Nach dem Topspiel der A-Kreisklasse 2 zwischen Grün-Weiss Harburg und dem FC Veddel United (Endstand 1:1) kam es am vergangenen Sonnabend zu einer Schlägerei. Auch die Polizei wurde zum Sportplatz Marienkäferweg gerufen, nahm Personalien auf und ermittelt nun wegen des Verdachts der Körperverletzung. Neben United-Coach Sefa Yilmaz schilderte gegenüber SportNord auch GWH-Trainer Samatar Weheliye seine Sichtweise - und erhob schwere Vorwürfe gegen die Veddeler:
"Das einzig Gute an den schrecklichen Geschehnissen vom Sonnabend ist, dass wir alles auf Video aufgezeichnet haben. Der Polizei ist das Videomaterial bereits ausgehändigt worden, der Hamburger Fußball-Verband hat es ebenfalls bekommen. Deshalb hoffe ich, dass der HFV harte Strafen aussprechen wird, denn dank der Videos lassen sich die Täter klar benennen.
Zum Spiel: Es war das Duell Dritter gegen Fünfter und für beide Mannschaften ging es darum, oben dranzubleiben. Wir waren überlegen und hätten in Führung gehen können, aber es stand 0:0. Leider gab es schon in der ersten Halbzeit eine unschöne Szene: In meiner Coaching-Zone habe ich einen Einwurf für meine Mannschaft reklamiert. Ein gegnerischer Spieler wollte den Einwurf aber für sein Team ausführen und hat mir dann mehrmals auf meinen ausgestreckten Arm geschlagen - so stark, dass es wehgetan hat.
Daraufhin hat der Schiedsrichter das Spiel unterbrochen und von der neuen Regelung, zum Beruhigen der Gemüter eine Pause einlegen zu können, Gebrauch gemacht. Er rief die Kapitäne zu sich und schickte die Spieler beider Mannschaften jeweils in ihren eigenen Strafraum. Ich finde, dass der erst 18-jährige Schiedsrichter insgesamt sehr gut gepfiffen hat. Nur, dass er dem Spieler, der mich in meiner Coaching-Zone geschlagen hat, lediglich die Gelbe Karte gegeben und auch mir 'Gelb' gezeigt hat, habe ich nicht verstanden. Aber das haben wir nicht weiter thematisiert, sondern uns auf das Spiel fokussiert.
Im zweiten Durchgang ist Veddel United in Führung gegangen, woraufhin die Spieler einen riesigen Veitstanz aufgeführt und sich übermäßig gefreut haben. Wir haben anschließend auf den Ausgleich gedrängt und mit Mann und Maus gestürmt. Veddel United hat sich mit allen Mitteln gewehrt, inklusive Zeitspiel. Als der Spieler, der mich vor der Pause geschlagen hatte, einem unserer Spieler von hinten in die Beine trat, hätte er dafür eigentlich glatt 'Rot' sehen müssen und war mit der Gelb-Roten Karte noch gut bedient. Kurz vor dem Ende sah ein weiterer United-Spieler 'Gelb-Rot'.
Als ich gerade meine Coaching-Zone verlassen hatte, um mit dem Arztkoffer einen meiner Spieler, der auf der gegenüberliegenden Seite verletzt am Boden lag, zu behandeln, sind wir noch zum Ausgleich gekommen. Dieses 1:1 war verdient, weil wir hart dafür gearbeitet haben, und wurde von meinen Spielern natürlich ausgelassen bejubelt. Zuvor hatte es natürlich schon vehemente Reklamationen von Veddel United gegeben, dass der Schiedsrichter endlich abpfeifen solle. Nach dem Tor gab es noch einmal einen Anstoß für den Gegner, der den Ball nach vorne geschlagen hat, woraufhin der Schiedsrichter abgepfiffen hat.
Dann gong ein United-Spieler zum Schiedsrichter und hat ihn offenbar beleidigt. Der Schiedsrichter blieb auch in dieser Situation sehr ruhig und zeigte dem Spieler die Rote Karte. Währenddessen ging unser Torwart in Richtung Kabine. Sein Vater, der zugleich unser Co-Trainer und Fußball-Spartenleiter ist, hat gesehen, dass ihn zwei Zuschauer, die zu Veddel gehörten, hinter ihm her gerannt sind, und konnte sie aufhalten.
Dann ist plötzlich ein Spieler von Veddel wie von der Tarantel gestochen von der Mittellinie aus losgesprintet und hat unserem Torwart mit der Faust im Flug von hinten gegen den Kopf geschlagen. Unser Torwart ging zu Boden, woraufhin noch zwei, drei Spieler von Veddel kamen, die sich auf ihn gestürzt und ihn attackiert haben. Mehrere Spieler von uns sind zum Ort des Geschehens geeilt, wodurch ein riesiger Tumult entstanden ist. Ich war in diesem Moment geschockt und wie gelähmt.
Endlich gelang es, die Spieler beider Mannschaften voneinander zu trennen. In dem Moment rückte aber auch schon die Polizei an: Ich wusste nicht, dass sie gerufen worden war - aber das erwies sich als ehr gut. Denn mehrere Spieler und Zuschauer, die an den Tätlichkeiten gegen uns beteiligt hatten, wollten abhauen, was dann aber nicht mehr möglich war: Die Polizei hat die Straße abgesperrt, sodass sie von allen Anwesenden die Personalien aufnehmen konnte. Und dank der besagten Videos sollte es gelingen, die Täter zu identifizieren.
Von Seiten des Gegners hieß es, dass unser Torwart in ihre Richtung gegrinst und sich zu sehr gefreut habe. Es ist doch logisch, dass ein Spieler sich nach so einem Spiel über ein spätes Tor freut! Das darf doch nicht zur Folge haben, dass der Spieler angegriffen wird und sich so schwer verletzt, dass er zum Arzt muss. Ich gehe davon aus, dass unser Torwart auch noch zivilrechtliche Schritte einleiten wird.
Ich war früher lange Jahre als Trainer in Schleswig-Holstein tätig, da ist so etwas nie passiert. Inzwischen habe ich schon gemerkt, dass es im Hamburger Süden heiß hergeht. Unter den Harburger Teams gibt es zwar fast nie Probleme, da konzentrieren sich die Spieler zumeist auf den Fußball. Aber wenn wir gegen eine aus Wilhelmsburg oder Veddel gespielt haben, ist es leider häufiger brenzlig geworden, ohne dass ich da etwas verallgemeinern oder die Mannschaften aus Veddel und Wilhelmsburg über einen Kamm scheren will.
Aber Fakt ist: Mit Einigkeit Wilhelmsburg und mit Rot-Weiss Wilhelmsburg hatten wir in der Vergangenheit auch schon jeweils einmal Probleme. Und nach einem Siel gegen die Wilhelmsburger SB gab es sogar schon einmal eine Schlägerei, bei der auch die Polizei gerufen wurde, wir aber leider mangels Videos nichts beweisen konnten. Das ist dieses Mal zum Glück anders, deshalb wird die Wahrheit ans Licht kommen. Einige unserer Spieler hatten schon in die Idee, dass wir in den niedersächsischen Fußball-Verband wechseln und im Landkreis Harburg antreten sollen. Aber sollen wir wirklich auf diese Art und Weise vor der Gewalt kapitulieren? Ich würde mir viel mehr wünschen, dass der Verband ganz klar und hart gegen solche Mannschaften durchgreift und sie für für die komplette Saison suspendiert."
(Johannes Speckner)