
„Dein Platz ist hier“, ist das Motto des „Torneum Fußballparks“. Die Verantwortlichen des FC Elmshorn sollte diesen Spruch eventuell beherzigen und ihre Heimspiele zukünftig im benachbarten Tornesch austragen ‒ denn ihre dortige Quote ist beeindruckend: Am Sonntag gewannen sie auch ihr drittes Landesliga-Derby beim FC Union Tornesch. Nach einem klaren 4:1 vom 2. April 2017 und sogar einem 5:2 am 29. Oktober 2017 triumphierten die Krückaustädter am Sonntag vergleichsweise mit 2:0. Insgesamt war dies sogar schon der sechste FCE-Pflichtspielsieg in Folge beim FC Union ‒ ihre vorherigen drei Partien hatten die Elmshorner allerdings noch an der Friedlandstraße, der früheren sportlichen Heimat des FC Union, gewonnen (3:1, 2:0 und 3:0).
Zahlreiche Zuschauer waren in den „Torneum Fußballpark“ gekommen und auf beiden Seiten gab es Spieler, die in der Vergangenheit schon für den jeweils anderen Klub kickten: Die Union-Akteure Philipp Werning (spielte gegen seinen in Elmshorner Diensten stehenden Bruder Fabian Werning), Flemming Lüneburg und Tim Brüggemann sowie Trainer Thorben Reibe waren einst für den FCE am Ball. Derweil mussten die Elmshorner Till Mosler und Jannick Prien, die eine Tornescher Vergangenheit haben, das Geschehen verletzungsbedingt hinter der Bande stehend verfolgen. Von dort aus sahen sie, wie beide Teams zunächst einmal darauf bedacht waren, sicher in der eigenen Abwehr zu stehen. „Wir haben in der Defensive gut gearbeitet und viele Bälle gewonnen − aber dann fehlte uns die Bereitschaft zum Umschaltspiel“, haderte Reibe.
Trotzdem besaßen die Hausherren in der ersten Halbzeit schon gute Torchancen: Dennis Beckmann scheiterte dabei in der 40. Minute ebenso wie zuvor Co-Trainer Martin Schwabe, der wegen der Personalknappheit erstmals in dieser Saison in der Start-Elf stand und im Fünfmeterraum kein Zielwasser besaß. Auf der Gegenseite schoss Emmanuel Kwakye bei der besten Gäste-Gelegenheit ebenfalls knapp vorbei (36.). Nach der Pause zielte Beckmann bei einer weiteren guten Möglichkeit über die Latte (51.). „Dieser Ball war schwer zu nehmen − trotzdem hätten wir in Führung gehen können“, urteilte Reibe. In der 65. Minute hatten die Tornescher noch Glück, dass der Elmshorner Henri Louis Weigand einen Freistoß aus aussichtsreicher Position nur in die Abwehrmauer schoss. Doch sieben Minuten später gingen die Gäste dann in Front: Weil kein zentraler Mittelfeldspieler des FC Union den Elmshorner Serhat Ercek attackierte, musste Innenverteidiger Cass Marcks herausrücken, konnte aber auch nicht mehr verhindern, dass Ercek aus 19 Metern zum Schuss kam. Der Tornescher Torwart Norman Baese berührte den Ball zwar noch, wehrte ihn aber nicht mehr entscheidend ab − 0:1.
Immerhin: Dieser Gegentreffer war ein Weckruf für die Heim-Elf, die in der Folge zwar immer noch nicht allzu viele Emotionen zeigte, aber immerhin zielstrebiger nach vorne spielte. „Wir hatten noch genügend gute Chancen, um zumindest zum Ausgleich zu kommen“, stellte Reibe fest. Nach einem hohen Pass wurde Fabian Knottnerus beim Abschluss aber noch von Stephan Weckwert gestört (75.), ehe er eine Minute später nach einem Freistoß von Flemming Lüneburg von halbrechts aus zum Torschuss kam, aber FCE-Keeper Moritz Junge rechtzeitig im kurzen, bedrohten Eck war. „In einigen Situationen fehlte uns auch der letzte, entscheidende Wille, der notwendig ist, um ein Tor zu schießen“, befand Reibe. So jagte etwa Christian Kulicke den Ball nach einem Rückpass von Phillip Kuschka relativ unüberlegt per Direktabnahme über die Latte (77.). Für die letzten zehn Minuten wechselte Reibe sich dann selbst ein und feuerte seine Schützlinge an: „Kommt Männer, hochfahren!“ Der 36-Jährige leitete tatsächlich noch zwei Torchancen ein − doch nach seiner Linksflanke stand Ricardo Gomes im Abseits (84.) und als Reibe einen Pass an Yannik Kouassi vorbei von links nach innen spielte, fand sich kein Abnehmer (87.).
Nachdem ein weiterer Versuch von Knottnerus nach Kulickes Rückpass abgeblockt worden war (88.) und Lüneburg rechts vorbei gezielt hatte (90.), trugen die Krückaustädter in der Nachspielzeit einen Konter vor: Ömer Aygün ging rechts an Baese vorbei und schob aus spitzem Winkel zum 0:2-Endstand ein (91.). FCE-Torwart-Trainer Jörg Schwanz, der einst in derselben Funktion bei Union tätig war, machte keinen Hehl daraus, dass Siege in Tornesch „besonders schön“ für ihn seien. „Und wir haben verdient gewonnen, weil wir Geduld bewiesen haben“, ergänzte Schwanz, der aufgrund der Tatsache, dass FCE-Coach Dennis Usadel auf dem Feld mitwirkte, vom Rand aus die Kommandos gegeben hatte.