
Tore nach Standardsituationen würden im modernen Fußball „immer wichtiger werden“, ist eine viel zitierte Weisheit. Einen Beleg dafür, dass diese These stimmt, lieferte am Sonntag das Landesliga-Spiel zwischen der SV Halstenbek-Rellingen und dem FC Union Tornesch: Während die „Baumschuler“ einmal nach einem Freistoß trafen, gelangen den Gästen sogar zwei Tore nach einem Eckstoß ‒ weshalb sie das Pinneberger Kreis-Duell auch mit 2:1 gewannen.
Danach hatte es allerdings 45 Minuten lang nicht ausgesehen: „Die erste Halbzeit war die schlechteste, die ich bisher als Tornescher Trainer gesehen habe“, fand FCU-Coach Thorben Reibe deutliche Worte. Zwar sei es „auf einem schwer bespielbaren Platz und gegen einen guten Gegner nicht einfach gewesen“, so Reibe, doch hätten ihm neben den fußballerischen Defiziten vor allem „das schlechte Zweikampfverhalten und die fehlende Aggressivität missfallen“. Die seit acht Runden ungeschlagenen Halstenbeker hatten optische Vorteile, sie spielten sich allerdings auch nicht allzu viele gute Chancen heraus. So klärten die Gäste einen Freistoß von Adrian Ghadimi Nouran auf Kosten eines Eckstoßes (20. Minute), in dessen Folge Ümit Karakaya an FCU-Keeper Norman Baese scheiterte ‒ dann aber ohnehin wegen einer Abseitsstellung zurückgepfiffen wurde. Trotzdem bekam Baese ein Sonderlob von Reibe: „Er hat zahlreiche hohe Bälle, die in seinen Strafraum kamen, sicher gefangen oder weggeboxt“, lobte der Trainer, der zugab: „Von den Spielanteilen her wäre es nicht unverdient gewesen, wenn wir zur Pause mit 0:1 zurückgelegen hätten.“
Die Seiten wurden aber beim Stand von 0:0 gewechselt und im zweiten Durchgang agierten die Tornescher „von der ersten Minute an deutlich bissiger“, wie Reibe zufrieden feststellte. In der 56. Minute gingen die Gäste, die nun auch zielstrebiger nach vorne spielten, in Führung: Maik Stahnke schlug einen Eckstoß von rechts auf den zweiten Pfosten, wo der aufgerückte Verteidiger Tim Moritz zum 0:1 einköpfte. Exakt zehn Zeigerumdrehungen später glichen die „Baumschuler“ aus: Nach einem Freistoß von Mirco Clausen nickte Mike Theis zum 1:1 ein. „Davon haben wir uns aber nicht beirren lassen, sondern aggressiv weiter gespielt“, erklärte Reibe. Dies wurde weitere zehn Minuten später mit dem erneuten Führungstor belohnt: Nun trat Maik Stahnke von links zur Ecke an und Lennart Dora kam zum Kopfball; diesen wehrte HR-Keeper Andre Pätzel stark ab, doch der eingewechselte Dennis Beckmann erzielte im Nachsetzen das 1:2 (76.).
Kurz zuvor hatte der Tornescher Christian Kulicke eine Großchance vergeben, als er freistehend so lange zögerte, bis ihm ein Halstenbeker den Ball noch vom Fuß grätschte. „Dass wir durch zwei Standardsituationen unsere Tore gemacht haben, war sicher glücklich ‒ aber aufgrund unserer Steigerung nach der Pause haben wir verdient gewonnen“, urteilte Reibe. Während Halstenbek-Rellingen vom sechsten auf den neunten Platz abrutschte, sind die Tornescher weiterhin Tabellen-Vierter.