Wo der Nord-Regionalligist FC Teutonia 05 sein DFB-Pokal-Erstrunden-Duell der Saison 2024/2025 gegen den Erstliga-Absteiger SV Darmstadt 98 austrägt, ist noch fraglich. Am ehesten infrage kommen dafür wohl das Stadion Hoheluft, in dem auch die Viertliga-Punktspiele stattfinden und am 25. Mai mit einem 4:0-Finalsieg gegen den Oberligisten USC Paloma zum vierten Mal in Folge der Lotto-Pokal gewonnen worden war. Oder das Millerntor-Stadion des FC St. Pauli, in dem die Teutonen am 12. August 2023 in der ersten Runde der nun zu Ende gegangenen Serie dem späteren Pokalsieger und Deutschen Meister Bayer Leverkusen vor 11.025 Zuschauern mit 0:8 unterlagen.
Noch größer sind die Fragezeichen, die sich um den DFB-Pokal-Hit von Schleswig-Holsteins Lotto-Pokal-Sieger 1. FC Phönix Lübeck ranken. Dem Regionalligisten wurde nämlich am vergangenen Sonnabend bei der Auslosung der Champions-League-Finalist Borussia Dortmund als Gegner zuteil. Und da weder das eigene „Stadion Flugplatz“ an der Travemünder Allee noch der Buniamshof, wo die „Adlerträger“ zuletzt um Viertliga-Punkte kämpfen, die Anforderungen des Deutschen Fußball-Bundes zur Austragung einer DFB-Pokal-Partie erfüllt, muss Phönix Lübeck definitiv „umziehen“. Wie die Verantwortlichen des Stadt- und zukünftigen Regionalliga-Rivalen VfB Lübeck am Freitag in einer Pressemitteilung bekanntgaben, ist eine Austragung der Begegnung im Stadion Lohmühle vom Tisch. Folglich könnte im Volksparkstadion des Zweitligisten Hamburger SV oder im Ostseestadion des Zweitliga-Absteigers FC Hansa Rostock der Ball rollen. Die „Hansa-Kogge“ genießt allerdings in der ersten Pokal-Runde ebenfalls Heimrecht gegen ihren bisherigen Zweitliga-Rivalen Hertha BSC Berlin.
Hier der Wortlaut der Pressemitteilung des VfB:
„Der 1. FC Phönix ist nach dem Gewinn des Landespokals in Todesfelde mit der Zielsetzung auf den VfB Lübeck zugegangen, das einzige profitaugliche Stadion in der Hansestadt für das Erstrundenspiel im DFB-Pokal 2024/2025 anzumieten. Der VfB Lübeck zeigte sich, wie auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung transparent erörtert wurde, grundsätzlich gesprächsbereit und stellte bereits zu diesem Zeitpunkt eine marktübliche Mietpauschale zzgl. einer noch zu definierenden Organisationspauschale in den Raum. Dies ist keinesfalls selbstverständlich und wird in einem Traditionsverein mit gelebter Mitgliederbeteiligung und Fankultur durchaus kontrovers diskutiert.
Konkrete Gespräche zur Anmietung wurden am Dienstag nach der Pokalauslosung geführt, in denen von Seiten der VfB-VertreterInnen jedoch auch erneut dargelegt wurde, dass die Pappelkurve nicht zur Verfügung stünde; diese generelle Haltung gegenüber allen Mietinteressenten ist dem 1. FC Phönix schon aus den vorangegangenen Gesprächen im Rahmen der Lizenzierung zur 3. Liga bekannt.
Im Verantwortungsbewusstsein gegenüber unserer Stadt wurde am Dienstag, obwohl die Lösung der Herausforderungen des 1. FC Phönix nicht Aufgabe des VfB ist, zudem angeboten, den marktüblichen Mietpreis um den Anteil zu reduzieren, der durch das Ausbleiben der Vermietung der Pappelkurve entstehen könnte. Optional wurde darüber hinaus eine Organisationspauschale angeboten, um den vom DFB sehr strikt vorgegebenen Spieltagsablauf korrekt zu gewährleisten. Aus den DFB-Vorgaben ergeben sich zudem weitere Kosten, die nicht vom VfB beeinflusst werden können und an denen der VfB nichts verdient.
Der VfB Lübeck hat in der Vergangenheit im DFB-Pokal unter erheblichem finanziellem Aufwand Spiele mit besonderen Herausforderungen gegen den FC St. Pauli und Hansa Rostock durchgeführt. Wirtschaftlich attraktiv wurde die Teilnahme am DFB-Pokal für den VfB vorrangig durch die Vermarktungserlöse, nicht durch Zuschauereinnahmen.
Das Stadion Lohmühle ist bekanntermaßen im Eigentum des VfB Lübeck. Für den VfB entstehen jährlich Kosten im mittleren sechsstelligen Bereich, um dieses Stadion auf profitauglichem Niveau zu betreiben und zu erhalten. Ein Baustein der Finanzierung kann die Vermietung des Stadions sein. Hierbei bedarf es jedoch einer gründlichen Abwägung dessen, welche Werte der Verein transportieren möchte. Die Pappelkurve mit ihrer Entstehungsgeschichte und Bedeutung für unsere Fanszene eignet sich daher nicht als wirtschaftliche Verfügungsmasse.
Die in diesen Tagen viel zitierte marktübliche Miete und die klare Haltung, dass die Pappelkurve nicht Bestandteil einer Vermietung sein sollte, wurde in der Vergangenheit von anderen Vereinen bereits klaglos akzeptiert bzw. schreckte interessierte Clubs vor weiteren Gesprächen nicht ab. Dem SC Weiche Flensburg stand im Jahr 2018 zudem in etwa die gleiche Zuschauerkapazität zur Verfügung, da die Pappelkurve sich seinerzeit im Umbau befand; dies erschien unseren Gästen aus Flensburg als wirtschaftlich lukrativ genug.
Der VfB Lübeck hat darüber, dass die Lohmühle für den 1. FC Phönix aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage kommt, entgegen anders getroffener Absprachen aus den Medien erfahren. Dadurch hat der 1. FC Phönix die Gespräche über eine Vermietung beendet. Wir wünschen dem 1. FC Phönix Lübeck viel Glück bei der Durchführung des Spiels.“
(Johannes Speckner)