
Wie SportNord bereits berichtete, hatte das Verbandsgericht des Hamburger Fußball-Verbandes den „Fall FC Bingöl“ zur erneuten Verhandlung an das HFV-Sportgericht zurückverwiesen und, angesichts der Verfehlungen von Bingöl-Anhängern bei den Partien gegen Türk-Birlikspor Pinneberg und beim Harburger Türksport, „den Ausschluss des Vereins vom Spielbetrieb für die Dauer einer Spielserie“ angeregt (siehe unten stehenden Link).
Obwohl es von Personen, die wohl mit Bingöl sympathisieren, Drohungen gegen HFV-Mitarbeiter gegeben haben soll („Wir wissen, wo ihr wohnt ...“), griff das HFV-Sportgericht nun hart durch: Bei der Verhandlung am Mittwoch, 21. Juni, kam folgendes Urteil zustande: „Die Erste Mannschaft des FC Bingöl wird für jeglichen Spielbetrieb vom 21. Juni 2010 bis zum 31. Dezember 2010 gesperrt!“ Die Bingöl-Verantwortlichen erhielten nach der Urteilsverkündung eine Rechtsmittelbelehrung. „Aber sie haben kein Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt, sondern es so akzeptiert“, erklärte der HFV-Spielausschuss-Vorsitzende Joachim Dipner auf Nachfrage von SportNord. Nun ist die Frist, in der Bingöl eine erneute Verhandlung vor dem Verbandsgericht hätte beantragen können, verstrichen.
Was aber bedeutet die „Sperre“ der Ersten (und einzigen Herren-) Mannschaft von Bingöl nun für die kommende Saison 2010/2011? „Da Bingöl bis zum 31. Dezember 2010 kein Pflichtspiel bestreiten darf, werden in der Ersten Runde des Oddset-Pokals sowie an den ersten beiden Bezirksliga-Spieltagen die Partien jeweils mit 3:0 für Bingöls Gegner gewertet“, so Dipner, der ergänzte: „Anschließend wird Bingöl, wie es in unserer Spielordnung steht, nach dreimaligem Nichtantreten mit null Punkten und 0:0-Toren ans Tabellenende gesetzt. Die kampflosen 0:3-Niederlagen von den ersten beiden Spieltagen werden aus der Gesamt-Wertung herausgenommen, und Bingöl steht in der Bezirksliga Süd als erster von drei Regel-Absteigern in die Kreisliga fest!“
Obwohl die Sperre gegen Bingöl offiziell am letzten Tag dieses Jahres endet, wird das Team auch im ersten Halbjahr des Jahres 2011 „an keinem Pflichtspiel mehr teilnehmen dürfen“, stellte Dipner klar. Somit wirken in der Bezirksliga Süd faktisch nur 15 Teams mit, und an jedem Spieltag hat eine Mannschaft spielfrei. Warum aber wird der kurdische Klub dann nicht schon jetzt, vor dem 30. Juni, aus der Bezirksliga Süd gestrichen, und mit dem SC Union 03 (Kreisliga 7) einem weiteren Kreisliga-Vizemeister der Aufstieg ermöglicht (der Hamburger SV IV könnte dann in die Kreisliga nachrücken)? „Wir müssen Bingöl in der Bezirksliga lassen, weil der Verein ja nicht aus dem HFV ausgeschlossen worden ist, sondern im Verband und somit auch in seiner Liga bleibt“, so Dipner
Mit Union 03, dem Traditonsverein von der Waidmannstraße, der somit vergeblich auf den sofortigen Wiederaufstieg hoffte, hat Dipner zudem wenig Mitleid: „Die ‚Jonier‘ hatten es doch selbst in der Hand, zunächst in der regulären Saison in der Kreisliga 7 und dann in der Aufstiegsrunde sportlich den Aufstieg zu schaffen – aber sie haben in ihrer Aufstiegsrunden-Gruppe B eben nur den dritten Platz hinter dem TSV Wandsetal II und Post SV belegt ...“ Zudem erinnerte Dipner daran, dass bereits die Postler (Kreisliga 5) als schlechterer der beiden Aufstiegsrunden-Gruppen-Zweiten „nur aufstiegen, weil sie vom Ausschluss des bisherigen Süd-Bezirksligisten FC Porto profitierten“, und betonte: „Jetzt Union 03 als Leidtragenden hinzustellen, wäre meiner Meinung nach falsch!“
Freuen über das Schicksal des FC Bingöl, der seit 2004 am Spielbetrieb des HFV teilnimmt, im Sommer 2005 auf Anhieb den Sprung in die Kreisliga schaffte und 2008 als Meister der Kreisliga 2 in die Bezirksliga Süd aufstieg, können sich nun die dortigen Abstiegskandidaten: „Neben Bingöl wird es nur noch zwei weitere sportliche Absteiger geben“, so Dipner. Die Bingöl-Verantwortlichen haben die Möglichkeit, für die Saison 2011/2012 eine Mannschaft in der Kreisliga zu melden. „Da sie, anders als der ausgeschlossene FC Porto, als normaler Absteiger gelten, wäre das möglich“, so Dipner, der aber zu bedenken gab: „Dafür müssten die Bingöl-Offiziellen im Sommer 2011 rechtzeitig den Meldebogen für die Kreisliga abgeben!“ Ein Reserve-Team meldete Bingöl für 2010/2011 nicht.
(JSp)