Aktuell: Reinhardt lehnt Regionalliga-Reform ab


Wie SportNord bereits berichtete, soll am 21. und 22. Oktober 2010 beim Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes in Essen über eine Regionalliga-Reform diskutiert werden (siehe unten stehenden Link). Die von vielen Amateur-Vereinen geforderte Ausgliederung der Zweiten Mannschaften aus der Regionalliga in eine eigene Reserve-Liga im Rahmen des „2+1-Modells“ wird von den Erst- und Zweitligisten aber strikt abgelehnt.

Nach Joachim Philipkowski, dem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des Erstliga-Neulings FC St. Pauli, äußert sich nun auch Bastian Reinhardt, seit dem 28. Mai 2010 Sportlicher Leiter des Bundesligisten Hamburger SV, im Interview mit SportNord über die mögliche Regionalliga-Reform. Der 34-Jährige, der als Verteidiger zwischen August 2002 und Mai 2010 insgesamt 166 Erstliga-Spiele (zwölf Tore) absolvierte, hofft zudem, dass die HSV-Reserve, die von seinem früheren Mitspieler Rodolfo Esteban Cardoso trainiert wird, den Aufstieg in die Dritte Liga schafft ...


SportNord: Welche Position bezieht Ihr Verein in der aktuellen Diskussion um eine Regionalliga-Reform?
Bastian Reinhardt: „Wir sind der Meinung, dass es keiner Reform bedarf. Die Regionalligen sind in ihrer Form, in der sie momentan organisiert sind, gut aufgestellt!“

SportNord: Was wäre Ihrer Meinung nach für die Zukunft am besten: Das 2+1-Modell mit einer eigenen Reserve-Liga, das Bayrische Modell mit acht Viertliga-Staffeln – oder soll alles so bleiben, wie es ist?
Reinhardt: „Ich denke, es sollte alles so bleiben, wie es ist. Die Ligen haben sich nach unserer Meinung in der Abwägung aller Interessen bewährt. Das Modell bietet sowohl den traditionellen Vereinen genug Raum, sich zu entfalten, als auch den Zweiten Mannschaften zur Ausbildung ihrer Jugendspieler. Die Erfahrungen, die unsere Nachwuchstalente in der Regionalliga sammeln, sind für ihre weitere Entwicklung hin zur Profikarriere unbezahlbar ...“

SportNord: Können Sie einer eigenen Reserve-Liga für Zweite Mannschaften irgendetwas Positives abgewinnen?
Reinhardt: „Eine Reserve-Liga für Zweite Mannschaften halte ich für keine ideale Lösung. Für die jungen Spieler ist es wichtig, gegen erfahrene und gestandene Männer zu spielen – nur so ist der Übergang vom Jugend- in den Herren-Bereich zu bewerkstelligen. Dies würde fehlen, wenn sie sich nur mit Ihresgleichen messen!“

SportNord: Haben Sie, von den Interessen Ihres Klubs einmal abgesehen, Verständnis dafür, wenn Traditionsvereine wie Preußen Münster es nicht gerade schön finden, wenn mehr als die Hälfte der West-Regionalligisten Reserve-Teams sind?
Reinhardt: „Natürlich habe ich dafür grundsätzlich Verständnis. Die Begründung liegt ja immer in den niedrigen Zuschauerzahlen und in der fehlenden Attraktivität. Die Frage ist aber, ob das wirklich der Fall ist: In der Regionalliga Nord haben wir bislang lediglich sechs Bundesliga-Nachwuchsmannschaften. Ich denke, es sollte immer die Leistung im Vordergrund stehen. Die Reserve-Teams obliegen der Regel, pro Partie nur drei Spieler, die älter als 23 sind, einsetzen zu dürfen – und damit haben sie es grundsätzlich schon schwerer. Ich denke, dass die Traditionsvereine auf Dauer nicht verdrängt werden!“

SportNord: In welcher Spielklasse soll sich die Zweite Mannschaft des Hamburger SV langfristig etablieren?
Reinhardt: „Am liebsten natürlich in der Dritten Liga. Das heißt, so hoch wie möglich, damit wir unseren Nachwuchsspielern die bestmögliche Ausbildung garantieren können. In dieser Liga wären sie am dichtesten an der Bundesliga dran und würden so auch den Wettkampf jede Woche auf höchstmöglichem Niveau erfahren.“

Interview: Johannes Speckner

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