Regionalliga: HSV-Reserve verliert gegen Lübeck


Schon oft kam es im Fußball vor, dass durch einen Freistoß in der Nachspielzeit noch ein wichtiges Tor, sei es der Ausgleichs- oder der Siegtreffer, eingeleitet wurde. Am Sonntag bot sich die Chance dazu auch dem Hamburger SV II, dem im Regionalliga-Spiel gegen den VfB Lübeck beim Stand von 0:1 nach einem Foul von Aleksandar Nogovic, das dem Lübecker die Gelb-Rote Karte wegen Unterbinden eines Konters eingebracht hatte, ein Freistoß knapp vor der Mittellinie zugesprochen wurde. Fast alle HSV-Spieler erwarteten diesen im und am VfB-Strafraum ‒ doch Schiedsrichter Christian Meermann (vom SC Sportfreunde Niedersachsen Vechta) monierte, dass sich Arianit Ferati, der den Freistoß ausführen wollte, den Ball zu weit nach vorne gelegt habe. Und als Ferati das Spielgerät nach der ersten Aufforderung des Unparteiischen nicht weit genug zurück legte, pfiff Meermann die Partie kurzerhand ab, ohne den Freistoß noch ausführen zu lassen.

Zuvor hatten die Lübecker auf der Wolfgang-Meyer-Sportanlage an der Hagenbeckstraße das Heft des Handelns von Beginn an in die Hand genommen. Und in der zehnten Minute gingen die Gäste dann auch schon in Führung: Nachdem sich HSV-Verteidiger Jonas Behounek einen zu kurzen Rückpass leistete, lief der aufmerksame Lübecker Daniel Franziskus dazwischen, erreichte den Ball vor HSV-Keeper Morten Behrens und war mit einem Lupfer erfolgreich. Zwar berührte Behrens den Ball noch minimal mit seinen Fingerspitzen, doch er zappelte zum 0:1 im Netz. In der Folge zogen sich die Gäste etwas weiter in die eigene Spielfeldhälfte zurück und überließen den Hausherren die Initiative. Einige Freistöße der HSV-Reserve wurden von der VfB-Abwehr geklärt. Gefährlicher wurde es da schon auf der anderen Seite, als Franziskus einen Eckstoß klug in den Rückraum zu Ahmet Arslan spielte. Der Ex-HSVer versuchte es mit einem satten Schuss, der aber von der Heim-Elf abgeblockt wurde (20. Minute). Nur zwei Zeigerumdrehungen später gab auch Franziskus von der Strafraumgrenze aus einen guten Schuss ab, der sein Ziel nur knapp verfehlte. Und aller guten Dinge waren drei, als Arslan von rechts in die Mitte spielte, wo Franziskus abzog, aber erneut an einem HSV-Verteidiger hängen blieb (23.).

Ganz so tempo- und chancenreich ging es nicht weiter. Nach einer guten halben Stunde gab es die erste aussichtsreiche Gelegenheit der Hamburger: Bakary Jatta flankte in die Mitte, wo die Lübecker nicht klären konnten, weshalb Behounek zum Schuss kam ‒ dieser strich hauchdünn links am Ziel vorbei (31.). Statt 1:1 hätte es im direkten Gegenzug dann auch 0:2 stehen können, als Arslan quer passte zu Marvin Thiel, der freie Bahn hatte, dann aber viel zu früh einen Torschuss abgab, den Behrens parieren konnte (33.). Dann hätte Arslan an seiner früheren Wirkungsstätte beinahe ein echtes Traumtor erzielt: Als er sah, dass Behrens weit vor seinem Gehäuse herumturnte, gab er von der Mittellinie aus einen Schuss ab, der sein Ziel aber hauchdünn verfehlte (39.). Kurz vor der Pause zeigte Behrens noch einmal seine Klasse, als er gegen Thiel, der nach einer Flanke von Florian Riedel aus Nahdistanz abzog, stark parierte (44.). In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit leisteten sich die Lübecker noch einmal einen Abwehrfehler, den die „Rothosen“ aber nicht nutzen konnten. So wurden die Seiten mit dem knappen Spielstand von 0:1 gewechselt und die VfB-Führung ging bis dahin in Ordnung.

Nach der Pause hätten die Schleswig-Holsteiner zügig das 0:2 nachlegen können: Arslan behauptete sich links stark und fand in der Mitte Franziskus, der zwar zu Boden ging, aber das Spielgerät irgendwie noch zu Yannick Deichmann durchsteckte ‒ und dessen Schuss, in leichter Rücklage abgegeben, strich über die Latte (51.). Nachdem Manuel Wintzheimer beim ersten „Torschuss“ der HSV-Reserve in der zweiten Halbzeit deutlich zu hoch gezielt hatte (55.), gab es nach einem ruhenden Ball eine weitere gute Gelegenheit für die Gäste: Einen von Arslan aus dem rechten Halbfeld in den HSV-Strafraum geschlagenen Freistoß köpfte Daniel Halke auf das lange Eck, doch Behrens konnte den Ball parieren (61.). Die beste Möglichkeit der Heim-Elf, zum Ausgleich zu kommen, gab es in der 72. Minute: Jatta gab im Gäste-Strafraum einen Torschuss ab, den Tommy Gruppe aber stark und mit äußerstem Einsatz noch abblocken konnte. Dann zog Ferati aus 19 Metern ab, doch VfB-Keeper Sven Schuchardt flog und konnte den Ball soeben noch mit seinen Fingerspitzen um den Pfosten herum lenken.

Nachdem der Stadionsprecher die Zuschauerzahl von 800 durchgesagt hatte, nahmen die Hamburger in der Schlussphase das Heft des Handelns in die Hand und drängten auf den Ausgleich, während die Lübecker tief in der eigenen Spielfeldhälfte standen und ihren Vorsprung verteidigen wollten. In der 82. Minute gab es einmal einen Entlastungsangriff der Gäste, bei dem der eingewechselte Cemal Sezer von HSV-Verteidiger Patrick Storb niedergerungen wurde. Referee Meermann entschied auf Freistoß für den VfB, den Sezer selbst ausführte und den Ball aus 28 Metern knapp am linken oberen Eck vorbei zirkelte. In der Nachspielzeit brannte es dann noch einige Male im Gäste-Strafraum. Zunächst konnte Schuchardt einen Schuss des eingewechselten Dominic Cyriacks parieren (91.) und dann führte Ferati einen Eckstoß so aus, dass er im Rückraum zu Jatta gelangte, der es mit einer Direktabnahme versuchte, die aber ein gutes Stück zu hoch geriet. Die letzte mögliche HSV-Chance fiel dann der „Zentimeter-Schinderei“ von Ferati zum Opfer ...

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