
Zugegeben, die Frage war gemein! „Fies“ nannte sie Frank Ockens, der Sportliche Leiter des Wedeler TSV, als er von SportNord gefragt wurde, ob er am Saisonende lieber in die Oberliga Hamburg aufsteigen oder den Oddset-Pokal gewinnen würde. Nach einer kurzen Phase des Nachdenkens gab der 40-Jährige folgende Antwort: „Ich glaube, dann würde ich mich für den Pokalsieg entscheiden, weil das ein ganz besonderer Titel wäre ‒ gerade für einen Landesligisten. Ein Aufstieg, egal ob als Erster oder Zweiter, wäre natürlich auch eine großartige Sache, aber ein Pokalsieg wäre noch höher einzustufen!“ Fakt ist: Nachdem die Wedeler, die in der Landesliga Hammonia zurzeit Tabellen-Dritter sind, am Sonntagnachmittag überraschend im Viertelfinale den Hamburger Oberligisten Wandsbeker TSV Concordia mit 3:1 schlugen, trennt sie nun tatsächlich nur noch ein weiterer Sieg vom Einzug in das Pokal-Endspiel an der Hoheluft. „Das war eine kleine Pokal-Sensation“, sagte Ockens zu dem überraschenden Triumph über den klassenhöheren Gegner.
Dieser hätte schon früh Form annehmen können, doch einen Schuss von Jan Eggers wehrten die Gäste soeben noch ab. Dann wäre das 1:0 beinahe einem Zufallsprodukt entsprungen, als eine Flanke von Dominik Lange so abrutschte, dass Concordias Keeper Kanan Natig Safarov sein ganzes Können aufbieten musste (15.). Bereits in der 19. Minute wurden dann beide Teams dezimiert: Nachdem der Wedeler Mark Hinze an der Grundlinie gefoult worden war, reklamierte er, dass ein Gäste-Akteur nachgetreten hätte; daraus entstand eine Rudelbildung und Schiedsrichter Marco Kulawiak (vom SC Teutonia 10) zeigte sowohl Hinze als auch Concordias Sebastien Mankumbani glatt „Rot“. Die Wedeler hatten auch danach klare Vorteile, konnten aber mehrere gute Chancen nicht nutzen. Effizienter agierten im Elbestadion weiterhin die Gäste: Benjamin Bambur schoss nach einem Abstimmungsfehler in der Wedeler Innenverteidigung aus spitzem Winkel zum 0:1 ein (38.).
Kurz vor der Pause musste Concordias Coach Diamantis Cholevas dann erstmals wechseln: Für Oliver Eugene Doege, der verletzt ausschied, kam Lennard Wallner in die Partie. „Wie unsere Jungs dann nach der Pause aus der Kabine gekommen sind, war allererste Sahne“, lobte Ockens. Dies wurde nach einer guten Stunde mit dem Ausgleich belohnt: Aytac Erman köpfte nach einer Freistoßflanke zum 1:1 ein (61.). Nur fünf Minuten später gab es gleich den nächsten Rückschlag für die Concorden, denn der eingewechselte Wallner foulte, bereits mit „Gelb“ verwarnt, Tugay Hayran, wofür ihn Kulawiak mit der Gelb-Roten Karte vom Feld schickte. In Überzahl nahm die Überlegenheit der Wedeler noch mehr zu und in der 79. Minute nutzte Erman einen Pass von Eggers, um seinen Doppelpack zu schnüren.
„Danach haben wir unsere Führung relativ souverän über die Zeit gebracht“, lobte Ockens, der in der Schlussphase „keine klare Torchance für Concordia“ mehr sah und betonte: „Wir waren dem dritten Tor wesentlich näher als Concordia dem Ausgleich!“ In der vorletzten Minute war es dann der 18-Jährige Moritz Rosemeier, der erst kurz zuvor eingewechselt worden war, der den 3:1-Endstand herstellte. „Entscheidend war, dass wir einen Tick mehr wollten, und wir eine großartige mannschaftliche Geschlossenheit an den Tag gelegt haben“, urteilte Ockens, der Keeper Oliver Firgens und dem Doppeltorschützen Erman noch ein Sonderlob aussprach. Auf die Frage nach einem Wunsch-Gegner für das Pokal-Halbfinale, das neben den Wedelern bisher mit dem Oberligisten TSV Buchholz 08 erst eine weitere Mannschaft erreichte, sagte Ockens abschließend: „Wir nehmen es, wie es kommt!“