sein. Nachdem es im Sommer einmal ein Gespräch zwischen Hollerieth und Hildebrandt gegeben hatte, war klar, dass das keine langfristige Perspektive ist!“ Die Trainingsbeteiligung bei der FCE-Reserve lag laut Melzer zuletzt bei „fünf bis acht Spielern“, so dass der Erste Vorsitzende zu dem Schluss kam: „Darüber, ob die Mannschaft hinter Hildebrandt stand, müssen wir nicht diskutieren!“

Am vergangenen Sonntag saß der bisherige Co-Trainer Torsten Greve bei der 2:3-Niederlage beim FC Roland Wedel auf der Trainerbank. „Wir werden jetzt in den nächsten Tagen besprechen, wie es bei unserer Zweiten Mannschaft weitergeht“, so Melzer, dem bis zum Saisonende eine interne Lösung vorschwebt: „Es könnte sein, dass wir die Erste und Zweite Mannschaft in einigen Trainingseinheiten zusammen arbeiten lassen, sprich Hollerieth und André von Schassen das zusammen mit Greve in Team-Arbeit mit erledigen – auch, um sich einen Überblick zu verschaffen, wie der wirkliche Leistungsstand aktuell ist und weshalb Spieler wie Veton Hajrizi, die normalerweise höherklassig spielen müssten, ihr Potential in der Bezirksliga momentan nicht abrufen können!“ Wichtig ist es Melzer, dass die Spieler der Zweiten Mannschaft „schnell wieder Spaß am Training bekommen“ – und langfristig hegt er folgenden Plan: „Wir haben jetzt acht Monate Zeit, um für die kommende Saison eine ‚geschummelte‘ U23, die zu 70 bis 80 Prozent aus U23-Spielern besteht, in der aber natürlich auch ein paar ältere Akteure mitwirken, zu bilden!“

(JSp)

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