
Zehn Zähler aus seinen ersten vier Saisonspielen in der Regionalliga Nord holte der VfB Lübeck. Dies bedeutete in der Zwischentabelle nach dem 1:0-Sieg, den die Grün-Weißen am vergangenen Sonntag beim FC St. Pauli II feierten (Tor: Patrick Bohnsack/63.), die Tabellenführung in der Nord-Staffel von Deutschlands vierthöchster Spielklasse. Natürlich ist dies nur eine Momentaufnahme, aber Bohnsacks Treffer machte einen gelungenen Saisonstart der Lübecker perfekt. Und: Der VfB ist noch immer ohne Gegentreffer. Dies schürte neben der Euphorie auch die Vorfreude, die an der Lohmühle auf das DFB-Pokal-Erstrunden-Duell mit dem FC St. Pauli herrscht.
Am Freitag, 19. August empfängt das Team des neuen VfB-Trainers Rolf Martin Landerl um 20.45 Uhr nämlich den Zweitligisten vom Millerntor. Dieses Pokal-Derby ist für die Lübecker ein echter Festtag, denn normalerweise bekommen sie es im Viertliga-Alltag unter anderem mit der Zweiten Mannschaft der Kiez-Kicker zu tun. Die Elf von St. Pauli-Coach Ewald Lienen verlor ihre ersten beiden Pflichtspiele dieser Saison. Zum Auftakt setzte es beim VfB Stuttgart eine bittere 1:2-Niederlage. Ärgerlich war die knappe Pleite beim diesjährigen Erstliga-Absteiger insofern, als dass Aziz Bouhaddouz nicht nur zunächst eine Führung herausgeschossen hatte, sondern die Hamburger anschließend auch noch zwei Aluminiumtreffer für sich verbuchten. So stark die Braun-Weißen im „Ländle“ aufgespielt hatten, so schwach präsentierten sie sich am vergangenen Sonnabendnachmittag zu ihrer Heim-Premiere, als es eine 0:2-Niederlage gegen Eintracht Braunschweig setzte. Dominik Kumbela (40.) und Julius Biada (67.) trafen dabei. Sollten die St. Paulianer nun auch noch in Lübeck verlieren, wäre ihr Fehlstart natürlich perfekt. Während die Zweitliga-Profis somit viel zu verlieren haben, können die Lübecker nur positiv überraschen. Sollte der VfB tatsächlich die Zweite Runde erreichen, wäre dies mindestens eine kleine Pokal-Sensation.
Und diese wäre nicht nur für das Prestige, sondern auch für das Portemonnaie des VfB äußerst wertvoll. Denn als Amateurvertreter hätten die Lübecker auch in der Zweiten Runde ein Heimspiel gegen einen Erst- oder Zweitligisten sicher. Mut macht den Lübeckern ein Blick in die Geschichtsbücher, denn sie weisen gegen St. Pauli eine relativ gute Bilanz auf. Von bisher 20 Pflichtspielen gegen die Kiez-Kicker gewannen die Travestädter immerhin sieben; viermal gab es ein Unentschieden und neunmal triumphierten die Hamburger. Nach den bisher zehn Spielen an der Lohmühle spricht die Gesamtbilanz sogar knapp für den VfB, der fünfmal gewann, einmal ein Remis erreichte und nur viermal den St. Paulianern gratulieren musste. Die letzten vier Heimspiele gegen St. Pauli, von denen die jüngsten drei in der alten Regionalliga stattfanden, gewannen die Lübecker allesamt (zuletzt am 12. August 2006 mit 1:0). Sogar mit 6:0 triumphierten die Lübecker am 23. August 2002 beim bisher letzten Zweitliga-Heimspiel gegen den Kiez-Klub. In der darauf folgenden Saison 2002/2003 entschied der VfB auch das bis dato einzige DFB-Pokal-Duell für sich (3:2 nach Verlängerung am Millerntor in der Zweiten Runde). Der letzte St. Pauli-Pflichtspielsieg an der Lohmühle datiert vom 6. September 1964 (4:1 in der alten Oberliga Nord).