Der FC Veddel United ist ein Verein, der seit seiner 2013 erfolgten Gründung positive Schlagzeilen schrieb, unter anderem mit seiner vorbildizchen Jugend- und Integrationsarbeit. "Umso schockierter" war selbst Sedat Cubukar, Gründer und Vorsitzender des Vereins von der Elbinsel, als er von der Schlägerei hörte, die es am vergangenen Sonnabend nach dem A-Kreisklassen-Topspiel der Liga-Mannschaft von Veddel United bei Grün-Weiss Harburg gab. "Wenn sich so etwas wiederholt, melden wir das Team ab", betonte Cubukar.
Neben GWH-Trainer Samatar Weheliye nahm sich auch United-Coach Sefa Yilmaz Zeit, gegenüber SportNord seine Sichtweise der Geschehnisse zu schildern:
"Es war ein sehr hitziges Spiel, was sicher auch daran lag, dass die beiden Mannschaften vor dem Anpfiff fast punktgleich waren und die Chance ergreifen wollten, mit einem Sieg oben dranzubleiben. Der Schiedsrichter war sehr jung und tat sich schwer damit, die Partie in den Griff zu bekommen. Meinem Empfinden nach hat er gegen uns sehr schnell Gelbe Karten gezückt, schon bei kleineren Fouls und kleinsten Meckereien.
Kurios kam die erste Gelb-Rote Karte zustande, die wir in der 74. Minute kassiert haben. Denn die erste Gelbe Karte hatte dieser Spieler bekommen, als der gegnerische Trainer ihn blockiert hat, einen Einwurf auszuführen. Darauf folgte dann für ein taktisches Foul Gelb-Rot. Die zweite Gelb-Rote Karte in der Nachspielzeit war berechtigt, weil es sich hier ebenfalls um ein taktisches Foul handelte, als wir unter großem Druck des Gegners standen.
Was ich sehr schade fand: Der Schiedsrichter zeigte eine achtminütige Nachspielzeit an, was ja wirlich schon sehr lang war, ließ dann aber sogar zehn Minuten nachspielen. Das hat er mir auch bestätigt, als er mir nach dem Abpfiff seine Uhr gezeigt hat, die bei 55 Minuten stand. Und mit der allerletzten Aktion haben wir dann den Gegentreffer zum 1:1-Endstand kassiert. Dass da die Emotionen etwas überkochen und es zu einigen unbedachten Sprüchen kommt, ist verständlich und gehört zum Fußball dazu. Daraus resultierte auch eine glatte Rote Karte.
Leider war es dann so, dass der Torwart von Grün-Weiss gegenüber unseren Spielern und Zuschauern sehr heftige Beleidigungen aussprach. Dadurch ist die Situation eskaliert. Ich kann und will jetzt nur das sagen, was ich gesehen habe - und nicht das, wovon mir von anderen berichtet worden ist, was angeblich passiert sein soll. Also, Fakt ist, dass ein Spieler von uns den Torwart von hinten gepackt, ihn quasi in den Schwitzkasten genommen hat, woraufhin beide zu Boden gegangen sind. Daraus entstand dann eine Rangelei, an der ungefähr 15 bis 20 Menschen beteiligt waren, weshalb es schwer zu sehen war, was dort genau passiert ist.
Klar ist, dass sich von beiden Mannschaften nicht alle Spieler an dieser Rudelbildung beteiligt haben: Sowohl der Kapitän des Gegners als auch ich haben versucht, jeweils unsere Spieler voneinander wegzuziehen und in eine unterschiedliche Richtung zu schicken: Unsere Jungs sollten in Richtung Kabinen gehen und die Harburger in Richtung Mittellinie. Letztlich ging alles ganz schnell und nach drei, vier Minuten, vielleicht waren es auch fünf, war der Tumult beendet. Als die Polizei am Sportplatz eintraf, hatte sich die Situation bereits beruhigt.
Für mich war das Ganze ein absolut schockierender Moment. Ich habe die Herren-Mannschaft von Veddel United im letzten Jahr gegründet und seitdem ist bei uns noch nie so etwas passiert Ich bin ganz klar gegen jede Art von Gewalt - Rangeleien und Schlägereien haben auf dem Fußballplatz nichts zu suchen und es war in keinster Weise in Ordnung, was da am Sonnabend passiert ist. Aber dass mein Harburger Trainerkollege behauptet, dass nur wir uns danebenbenommen und Tätlichkeiten verübt hätten, stimmt definitiv nicht: Auch wir sind von einigen Harburgern getreten und geschlagen worden.
Der traurige Beweis dafür ist, dass ich einen meiner Spieler ins Krankenhaus fahren musste, weil er von mehreren Seiten gleichzeitig Schläge und Tritte, unter anderem gegen seinen Hinterkopf, abbekommen hatte. Ihm war schwindelig und er klagte über Kopfschmerzen. Das Auge ist auch jetzt, mehrere Tage danach, noch halb zugeschwollen, am Donnerstag war deutlich eine Einblutung in Richtung Pupille erkennbar und um sein Auge herum war alles blau-lila und gelb. Glücklicherweise kann er sehen und hat keine Sehschwächen, das Auge selbst hat hoffentlich keinen Schaden genommen. Aber ihm wurde vom Krankenhaus geraten, dass er sich, wenn die Schmerzen anhalten, in einer Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie oder Augenheilung vorstellen soll.
Und hinterfragen sollten die Harburger Verantwortlichen ihr eigenes Handeln auch noch aus zwei anderen Gründen. Erstens gab es keinen einzigen Ordner. Wären Ordner am Platz gewesen, hätten sie vielleicht dafür sorgen können, dass die Beleidigungen des Torhüters gegen die Zuschauer ein Ende finden und erst gar keine Eskalarion entsteht. Und zweitens wurden wir vor dem Spiel nicht gefragt, ob das Spiel auf VIdeo aufgezeichnet werden darf. Das Einholen unserer Erlaubnis wäre dafür meiner Meinung nach zwingend notwendig gewesen."
(Johannes Speckner)