„Die rote Suppe tropft auf den Asphalt“, heißt es im Lied „Schwarz zu Blau“ von Peter Fox. In diesem Fall tropfte das Blut, das Jonas Möller ausgespuckt hatte, auf den Kunstrasen des Klaus-Waskow-Platzes. Schiedsrichter Jan Niklas Hägemann (Grün-Weiss Harburg) wertete dies als Spuck-Attacke des Kapitäns des SV Eidelstedt gegen seinen Gegenspieler Jan Lüneburg – beide waren zuvor im Kampf um den Ball gemeinsam zu Boden gegangen und aneinandergeraten –, weshalb er die Rote Karte zückte. Anschließend glückten Jan Lüneburg noch zwei Treffer, was der SV Lieth einen 5:1-Kantersieg bescherte.
„Am Ende haben wir auf jeden Fall verdient gewonnen, auch in dieser Höhe“, urteilte Michael Blume. Der SVL-Trainer hatte allerdings auch Lob für den Gegner parat: Die Eidelstedter seien „in der Defensive mit einem klaren Plan aufgetreten“ und hätten „nicht wie ein Tabellenletzter gewirkt“, betonte der 43-Jährige. Für diese positiven Worte konnten sich die Eidelstedter natürlich nichts kaufen, und neben dem Platzverweis war aus ihrer Sicht auch das Zustandekommen des ersten Gegentreffers denkbar unglücklich: Der Liether Linksverteidiger Ben Wrage schlug eine Flanke in den Gäste-Strafraum, wo Artin Shahrampour den Ball, innerhalb des Sechzehnmeterraums stehend, mit seinem Arm abwehrte. Hägemann zeigte sofort auf den ominösen Punkt. Anstelle von Jan Lüneburg („Ich fühlte mich nicht so gut.“) trat Nil von Appen an und verwandelte den Handelfmeter sicher zum 1:0 (21. Minute).
Dass SVL-Verteidiger Patrick Scheidt (40), der nach fünf Jahren im Alt-Herren-Bereich im Sommer noch einmal in den Liga-Spielbetrieb zurückgekehrt war, nicht nur gegen seine Gegner, sondern auch gegen sich selbst hart ist, zeigte sich kurz darauf. Obwohl er bei einem Luftkampf einen Cut über seiner linken Augenbraue erlitten hatte, spielte Scheidt nicht „nur“ weiter, sondern köpfte kurz darauf von Appens Eckstoß zum 2:0 ein (28.). Die Partie schien ihren vorab allseits erwarteten Verlauf zu nehmen – doch die Eidelstedter meldeten sich zurück, als Tuan Duong Nguyen zum 2:1 verkürzte (32.). Sogar der Ausgleich wäre möglich gewesen – doch einem 2:2 stand Gregor Winter im Weg, der im SVL-Gehäuse den Vorzug vor Marian Rister erhalten hatte. „Das hat Winter sich mit seiner hervorragenden Trainingsbeteiligung verdient“, lobte SVL-Fußball-Abteilungsleiter den Keeper, der bis zum Sommer noch in der A-Jugend der SG Spieth, der Junioren-Spielgemeinschaft der Liether mit dem TSV Sparrieshoop, unter seinem Vater Mathias Brandt gekickt hatte.
Das schönste Tor des Tages gelang Jan Lüneburg, als er nach einer Balleroberung aus vollem Lauf aus 40 (!) Metern abzog und den Ball so perfekt traf, dass er über den etwas zu weit vor seinem Gehäuse stehenden SVE-Keeper Eray Dogan hinweg ins Netz flog (52.). Nach der eingangs erwähnten Roten Karte (59.) traf der langjährige Regionalliga-Stürmer des FC Eintracht Norderstedt noch zwei weitere Male (69., 73.), wodurch er sein Tor-Konto auf 14 Saison-Treffer ausbaute. Zudem hatte der 32-Jährige Pech bei einem Lattenkopfball. „Hinten heraus hätte der Sieg sogar noch höher ausfallen können“, betonte Blume, der aber auch so „absolut zufrieden“ war. Bei den Eidelstedtern muss dagegen schnell die Wende zum Guten gelingen, um im Frühjahr 2024 das erstmalige Absinken in die Kreisliga noch verhindern zu können.
(Johannes Speckner)