Kreisliga 5: Das sagt der FC Hamburger Berg zum Urteil


Neben seinem Torwart Patrick A. (35), der für vier (!) Jahre gesperrt wurde, müsste der FC Hamburger Berg, sollte das Urteil des Sportgerichts des Hamburger Fußball-Verbandes Bestand haben, aller Voraussicht nach auch den Klassenerhalt in der Kreisliga 5 abschreiben. Denn der Neun-Punkte-Abzug, den das Gericht am Mittwochabend bei der Verhandlung der Geschehnisse, die am 18. März zum Abbruch der Partie Hamburger Berg gegen SV Lohkamp geführt hatten, gegen den FC verhängte, halbierte das Punktekonto des letztjährigen Neulings von 18 auf neun Zähler.

„Um ehrlich zu sein: Ich habe in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag nur wenig geschlafen“, erklärte Ralph Hoffmann. Der Präsident des FC Hamburger Berg nahm sich am Donnerstag Zeit, um mit SportNord über die Verhandlung zu sprechen: „Wir beraten vereinsintern, ob wir Protest einlegen – die Wahrscheinlichkeit, dass wir vor das Verbandsgericht ziehen, ist hoch.“ Hoffmann gab zu, er sei „noch nicht dazu gekommen, mit einem klaren Kopf über das Urteil nachzudenken“. Trotzdem stellte er fest: „Die Verhandlung ist merkwürdig gelaufen und es hat mich sehr gestört, dass der Verband eine Vorverurteilung gegen uns vorgenommen hatte.“

Damit bezog Hoffmann sich darauf, dass das für den vergangenen Freitagabend geplante Gastspiel des FC Hamburger Berg beim Rissener SV, das die erste Partie nach dem Abbruch gegen Lohkamp gewesen wäre, vom HFV abgesetzt wurde. „Dagegen durfte der SV Lohkamp am vergangenen Sonntag spielen (Anmerkung der Redaktion: 4:1-Sieg gegen den SC Victoria Hamburg III), und das ist in meinen Augen nicht in Ordnung“, so Hoffmann, der präzisierte: „Da ist mit zweierlei Maß gemessen worden, obwohl der SV Lohkamp nun bei der Verhandlung auch zu drei Punkten Abzug verurteilt wurde und zwei seiner Spieler gesperrt worden sind.“

Von den ursprünglich neun Anklagepunkten, die es gegen den FC Hamburger Berg gab, hätten laut Hoffmann „alle widerlegt werden können – abgesehen von denen, wo es um das Fehlverhalten unserer beiden Spieler ging“, so Hoffmann. Dass sich Torwart Patrick A. und Kapitän Najimu M. „ein extremes Fehlverhalten leisteten“, so der Präsident, würde „niemand abstreiten“. Gefragt, ob die Sperre von vier Jahren (gegen A.) beziehungsweise zwei Jahren (gegen M.) sowie der daraus resultierende Neun-Punkte-Abzug aus seiner Sicht angemessen seien, entgegnete Hoffmann: „Das Verhalten dieser Spieler ist mit nichts gutzuheißen und am allermeisten haben sie sich selbst und uns als Verein damit geschadet. Aber meiner Meinung nach ist das trotzdem ein zu hartes Urteil, zumal es für zwei Spieler des SV Lohkamp, die sich ebenfalls eines Fehlverhaltens schuldig gemacht haben, Sperren von einem Jahr beziehungsweise zehn Spielen gab.“

Deshalb ist es Hoffmanns Ziel, vor dem Verbandsgericht „eine Reduzierung der Sperren und des Punkte-Abzugs zu erreichen“. Dem Präsidenten ist es zudem wichtig, Ursachenforschung zu betreiben, wie es zu den unschönen Geschehnissen kommen konnte: „Unser Verein ist schließlich kein Klub, der einschlägig dafür bekannt ist, dass es Spielabbrüche und Schlägereien gibt.“ Vielmehr sei es so, dass im FC Hamburger Berg „zahlreiche Menschen, die aus Kriegsgebieten geflüchtet sind, weil sie hier in Sicherheit und Frieden leben wollen, eine sportliche Heimat gefunden haben“, so Hoffmann, der klarstellte: „Das macht unseren Verein aus, dafür haben wir viel Zeit, Herzblut und auch Geld investiert. Und nun zu glauben, dass unsere Spieler einfach so auf Gegenspieler oder Schiedsrichter losgehen und sie zusammenschlagen, wäre irrwitzig.“

Bei der Partie gegen Lohkamp seien „Dinge vorgefallen, die sich gegen uns gerichtet und unsere Spieler provoziert haben, die ein absolutes Unding und aus unserer Sicht rassistisch gewesen sind“, so Hoffmann. Um dem Verband dies zu demonstrieren, hätten die FC-Verantwortlichen Videomaterial vorgelegt, „obwohl wir uns damit zugleich auch selbst belastet haben“, so Hoffmann. Mit diesem Thema werde sich „die Sportgerichtsbarkeit noch gesondert befassen“, ließ Hoffmann durchblicken, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen wurde. Mit Blick auf den drohenden, sofortigen Wiederabstieg in die Kreisklasse erklärte der Präsident abschließend: „Natürlich würde uns ein Abstieg sehr, sehr weh tun – aber wir haben ja in der vergangenen Saison gezeigt, dass auch ein Kreisklassen-Team im Pokal weitkommen kann.“

Es wäre schön, wenn der FC Hamburger Berg zukünftig wieder so positive Schlagzeilen wie bei seinen Pokal-Sensationen schreiben würde!

(Johannes Speckner)

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