
„Ich bin überzeugt davon, dass wir da unten rauskommen“, sagte Aydin Taneli, Trainer von V/W Billstedt 04 auf der zur Pause anberaumten Pressekonferenz nach dem Spiel seiner Truppe gegen den SC Victoria. Nicht zuletzt der 1:0 Sieg seiner Equipe gegen den sicherlich klar favorisierten SC Victoria spricht dafür, dass diese Überzeugung des zu Beginn der laufenden Saison angetretenen Übungsleiters durchaus Berechtigung findet. Immerhin sammelten die Billstedter, denen eingangs kaum jemand den Klassenerhalt zugetraut hatte, nun schon 12 Punkte und es ist ihnen zuzutrauen, dass da noch so einige hinzukommen werden, um am Ende der Spielzeit über dem Strich zu stehen. Der unter schweren Bedingungen nach dem Aufstieg „zusammengewürfelte Kader“ erweist sich immer mehr als echte Einheit. Der Anteil des Trainers daran ist nicht hoch genug einzuschätzen.
Der als Tabellen-Zweiter angetretene SC Victoria, der aus seinen letzten sieben Partien stolze 19 Punkte geholt hatte, gestaltete die Partie zunächst überlegen. Nach einem ersten Eckball getreten von Marc Lange kam Nick Scharkowski recht frei zum Kopfball, der aber knapp rechts am Tor der Hausherren vorbeiging (7.). Weiter ging es mit viel Ballbesitz der Gäste, die sich aber immer wieder die Zähne an der kompromisslos auftretenden Abwehr die Zähne ausbissen, ohne dabei mal auch hinter den Abwehrriegel zu kommen, um so etwas wie Torgefahr ausüben zu können. Viel zu sehr ging es mit brotlosem Kurzpassspiel durch die Mitte. Immerhin ein Freistoß aus 24 Metern sprang dabei heraus, den Ebenezer Utz unglücklich an den linken Torpfosten setzte (27.).
Die Billstedter warteten nur darauf, dass sie über Ballverluste der Gäste mit schnellem Umschaltspiel ihrerseits Nadelstiche nach vorne setzen konnten. Dazu kam es dann nach 33 Minuten. Tino Oschetzki marschierte recht auf und davon, flankte scharf ins Zentrum, wo aber Edison Fernandes aus fünf Metern der zielgerichtete Abschluss misslang. Fernandes war es wenig später auch, der aus 25 Metern abzog, aber rechts am Tor vorbeischoss (36.). Dann durfte sich auch Billstedts Keeper Tim Wiegand mal auszeichnen, als er einen Kopfball (wieder nach Ecke von Lange) von Klaas Kohpeiß entschärfen konnte (38.), der zum Leidwesen der Gäste wenig später mit einer für ihn hoffentlich nicht allzu schweren Verletzung den Platz räumen musste und von Andre Branco ersetzt wurde (42.).
Das torlose Remis zur Pause ging vollkommen in Ordnung, wobei die Gäste häufig viel zu kompliziert agiert hatten und die Gastgeber zwar tadellos die Räume verengt hatten, aber im Umschaltspiel zu viele Fehler gemacht hatten.
Das Bild änderte sich im zweiten Durchgang dahingehend, dass die Hausherren nun wesentlich mutiger dagegenhielten und auch ihrerseits mehr Akzente nach vorne setzten. Eine richtig gut anzusehende Kombination über rechts mit den beteiligten Oschetzki, Oliver Kunkel und Volkan Al, der letztlich aus 16 Metern links am Tor vorbeischoss, machte deutlich, dass die Partie nun völlig ausgeglichen verlief (60.). Ab und an bemühte sich Victoria das Spiel ein wenig schneller und zielgerichteter zu gestalten, kam dabei auch häufiger in den Strafraum der Gastgeber, wo dann aber das Tüpfelchen auf dem I mit letzter Konsequenz ausblieb. So scheiterte auch Ebenezer Utz mit einem 16-Meter-Schuss, der zur Ecke geblockt werden konnte, die dann aber für echte Gefahr im Billstedter Abwehrverbund sorgte.
Der zu kurz abgewehrte Ball landete bei Luca Ernst, der aus 14 Metern zentral satt abzog, doch dabei genau auf den aufmerksamen Torwart Tim Wiegand traf, der bestens reagierte (75.). Als alles schon nach einem Unentschieden aussah, leistete sich Andre Branco 35 Meter vor dem eigenen Tor einen Ballverlust mit Folgen. Jerry Sampaney angelte sich den Ball, spielte sofort auf den rechts freistehenden Hamid Zazai, der dann in den Strafraum der Gäste drang und unvermittelt oben rechts zum 1:0 ins Tor traf und seinem Team so mit seinem ersten Punktspieltor seit gefühlten Ewigkeiten den zweiten Saisonsieg bescherte. Nach exakt 90 Minuten pfiff der gute Referee Christian Okun die Partie ab. Ganz Billstedt war danach im Freudentaumel. Auf der Seite der Gäste war die Enttäuschung umso größer.
Victorias Trainer Jean-Pierre Richter lobte zum einen fair das gute Auftreten der Billstedter, das seinem Team „kaum Lösungen“ offeriert hatte. „Uns fehlten heute einfach Kreativität, Kraft und Überzeugung“, brachte Richter es auf den Punkt.
hvp