
Das Glück sei stets mit den Teams, die in der Tabelle oben stehen, besagt eine Fußball-Weisheit. Am Sonntag bewahrheitete sich diese wieder einmal: Der Niendorfer TSV II gewann beim FC Union Tornesch durch einen umstrittenen Elfmeter in der 88. Minute, den Moritz Niemann im Nachschuss verwandelte, mit 2:1 und liegt damit als Tabellen-Zweiter weiterhin nur zwei Zähler hinter dem Spitzenreiter HEBC. Ein Aufstieg in die Oberliga Hamburg, das sei an dieser Stelle noch einmal geschrieben, wäre aber für die U23 des NTSV nur möglich, wenn die Erste Mannschaft des Vereins (zurzeit Rang-Dritter der Oberliga) den Sprung in die Regionalliga Nord schaffen würde.
Der Tornescher Trainer Stefan Dösselmann hatte sich auch zwei Stunden nach dem Abpfiff noch nicht beruhigt: „Wir haben der wohl spielstärksten Mannschaft in unserer Staffel hervorragend Paroli geboten, dann aber durch einen Witz-Elfmeter in der 88. Minute verloren“, haderte er. Bevor das aus Dösselmanns Sicht „lächerliche Zustandekommen des Strafstoßes“ näher erörtert wird, sollen die vorherigen 88 Minuten Erwähnung finden, da die Tornescher in diesem Zeitraum „sehr, sehr stark spielten“, wie auch Dösselmann lobte. Dabei kam es dem Union-Team, das kämpferisch und läuferisch einen riesigen Aufwand betrieb, zugute, dass es bereits in der achten Minute in Führung ging. „Und der Treffer war perfekt herausgespielt“, sagte Dösselmann zufrieden. Maik Stahnke eroberte tief in der eigenen Spielfeldhälfte den Ball, woraufhin die Hausherren einen schnellen Gegenangriff vortrugen: Über Flemming Lüneburg und Martin Schwabe gelangte der Ball zu Ricardo Gomes, in dessen Flanke der aufgerückte Maik Stahnke nur noch seinen Fuß halten musste, um das 1:0 zu erzielen.
„In der Folge haben wir sehr stark gegen den Ball gearbeitet“, lobte Dösselmann. Obwohl die Niendorfer ein klares Plus an Ballbesitz hatten, kamen sie zu keinen klaren Torchancen. Auf der Gegenseite geriet Lüneburgs flache Hereingabe von der rechten Seite einen Tick zu steil für den in der Mitte lauernden Dennis Beckmann (44. Minute). Auf dem Platz ging es phasenweise hitzig zu ‒ so geriet etwa Union-Kapitän Martin Schwabe mit dem Niendorfer Yannick Sahs aneinander, dem er vorwarf, erst einigen Tornescher Akteuren Schauspielerei und Wehleidigkeit unterstellt zu haben, ehe er nach einem Zweikampf aber selbst zu Boden ging und liegen blieb. Die Seiten wurden schließlich beim Stand von 1:0 gewechselt, woraufhin die Gäste zu Beginn des zweiten Durchgangs großen Druck aufbauten: „Da haben wir gehörige Probleme bekommen und mussten bange Minuten überstehen“, gestand Dösselmann.
In der 65. Minute gelang der NTSV-Reserve der verdiente Ausgleich: Nach einem Eckstoß gewann FCU-Verteidiger Lennart Maack zwar das Kopfballduell ‒ allerdings flog der Ball über seinen Scheitel hinweg und am langen Pfosten konnte der Niendorfer Niemann zum 1:1 einschieben. „Das war ärgerlich, kann aber nach einer Standardsituation passieren“, urteilte Dösselmann. In der Schlussphase stand das spannende Spiel auf des Messers Schneide. Die Gäste waren spielerisch besser und drückten, aber in der 85. Minute hatten die Hausherren eine aussichtsreiche Konterchance ‒ doch bei dieser fand der eingewechselte Sören Badermann mit seinem Pass von der linken Seite aus keinen Mitspieler. Drei Minuten später spielte Fabian Tiedemann dann im eigenen Strafraum in einem Zweikampf „klar den Ball“, wie Dösselmann hervorhob und was, so der Union-Trainer, „auch daran zu sehen war, dass das Spielgerät seine Laufrichtung veränderte“.
Schiedsrichter Omar Amarkhel (vom MSV Hamburg), der schon zuvor sehr unsicher gewirkt und erst großzügig gepfiffen hatte, ehe er plötzlich für Kleinigkeiten Gelbe Karten verteilte, hatte eine andere Sicht: Er sprach den Gästen einen Elfmeter zu. „Darüber haben sogar die Niendorfer gelacht“, so Dösselmann, der haderte: „Alle Menschen, die im Torneum waren, haben gesehen, dass das kein Strafstoß war ‒ nur der Schiedsrichter nicht.“ FCU-Keeper Tim Brüggemann parierte den Elfmeter von Niemann zunächst, aber Niemann nutzte den Nachschuss zum 1:2 (88.). „Auch nach dem Spiel war der Schiedsrichter leider uneinsichtig“, so Dösselmann, der nach der dritten Niederlage in Folge zu dem Schluss kam: „Einen Punkt hätten wir absolut verdient gehabt.“ Nun liegen die Tornescher als Tabellen-13. weiterhin zehn Zähler vor dem Drittletzten VfL Pinneberg II, dessen Derby bei der SV Halstenbek-Rellingen ausfiel, wodurch die VfL-Reserve noch eine Partie mehr zu absolvieren hat als die Tornescher.