
Am Freitag, 21. Mai, ist es endlich soweit: Um 19 Uhr wird im Victoria-Stadion an der Hoheluft das Oddset-Pokal-Finale angepfiffen. Mit dem favorisierten SC Victoria, der anders als der Hamburger SV in der UEFA-Europa-League das Endspiel im „eigenen Wohnzimmer“ erreichte, und der SV Halstenbek-Rellingen treffen zwei Hamburger Oberligisten aufeinander, deren bisheriger Saison-Verlauf unterschiedlicher nicht hätte sein können.
Da ist auf der einen Seite „Vicky“, das momentan im Oberliga-Klassement zwar „nur“ Rang-Zweiter ist (der Rückstand auf den TSV Buchholz 08, der eine um fünf Treffer schlechtere Tordifferenz aufweist, beträgt einen Punkt), aber aus eigener Kraft zum vierten Mal in Folge Meister der höchsten Hamburger Spielklasse werden kann. Zum Titelgewinn genügen dem Team von Victoria-Trainer Bert Ehm (63) mindestens zwei Siege (gegen Eintracht Norderstedt und beim HSV Barmbek-Uhlenhorst) – vielleicht sogar weniger, wenn Buchholz sein letztes Saisonspiel gegen den Meiendorfer SV nicht gewinnt. Sollten Pokal-Sieg und Meisterschaft gelingen, wäre es für Erfolgscoach Ehm bereits das zweite „Double“ nach 2007: Damals hieß es im Pokal-Finale 1:0 gegen den VfL 93. „Der doppelte Titel ist unser Ziel“, stellte Victoria-Manager Ronald Lotz (43) klar.
Und da ist auf der anderen Seite Halstenbek-Rellingen, das momentan als Drittletzter vier Punkte Rückstand auf den rettenden 14. Rang aufweist. Folglich gilt für das Team von HR-Trainer Thomas Bliemeister (54) ab sofort „verlieren verboten“ – denn wenn es in den letzten beiden Partien gegen den direkten Konkurrenten Barmbek-Uhlenhorst oder den USC Paloma die 17. Saison-Niederlage kassieren würde, wäre dies gleichbedeutend mit dem Abstieg in die Landesliga. Mindestens vier Punkte müssen die „Baumschuler“ holen, um noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben. Zum bisher letzten Mal spielte HR in der Saison 1991/1992 „nur“ in der Landesliga, anschließend gehörte der Klub vom Jacob-Thode-Platz stets der höchsten Hamburger Spielklasse und von 1994 bis 1999 sogar der alten Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein an.
Wie Ex-Profi Lotz hofft auch Detlef Kebbe (58), der in dieser Woche als neuer Liga-Manager bei Halstenbek-Rellingen vorgestellt worden war (SportNord berichtete) auf den Gewinn des Oddset-Pokals, der zugleich die Qualifikation für die Erste Hauptrunde des DFB-Vereinspokals zur Folge hätte. Während „Vicky“ im DFB-Pokal bereits mehrmals mitwirkte (zuletzt gab es am 5. August 2007 eine Erstrunden-Niederlage gegen den damaligen Erstligisten und Pokal-Titelverteidiger 1. FC Nürnberg), spielte HR noch nie im bundesdeutschen Pokal-Wettbewerb mit. Am nächsten kamen die „Baumschuler“ diesem Ziel am 25. Mai 2005, als sie das Oddset-Pokal-Finale gegen den damaligen Regionalligisten FC St. Pauli mit 1:2 verloren. Marco Schabacker hatte damals das zwischenzeitliche 1:1 für HR erzielt (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link).
Im HR-Team stehen drei ehemalige Victoria-Spieler: Die Mittelfeldakteure Benjamin Eta (29, Saison 2007/2008) und Manager-Sohn Marco Kebbe (30, Juli 2004 bis Januar 2005) konnten sich an der Hoheluft jeweils nicht durchsetzen, auch Torjäger Antonio Ude (29, 2005 bis August 2008) war dort am Ende nicht mehr glücklich. Und dann ist da noch Mittelfeldmann Sascha Richert (21), der im Sommer 2010 nach einem Jahr bei HR zu „Vicky“ weiter zieht: Am Mittwochabend kann er entweder dem Pokal-Sieg mit seinem Noch-Verein oder die Teilnahme am DFB-Pokal mit seinem zukünftigen Klub bejubeln. Um Richerts ablösefreien Wechsel gab es übrigens Ärger: Hans Jürgen Stammer, Erster Vorsitzender der „Baumschuler“, war der Meinung, den Kontrakt mit dem Spieler bereits verlängert zu haben - der Hamburger Fußball-Verband sah dies anders.
Im Oberliga-Alltag konnte sich Bliemeister zuletzt, nach zuvor drei Niederlagen in Folge, am vergangenen Sonnabend über einen 3:1-Sieg beim bereits als Absteiger feststehenden Vorletzten VfL Lohbrügge freuen. „Vicky“ gewann in der Oberliga nur eine seiner letzten vier und zwei seiner jüngsten sieben Aufgaben und verpatzte die Generalprobe fürs Pokal-Finale am Dienstagabend mit einer 0:1-Niederlage beim SC Condor. Dafür gewann das Ehm-Team beide Punktspiele dieser Saison gegen HR sehr deutlich (5:1 am Jacob-Thode-Platz am 25. April, 6:1 daheim am 23. Oktober 2009; Mittelfeldmann Jan Melich traf dabei insgesamt drei Mal). Den letzten Sieg von Halstenbek-Rellingen gegen „Vicky“ gab es am 3. September 2006 (1:0 daheim). Von den letzten zehn Duellen gewann Victoria sechs, ein Mal gab es ein Unentschieden und drei Mal einen HR-Sieg.
Der Weg ins Finale:
SC Victoria
Erste Runde: 3:2 bei der SV Lieth (Landesliga Hammonia)
Zweite Runde: 4:0 beim TuS Appen (Kreisliga 8)
Dritte Runde: 9:0 beim SV West-Eimsbüttel (Bezirksliga West)
Vierte Runde: 7:0 beim TuS Osdorf (Bezirksliga West)
Achtelfinale: 4:1 beim SV Curslack-Neuengamme (Oberliga Hamburg)
Viertelfinale: 2:1 beim Hamm United FC (Landesliga Hansa)
Halbfinale: 2:1 gegen Oststeinbeker SV (Oberliga Hamburg)
SV Halstenbek-Rellingen
Erste Runde: 5:1 beim Hetlinger MTV (Kreisklasse 4)
Zweite Runde: 9:1 beim SV Lohkamp (Kreisliga 2)
Dritte Runde: Freilos (-)
Vierte Runde: 6:0 beim FK Nikola Tesla (Kreisliga 2)
Achtelfinale: 5:3 nach Verlängerung beim SC Concordia (Oberliga Hamburg)
Viertelfinale: 4:2 nach Elfmeterschießen (2:2 n. V.) beim SV Rugenbergen (Landesliga Hammonia)
Halbfinale: 2:1 bei Camlica Genclik (Bezirksliga Süd)
(JSp)