Bezirksliga West: GWE wütend auf Referee Schnitger


„Was muss passieren, damit der Fairness-Preis-Gewinner von 2014 sich tatsächlich überlegt, ein Spiel vorzeitig abzubrechen?“ Mit diesem interessanten Satz begann Simon Hagmann, Co-Trainer von Grün-Weiß Eimsbüttel, seinen Bericht über die 2:4-Niederlage, die sein Team am Freitagabend gegen den SC Egenbüttel kassierte. „In dieser Partie wäre es, als wir mit 2:4 zurücklagen, tatsächlich beinahe so weit gekommen“, sagte Hagmann. Was hatte sich zuvor auf dem Kunstrasenplatz Tiefenstaaken ereignet?

Die in dieser Spielzeit bislang schwächelnden Eimsbütteler waren laut Hagmann „bissig und feldüberlegen in die Partie gestartet„. Nach einem herrlichen Pass von GWE-Spielmacher Thomas Sobieraj konnte Philipp Stroeming den Ball gut verarbeiten, an SCE-Keeper Niclas Bischoff vorbeilegen und bereits in der vierten Minute zum 1:0 einschieben. Die Anfangsviertelstunde gehörte klar den Hausherren, bis auch die Egenbütteler langsam in die Partie hinein und in der 23. Minute sogar zum Ausgleichstreffer kamen. Niclas Jürs schloss einen schnell vorgetragenen Konter nach finalem Pass von Tobias Veith sehenswert mit dem 1:1 ab ‒ Protest kam jedoch von den Grün-Weißen, da Sobieraj nach einem vorhergehenden Kopfballduell auf Höhe der Mittellinie liegen geblieben war. „Ein Abbruch des Angriffs wäre zwar wünschenswert, aber sicherlich nicht zwingend gewesen“, sagte Hagmann und bediente sich zudem einer alten Fu0ball-Weisheit, die besagt: „Weiterspielen, bis der Schiedsrichter pfeift ...“

Die Egenbütteler, die immerhin seit vier Runden ungeschlagen waren, behielten auch nach dem Ausgleich ihre Füße auf dem Gaspedal und bestimmten zunehmend das Geschehen, ohne dabei jedoch zu zwingenden Torchancen zu kommen. Bei der nächsten aufregenden Szene stand dann erstmals Schiedsrichter Mike Schnitger (vom Wandsbeker TSV Concordia) im Mittelpunkt: Nach einem schmerzhaften Zusammenprall, der mit Sicherheit auch zugunsten der Eimsbütteler hätte gewertet werden können, sah GWE-Verteidiger Joachim Goersch den ersten gelben Karton (44.). Nur eine Minute später leistete sich Goersch dann ein Trikothalten an der Außenlinie ‒ und fertig war die Ampelkarte! „Der Spieler hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Foul gegen sich gepfiffen bekommen und verließ sichtlich aufgebracht die Anlage“, berichtete Hagmann. Mit nur noch zehn Eimsbüttelern und einem 1:1-Unentschieden ging es damit in die Pause. In der zweiten Halbzeit sollte es noch mehr Tore geben ‒ und noch mehr umstrittene Szenen ...

Hagmann musste nun den Posten zwischen den Pfosten des GWE-Gehäuses übernehmen, weil David Finke verletzt passen musste. Der abermals nach Vorarbeit von Veith stellte der quirlige Jürs den neuen Schlussmann mit einem Schuss aus der Drehung auch gleich auf die Probe und ließ ihm wenig Abwehrchancen: Vom linken Innenpfosten sprang der 16-Meter-Schuss zur 1:2-Führung ins Netz. Nach dem Feldverweis gegen Goersch war dies gleich der nächste Tiefschlag für die Hausherren (47.). Nur wenige Minuten später kam es dann noch dicker und wieder war es Schiedsrichter Schnitger, der mit einer laut Hagmann „mehr als kontroversen Entscheidung Einfluss auf das Spielgeschehen nahm“. Hatte er zuvor Tore Thomsen noch lautstark ermahnt, wertete er nach einem Eckstoß einen „gewöhnlichen Zweikampf“ (Hagmann) als Foul an Jürs und sprach dem SCE einen Elfmeter zu. „Der Ball wäre für den Stürmer nicht erreichbar gewesen ‒ und er konnte sich auf unsere Nachfragen den Elfmeterpfiff selbst nicht erklären“, so Hagmann, der von „fassungslosen Gesichtern“ bei seinem Team sprach. Nico Repenning verwandelte den Strafstoß sicher zum 1:3 ins Eck (56.).

