Aktuell: Sieg von St. Pauli II beendet das Chaos

Musste am Sonntag nur kurzzeitig um den Oberliga-Klassenerhalt bangen: Nils Hachmann, Trainer des SV Rugenbergen.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Wider der eigenen, am 27. Juli 2022 veröffentlichten Regelung für den Auf- und Abstiegsmodus der Herren für die Saison 2022/2023 soll der Spielausschuss des Hamburger Fußball-Verbandes den beiden Landesliga-Vizemeistern SV Halstenbek-Rellingen (Hammonia-Staffel) und Düneberger SV (Hansa-Staffel) für den Fall, dass sie sich in den Entscheidungsspielen behaupten, den Aufstieg in die Oberliga zugesichert haben. „So wurde es uns schriftlich vom Verband übermittelt“, erklärte der nun scheidende Düneberger Erfolgstrainer Dennis Tornieporth (zukünftig in Diensten des Lüneburger SK Hansa), weshalb seiner Auffassung nach und der vieler anderer Fußball-Interessierten das HR-Team, nachdem es sich gegen den DSV mit einem 3:2-Heimsieg und einem 2:2-Unentschieden in Geesthacht knapp behauptet hatte, „sehr wohl als Aufsteiger feststehen würde“ – anders, als es die Auffassung der SportNord-Redaktion war.

Fakt ist, dass es in der besagten, vom HFV veröffentlichten Regelung für den Auf- und Abstiegsmodus heißt: „Die jeweiligen Meister der Landesliga-Staffeln steigen in die Oberliga Hamburg auf (zwei Regelaufsteiger). (...) Anrecht auf weitere, in der Oberliga Hamburg freiwerdende Plätze haben die jeweiligen nächstplatzierten Mannschaften der jeweiligen Landesliga-Staffeln von Vereinen, die im folgenden Spieljahr in der Oberliga Hamburg nicht bereits mit einer Mannschaft vertreten sind.“

Der Auffassung der SportNord-Redaktion nach hat somit kein Landesliga-Vizemeister ein automatisches Aufstiegsrecht, das es zulassen würde, dafür die Anzahl der vier Regelabsteiger aus der Oberliga zu erhöhen. Genau dies wäre aber notwendig gewesen, wenn der FC St. Pauli II aus der Regionalliga Nord abgestiegen und der Eimsbütteler TV in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord gescheitert wäre, um das Aufstiegsrecht, dass der HFV dem Sieger der Entscheidungsspiele der Landesliga-Vizemeister eingeräumt hatte, den Halstenbekern und Rellingern auch zuteilwerden zu lassen.

Leidtragender wäre der SV Rugenbergen gewesen, der die Oberliga als Tabellen-15. abgeschlossen und am 5. Mai bereits den Klassenerhalt gefeiert hatte, weil er mit dem SV Curslack-Neuengamme, dem TuS Osdorf, dem Hamburger SV III und dem Hamm United FC vier Teams, eben die vier Regelabsteiger, hinter sich gelassen hatte. „Dass der HFV-Spielausschuss jetzt derartig herumeiert, ist nicht nachvollziehbar“, klagte SVR-Coach Nils Hachmann, der sich am Sonntag tatsächlich kurzzeitig um den Klassenerhalt sorgen musste, im Gespräch mit SportNord.

Wäre die aus HFV-Sicht schlechteste Konstellation – St. Pauli II steigt ab und der ETV nicht auf – tatsächlich eingetreten und der SV Rugenbergen für die kommende Saison nur in die Landesliga eingeteilt worden, hätten die SVR-Verantwortlichen aller Voraussicht nach so, wie vor Jahresfrist die von Hamm United gegen ihren damaligen Abstieg, Protest eingelegt. Und da mit dem Schreiben vom 27. Juli 2022 vor dem ersten Spieltag gültige Richtlinien vom Verband festgelegt worden wären, ist anzunehmen, dass die Bönningstedter mit einem solchen Protest auch vor jedem Gericht und jedem Ausschuss Recht bekommen hätten. Dann hätte der Verband die Oberliga zum zweiten Mal in Folge mit 19 Mannschaften antreten lassen müssen, obwohl er am 27. Juli kommuniziert hatte: „Die vorgegebene Staffelstärke von 18 Mannschaften soll nicht erhöht werden.“

Glücklicherweise aber gewann der FC St. Pauli II am Sonntag gegen den VfV Borussia 06 Hildesheim, einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, mit 2:1. Die Gäste-Führung (Moritz Göttel/37. Minute) dürfte vielen Fußball-Interessierten aus Hamburg einen Schreck eingejagt haben, war aber von Franz Roggow unmittelbar vor dem Pausenpfiff egalisiert worden. Weil ein Unentschieden für die Hildesheimer nach dem sicheren Abstieg des VfB Oldenburg (1:2-Verlierer gegen den FSV Zwickau) aus der Dritten Liga zu wenig gewesen wäre, um noch auf die Rettung hoffen zu können, warfen sie in der Schlussphase alles nach vorne. Dies nutzte Bennet Winter in der 90. Minute, um die Reserve der Kiez-Kicker zum 2:1-Sieg und zum sicheren Klassenerhalt zu schießen.

Damit endete das große Chaos um die Auf- und Abstiegsregelung zwischen der Ober- und Landesliga. Und in der Aufstiegsregelung für diesen Sommer gibt es nun nur noch zwei Varianten: Die, in der der ETV in die Regionalliga aufsteigt – und die, in der er in der Aufstiegsrunde scheitert.

(Johannes Speckner)

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