
Nur einen Zähler hatte TuRa Harksheide aus den letzten vier Spielen verbuchen können. Nach dem 0:4 gegen Union Tornesch vor zwei Wochen war dann Coach Marcus Fürstenberg zurückgetreten und Sidnei Marschall hatte das Traineramt übernommen. Sein erster Auftritt an der Linie vor einer Woche endete mit einer neuerlichen Niederlage (2:3 bei Nikola Tesla) und das Wort „Krise“ kam daher nicht von ungefähr.
Nun ergab sich zu Hause die Chance, dem Negativlauf der Mannen vom Exerzierplatz Einhalt zu gebieten. Da kam der Spitzenreiter, die SV Halstenbek-Rellingen, gerade recht, um aus der Außenseiterrolle das Beste zu machen. Und genau das gelang TuRa, das mit Kampf viel Willen und Einsatzfreude einen 0:1 Rückstand wettmachte und am Ende sogar als Sieger vom Platz ging.
Ein Leckerli war es für die 70 zahlenden Zuschauer, speziell im ersten Spielabschnitt fürwahr nicht. Fast eine halbe Stunde lang legten beide Mannschaften mehr Wert auf Sicherheitsfußball zwischen den Strafräumen nach dem Motto „nur keine Fehler machen“. Aber schon zu diesem Zeitpunkt war kein wirklicher Unterschied zwischen dem Tabellenführer vom Lütten Hall und der nun wirklich nicht mit breiter Brust auflaufenden Gastgebern zu erkennen, die diesmal auch noch auf ihren bisher gefährlichsten Stürmer Lion Jodeit (Leistenprobleme) verzichten mussten.
Dann aber ergaben sich doch die ersten Torgelegenheiten. Dreimal war es Philipp Wolpers, der die TuRa-Führung auf den Füßen hatte. Zunächst verzog er nach einer Linksflanke von Daniel Meier recht deutlich am langen Pfosten (29.). Dann fiel ihm nach Durcheinander in der HR-Abwehr der Ball vor die Füße, setzte diesen aber aus neun Metern an den linken Innenpfosten (31.) um auch im dritten Anlauf nach Klassezuspiel von Tim Renfordt den Ball aus 13 Metern direkt in die Arme von HR-Schlussmann Patrik Jobmann zu schießen (36.). Vier Minuten vor der Pause kamen dann auch die Gäste zu ihrer ersten Torchance. Ein Freistoß aus halblinker Position von Ümit Karakaya erreichte am langen Pfosten Emre Yayla, der im Abschluss nur am stark reagierenden Torwart Abou Fofana scheiterte.
Mit dem 0:0 ging es also in die zweiten 45 Minuten. Zunächst hatte es den Anschein, dass der Tabellenführer das Spiel an sich reißen würde. Emre Yayla konnte nach einer endlich mal schönen Ballstafette über drei Stationen so gerade noch im TuRa Strafraum am erfolgreichen Abschluss gehindert werden (46.). Auf der anderen Seite bot sich Jan-Philip Hartmann links im Sechzehener die Chance. Doch sein Schuss landete links neben dem Tor (52.). Eine Stunde war gespielt, da legte sich Ümit Karakaya den Ball für einen Freistoß zurecht. Der Ball landete beim rechts durchgestarteten Marcel Schöttke, der seine erste Torchance zum 1:0 für die Gäste nutzen konnte. Drei Minuten später wusste mit einer Flanke von rechts herzhaft wenig anzufangen und setzte seinen Kopfball lasch und unpräzise in die Arme des TuRa-Keepers (63.).
Es sollte die letzte klare Torchance der Gäste gewesen sein, die fortan völlig den Faden verloren und dabei in der Rückwärtsbewegung und im Defensivverhalten überhaupt von allen guten Geistern verlassen schienen. Verbales Einwirken von Trainer Heiko Barthel, der sich häufig mit Grausen abwandte, hinterließ auch keine Besserung.
Harksheide gewann nun fast alle Zweikämpfe im Mittelfeld und kam mit konzentrierten Attacken immer wieder zu Chancen. Tim Weber traf mit einem zu zahmen Schuss aus 14 Metern erneut auf Torwart Jobmann (66.). Jan-Philip Hartmann durfte links durchmarschieren, zog dann aber etwas überhastet am langen Eck vorbei (76.). Genauso frei durfte sich Christopher Lindenau durchspielen, dann aber sprang ihm der Ball zu weit vom Fuß und Keeper Jobmann konnte klären, verletzte sich aber bei dieser Aktion (80.) Kurz darauf – er hatte noch einen Kopfball von Tim Renfordt entschärfen können (82.) – musste Jobmann lädiert den Platz verlassen. Für ihn kam HR-Co-Trainer Sebastian Loether (gelernter Feldspieler) mangels vorhandener Alternativen zwischen die Pfosten und musste sogleich nach einer TuRa-Ecke von links einen Kopfball von Christopher Lindenau zum 1:1 Ausgleich passieren lassen (85.). Und es kam für ihn noch schlimmer. Nur eine Minute später gelangte der Ball durch den löchrigen Schweizer Käse der Halstenbeker auf Philip Wolpers, der den Ball mit dem Rücken zum Tor annahm, sich um seinen Gegenspieler drehte und zum 2:1 am machtlosen Loether vorbei einschoss. Die Erlösung für die Hausherren und sicher auch speziell für Wolpers nach seinen zuvor vergebenen Möglichkeiten.
Dabei blieb es bis zum Schluss. Strahlende Gesichter bei den Hausherren und ziemliche Fassungslosigkeit bei allen, die es mit HR hielten, prägten nach dem Spiel die Szenerie bei vorwinterlichen Temperaturen.
hvp