Kurz darauf wechselte GWE-Trainer Michael Schirmer dann Thomsen, dem es laut Hagmann „zusehends schwerer fiel, sein Temperament zu beherrschen“, aus und brachte dafür in zentraler Position der offensivere Hannes Vater. Die Gäste dagegen konnten sich auf das Fußballspielen konzentrieren und ließen den Ball in Überzahl immer wieder gut laufen. Nach einem präzisen Diagonalpass von Repenning war es Andreas Daniel Jerchel, der den Ball aus kurzer Distanz zum 1:4 ins rechte Toreck schob (62.). Die Partie schien entschieden zu sein, doch noch wehrten sich die Eimsbütteler um Kapitän Falko Wieczorek und zeigten Trotz sowie Einsatzwillen. Und tatsächlich fanden die Grün-Weißen noch einmal zurück in die Partie, kämpften um jeden Meter und erzielten in der 72. Minute durch den kopfballstarken Tim Niemeyer sogar das 2:4. In die stärkste Drangphase der Hausherren mischte sich dann aber zum wiederholten Male der Schiedsrichter ein. Einen sicherlich unbeholfenen, aber völlig harmlosen Kontakt in der Rückwärtsbewegung zwischen Wieczorek und Jürs wertete Schnitger als Tätlichkeit und zückte glatt „Rot“.

„Selbst als der ,Gefoulte' den Schiedsrichter von der Falschheit seiner Entscheidung zu überzeugen versuchte, blieb dieser stur“, klagte Hagmann und fügte hinzu: „Unsere Spieler standen am Rande der Resignation ‒ jede Lust auf eine Fortsetzung der Partie war verflogen. Einzig die sportliche Ehre verbot es, das Spiel an dieser Stelle abzubrechen. Zu neunt galt es, die letzten zehn Minuten der Partie zu Ende zu bringen und sich teuer zu verkaufen.“ Die Egenbütteler konnten den sich bietenden Platz daraufhin zunächst gut nutzen, scheiterten aber zweimal an Hagmann und ließen dann in der Schlussphase die letzte Konsequenz vor dem gegnerischen Tor vermissen. Die Grün-Weißen griffen sogar noch einmal an: Mit dem berühmten Mute der Verzweiflung und einer gehörigen Portion Wut im Bauch wollten die Gastgeber ein drittes Tor schießen, wurden aber für ihre Anstrengungen kurz vor dem Spielende nicht mehr belohnt. „In einem insgesamt sehr fairen Spiel trennten sich die beiden Mannschaften letztlich mit 2:4“, so Hagmann.

Der an diesem Abend mitspielende GWE-Co-Trainer sinnierte anschließend, ob die Egenbütteler an diesem Abend der verdiente Sieger gewesen seien. „Selbst mit etwas Abstand bleibt diese Frage schwer zu beantworten ‒ zu stark wurden Schlüsselszenen durch die indiskutable Leistung von Schiedsrichter Schnitger überschattet“, so Hagmann, der feststellte: „Dass selbst unser Gegner eine ganze Reihe von Pfiffen nur schwer nachvollziehen konnte, zeigt die Brisanz der einzelnen Situationen.“ Hagmann fand daher nach dem Spiel auch deutliche Worte: „Ich bin selbst Schiedsrichter und weiß aus eigener Erfahrung, dass jeder Schiri in jedem Spiel Fehler macht. Tatsächlich werde ich von meinen Spielern gerne mal auf den Arm genommen, weil ich so manche strittige Entscheidung gegen uns sogar verteidige und mich vehement für einen respektablen und nachsichtigen Umgang mit den Schiedsrichtern einsetze. Was Herr Schnitger aber am Freitagabend abgeliefert hat, verdirbt einem auf Wochen die Freude am Fußball.“

Hagmann legte nach: „Ich weiß sehr genau, dass man sich als Verantwortlicher mit derlei Aussagen zurückhalten muss ‒ doch mit seiner arroganten, herrischen Grundhaltung hat der Schiedsrichter uns ein ums andere Mal auf das Deutlichste benachteiligt. Das soll nicht gleichzeitig heißen, dass wir das Spiel ansonsten gewonnen hätten ‒ aber so herrschten keine fairen Wettkampfbedingungen. Bei der Gelb-Roten Karte gegen Goersch muss ein Bezirksliga-Schiri mehr Fingerspitzengefühl haben. Der Elfmeterpfiff vor dem 1:3 folgte mehr einem persönlichen Vorsatz als dem Regelwerk. Und spricht es Bände über sein Verhältnis zum Spielen und Sport, wenn Herr Schnitger selbst auf die aktive Bitte des Gegners hin einen Fehler nicht einsieht und korrigiert. Jetzt drohen unserem Kapitän wegen einer Lappalie zehn Spiele Sperre in einer für uns sowieso sehr schwierigen Phase der Saison. Wir werden vor dem Sportgericht alles dafür tun, dass es nicht dazu kommt und Herr Schnitger zudem hoffentlich nie mehr in einem Spiel bei uns angesetzt wird.“

Dass Hagmanns Vorwürfe nicht aus der Luft gegriffen sind, sondern es durchaus eine Vorgeschichte gibt, zeigt bereits eine kurze Recherche im Internet: Im Zusammenhang mit Schnitgers Funktion als Schiedsrichter fallen in voneinander unabhängigen Spielberichten zahlreicher Partien aus den letzten Jahren Begriffe wie „Karten-Orgie“, „überzogene Ampelkarte“, „sechs Platzverweise“ oder auch „Aneinanderreihung von Fehlentscheidungen“. Dies ließ Hagmann in Bezug auf Schnitger zu folgendem Urteil kommen: „Hobby verfehlt!“

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