Kreisliga 1: Darum wurde das HSV-Spiel gegen den FCQ abgebrochen

Zwischen den Spielern beider Teams, hier in Person von Benedict Armack (1. FC Quickborn, links) und Marcel Mühlhaus vom Hamburger SV V,
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Ob es daran lag, dass Ilyas Afsin am Sonntagmittag bereits 90 Minuten für TBS Pinneberg im Bezirksliga-Derby beim VfL Pinneberg aktiv gewesen war? Jedenfalls ging 28-Jährige am Sonntagabend provokativ langsam von der Trainerbank des Hamburger SV V, vor der er gemeinsam mit Coach Michael Stegemann die Kommandos gegeben hatte, auf die gegenüberliegende Seite. Zuvor war Afsin, der offiziell als „Zeugwart“ der HSV-Fünften im Spielberichtsbogen stand, von Schiedsrichter Berke Gedik (Groß Flottbeker SV) mehrmals dazu aufgefordert worden, zwei Zuschauer, die sich verbal wiederholt danebenbenommen und anschließend geweigert hatten, die Sportanlage zu verlassen, von der Anlage zu verweisen. Andernfalls würde er, so Gedik, das Kreisliga-Spiel gegen den 1. FC Quickborn abbrechen, weshalb Afsin der Bitte nach anfänglicher Weigerung, wenn auch unwillig, nachkam.

Doch noch bevor Afsin bei den Zuschauern angekommen war, eskalierte die Situation komplett: Einer der beiden besagten Zuschauer (vollständiger Name ist der Redaktion bekannt) soll den Schiedsrichter-Assistenten Hans-Jürgen Bollin (vom SC Hansa 11) bewusst mit einem Ball angeschossen und am Oberschenkel getroffen haben. Da dies als Tätlichkeit gegen ein Mitglied des Schiedsrichter-Gespanns zu werten ist, brach Gedik die Partie ab. Zu diesem Zeitpunkt waren noch rund zehn Minuten zu spielen und die Quickborner führten nicht nur mit 4:2, sondern sie waren auch in Überzahl. Denn HSV-Akteur Hassibullah Hassanzadeh hatte, als Gedik im die Gelbe Karte zeigen wollte, lautstark gesagt „Ja dann gib mir doch ‚Gelb‘, gib mir doch ‚Gelb‘“, und höhnisch applaudiert, woraufhin der Referee den gelben Karton wieder eingesteckt und stattdessen „Rot“ gezückt hatte (70. Minute).

Mit dieser Entscheidung haderten einige Spieler und Anhänger der „Rothosen“. Was sie dabei in ihrer Wahrnehmung vergaßen, war, dass beide HSV-Tore auch durchaus aberkannt hätten werden können: Zum 1:2-Pausenstand verkürzte Nadjim Karimzadah nämlich von halblinks aus stark abseitsverdächtiger Position ins kurze Eck (45.) und den abermaligen Anschluss (2:3/75.) erzielte der Ex-Quickborner Steffen Puzycha mit seiner Hand. Laut Regelwerk hätte dieser Treffer also unabhängig davon, ob der HSV-Kapitän den Ball absichtlich oder unabsichtlich mit seiner Hand über die Torlinie bugsierte, nicht zählen dürfen. Die Eulenstädter konnten es gelassen nehmen, weil sie durch einen von Jean-Luca Mingolla herausgeholten und von Daniel Schneider verwandelten Elfmeter (25.), einen Torpedo-Kopfball von Florian Rose nach einem Eckstoß (44.), Schneiders zweiten Streich (48.) sowie ein Tor von „Joker“ Anastasios Pappas „klar auf der Siegerstraße waren“, wie FCQ-Coach Jan Ketelsen es ausdrückte.

Mehr noch als der Umstand, dass er nun für eine Sportgerichtsverhandlung nach Hamburg-Jenfeld fahren muss, „obwohl meine Mannschaft sich gar nichts zu Schulden kommen ließ und mit dem Spielabbruch nullkommanull zu tun hat“, so Ketelsen, stört den Trainer der Umstand, dass seine Schützlinge „am Sonntag nicht für ihre gute Leistung belohnt wurden und den Sieg nicht auf dem Platz feiern konnten“. Weil Gedik, Bollin und der zweite Assistent Onur Sinan Kaya sich nach der Abbruch-Entscheidung bedroht fühlten, verständigten sie telefonisch die Polizei. Da die Ordnungshüter es allerdings nicht schafften, zeitnah einen Streifenwagen an die Ulzburger Straße zu schicken, gab das Schiedsrichter-Trio später in einem weiteren Telefonat mit der Polizei „Entwarnung“, weshalb letztlich kein Wachmann auf der Paul-Hauenschild-Anlage eintraf.

Nun bleibt abzuwarten, ob das HFV-Sportgericht die Partie neu ansetzt, weil der Schiedsrichter nicht alle Mittel zur Spielfortsetzung ausschöpfte, oder sie mit einem 3:0-Sieg für den 1. FC Quickborn werten wird. Sollte die HSV-Fünfte, nach deren Heimspiel gegen den Heidgrabener SV II (1:5 am 4. September) der damaolige Unparteiische Andreas Cruse ebenfalls hart verbal attackiert worden sein soll, zusätzlich wegen schuldhaft verursachten Spielabbruchs zu einer Geldstrafe verurteilt werden, bleibt zudem abzuwarten, ob und wenn wie der Vorstand des HSV e. V. reagieren wird.

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