Kreisliga 8: Irres Schützenfest endet 7:6


Ein irres Spiel gab es am Sonntag in der Kreisliga 8, wo der Moorreger SV dem Tabellen-Zweiten Heidgrabener SV einen riesigen Kampf ablieferte, auf dem Kunstrasenplatz an der Uetersener Straße sogar zweimal mit zwei Toren führte ‒ am Ende gewannen die Heidgrabener aber mit dem seltenen Fußball-Ergebnis von 7:6. „Es war ein Wahnsinnsspiel“, sagte HSV-Coach Ove Hinrichsen angesichts von insgesamt 13 (!) Toren in 93 Minuten, während MSV-Trainer Arne Frank den Begriff vom „Jahrhundertspiel“ bemühte. Die ersten drei Treffer erzielten die Moorreger ‒ darunter war allerdings ein Eigentor, das Felix Giesbrecht bei seinem Start-Elf-Debüt in der Kreisliga unterlief. Im Bemühen, einen von Erkan Karakas an Alexander Martin adressierten, hohen Pass zu klären, traf er den Ball so, dass er über seinen eigenen Torwart Jan-Niklas Bohl hinweg zum 1:0 ins Netz flog (7. Minute).

Die Moorreger schlugen jedoch zügig zurück: Giesbrecht eroberte einen Ball, der dann über Christian Posern zu Philip Zink gelangte, der zum 1:1 ausglich (10.). Und nur eine Minute später, als die Heidgrabener nach ihrem Toranstoß den Ball vertändelten, brachte Marvin Hoffmann, abermals nach Vorarbeit von Posern, die Gäste in Führung. 2:2 stand es, als Tjorben Fülscher nach einem schönen Heidgrabener Angriff von links flankte und Martin den Ball am kurzen Pfosten versenkte (28.). Danach übten die Hausherren Druck aus und schnupperten am 3:2, als Julian Hansen aus 30 Metern abzog ‒ Bohl war schon überwunden, Tobias Hasenbruch antizipierte aber hervorragend und klärte den Ball vor der eigenen Torlinie (38.). In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit brachte Marvin Hoffmann erneut die Moorreger in Führung; HSV-Keeper Pascal Fritz rief „weg“, der Ball sprang aber vom Innenpfosten ins Netz. Ihren Vorsprung bauten die Gäste nach dem Seitenwechsel auf 2:4 aus, als ein Lupfer von Christoph Prüßing über Fritz, der in dieser Szene wieder nicht gut aussah, hinweg ins Netz flog (48.). Nach einer schönen Aktion von Dennis Malysz, der drei Moorreger aussteigen ließ, verkürzte Philippe Schümann aber postwendend auf 3:4 (48.).

Nachdem Schümann zwei gute Chancen zum Ausgleich vergeben hatte (MSV-Torwart Jan-Niklas Bohl rettete wiederholt stark), wurde Hoffmann von Manuel Maresch gefoult. Den Elfmeter verwandelte Florian Bloch zum 3:5 (62.). Die Heim-Elf rannte weiter an ‒ und drehte die Partie mit drei Toren nach ruhenden Bällen innerhalb von neun Minuten zu ihren Gunsten, was auch an den Einwechslungen von Jesse Jacobsen und Maik Siebels lag, die dem Heidgrabener Spiel deutlich mehr Struktur verliehen. Martins Freistoß von rechts flog an Freund und Feind vorbei ins lange Eck (73.), dann köpfte Maik Siebels nach Jesse Jacobsens Einwurf zum 5:5 ein (75.), ehe Jesse Jacobsen nach einem Martin-Eckstoß ebenfalls per Kopf das 6.5 gelang (81.). In der Nachspielzeit erreichte die Dramaturgie dann ihren Höhepunkt. Zunächst foulte Fritz den frei auf ihn zustürmenden Marvin Hoffmann, wofür er die Rote Karte bekam. Da das Heidgrabener Wechselkontingent bereits erschöpft war und kein Ersatzkeeper im Kader stand, ging Jesse Jacobsen ins Tor und war bei Florian Blochs Strafstoß chancenlos ‒ 6:6 (90.).

Drei Minuten später gab es aber auch noch einen Elfmeter für die Heidgrabener, als Mark Zipp im Gäste-Strafraum zu Boden ging. Philippe Schümann verwandelte zum 7:6 und zog beim Torjubel sein Trikot aus, wofür er „Gelb-Rot“ sah, weil er zuvor bereits die Gelbe Karte bekommen hatte. Kurz darauf erfolgte der Abpfiff. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte Hinrichsen. „Wir waren klar die bessere Mannschaft“, ergänzte der HSV-Coach, der seiner Elf „defensiv einen ganz schwachen Tag“, aber auch „eine unglaublich große Moral“ attestierte. Neben der Abwehrarbeit missfiel Hinrichsen auch die Chancenverwertung seines Teams: „Wir haben von 16 richtig guten Chancen zu viele vergeben, während Moorrege aus acht Gelegenheiten sechs Tore gemacht hat!“ Frank, der im Freizeitfußball nach einem ähnlich kuriosen Spielverlauf schon einmal mit 7:6 gewonnen hatte, sagte: „Es war ein unglaubliches Spektakel, in dem meine Mannschaft alles gegeben hat, was drin war, und einem Aufstiegsanwärter das Leben schwer gemacht. Wir haben zwei Zwei-Tore-Führungen verspielt, aber auch Rückstände aufgeholt, so dass es sich ausgleicht. Aus dem Spiel heraus haben wir nur zwei Gegentreffer kassiert ‒ umso ärgerlicher, dass wir bei Standardsituationen nicht wach waren. Am Ende hat sich Fortuna für Heidgraben entschieden ...“ Frank sprach an Florian Bloch und Marvin Hoffmann noch ein Sonderlob aus.

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