
Nachdem das Trainer-Engagement von Sven Firsching beim SC Kisdorf durch das finanzielle Aus des Süd-West-Verbandsligisten Ende September 2011 abrupt endete (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), fand der 40–Jährige nun ein neues Betätigungsfeld. Im Dezember 2011 übernahm Firsching, der in Bad Bramstedt lebt, beim Schleswig-Holstein-Ligisten SV Todesfelde das Amt des Sportlichen Leiters. Im Interview mit SportNord spricht Firsching über diesen Wechsel und die Ziele ...
SportNord: Wie kam Ihr Kontakt zum SV Todesfelde zustande?
Sven Firsching: „Thomas Steenbock, Vorsitzender des Todesfelder Fördervereins, rief mich Anfang November an und fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, beim SV Todesfelde die Funktion des Sportlichen Leiters zu übernehmen. Eine Woche später gab es schließlich einen gemeinsamen Termin mit Holger Böhm, dem Vereinsvorsitzenden des SVT. Wir waren uns schnell einig. Es war ein sehr gutes, konstruktives und harmonisches Gespräch. Wir haben schnell festgestellt, dass wir eine Sprache sprechen.“
SportNord: Was war ausschlaggebend von Ihrem Wechsel von der Trainerbank auf den „Manager-Sessel“?
Firsching: „Entscheidend für diesen Schritt war in erster Linie, dass meine Frau und ich zwei anderthalbjährige Jungs aus Haiti adoptiert haben. Anfang Dezember waren wir in Haiti und haben unsere Zwillingssöhne aus einem Kinderheim abgeholt. Die Beiden erhalten nun von meiner Frau und mir die volle Aufmerksamkeit, die sie benötigen und halten uns ordentlich auf Trapp. Bereits im Mai waren meine Frau und ich in Haiti zu einer Besuchsreise. Hier haben wir unsere Zwillinge erstmalig gesehen - ein unvergesslicher Augenblick. Dies war auch der Grund, weshalb ich beim entscheidenden Spiel in der letzten Saison in Horst passen musste ... Und nun wollte nicht drei- bis viermal pro Woche abends auf dem Trainingsplatz stehen und darüber hinaus am Wochenende ebenfalls ständig unterwegs sein. Als Sportlicher Leiter kann ich mir die Zeit gerade bei der Ausübung in meinem Beruf als Polizeibeamter im Schichtdienst wesentlich besser einteilen.“
SportNord: Sie waren in den letzten Jahren stets als Coach und zuvor als Spielertrainer tätig. Denken Sie nicht, dass Ihnen die regelmäßige Arbeit auf dem (Trainings-)Platz fehlen wird?
Firsching: „Sicherlich wird der Tag kommen, an dem es mich juckt, wieder auf dem Platz zu stehen und mit den Jungs zu arbeiten. Gegenwärtig ist dies aber überhaupt nicht der Fall. Ich freue mich riesig auf die Aufgabe in Todesfelde. Ich bin zu einem außerordentlich gut geführten Verein gekommen und habe schließlich zuletzt in Kisdorf viele Manager-Aufgaben neben meiner Trainertätigkeit bewältigt. Dies hat mir schon damals unheimlich viel Freude bereitet!“
SportNord: Hatten Sie, nach dem finanziellen Aus des SC Kisdorf, auch Angebote von Vereinen, die Sie als Trainer engagieren wollten?
Firsching: „In der Tat hatte ich ein Dutzend sehr gute Angebote. Aber den Todesfelder Weg in dieser Position mit zu gestalten, ist für mich eine großartige Perspektive, auf die ich mich sehr freue.“
SportNord: Was haben Sie nach dem Kisdorfer Aus fußballerisch gemacht?
Firsching: „Fußballerisch nicht wirklich viel. Ich habe es auch einmal genossen, mich vor den Fernseher zu setzen und die Sky-Konferenzschaltung zu schauen. Ich habe total abgeschaltet, neue Kraft gesammelt und mich auf die neue Aufgabe als Vater vorbereitet. Die letzten Monate in Kisdorf waren doch sehr kräftezehrend und gingen mir doch sehr nahe. Nun gehe ich aber voller Enthusiasmus in mein neues Engagement.“
SportNord: Wie beurteilen Sie, mit mehreren Monaten Abstand, das finanzielle Aus des SC Kisdorf?
Firsching: „Ich möchte gar nicht großartig zurückschauen, das tut nämlich richtig weh! Nur so viel – ich kann bis heute nicht verstehen, wie man so wirtschaften kann.“
SportNord: Was halten Sie von den Aufbauplänen des Nachfolgeklubs Phönix Kisdorf und weshalb stehen Sie diesem Verein nicht als Trainer zur Verfügung?
Firsching: „Die Verantwortlichen in Kisdorf haben die letzten Wochen und Monate genutzt und Großartiges bewegt, dafür kann man sie nur beglückwünschen. Man erkennt hier klar die Handschrift von Carl-Heinz Warner und Michael Degenhardt. Ich stehe den Kisdorfern aus den oben genannten Gründen als Trainer nicht zur Verfügung. Ich möchte nicht großartig zurückblicken, aber es gab auch einige Punkte bei der Neugründung, die mir nicht gefallen haben, sodass eine Trainertätigkeit, trotz eines Angebotes aus Kisdorf, für mich unter diesen gewissen Voraussetzungen nicht in Frage gekommen wäre.“
SportNord: Dann werfen wir noch einen Blick in die Zukunft: Welche Ziele peilen Sie mit Todesfelde an?
Firsching: „Der SVT war im letzten Jahr unter den Top-Acht in Schleswig-Holstein - man hat sich für die Hallenmasters in Kiel qualifiziert und schied erst im Halbfinale aus. Vor einer Kulisse von 8.000 Zuschauern zu spielen, muss das Ziel für jeden Spieler beim SVT sein. Darüber hinaus möchten wir die Liga-Mannschaft in der Schleswig-Holstein-Liga etablieren und stetig weiter vorankommen. Letztes Jahr wurde die Saison mit dem 13. Platz beendet, hier ist noch Luft nach oben. Die Zweiten Herren sollen mittelfristig in der Verbandsliga spielen, nachdem sie dieses Ziel in der letzten Saison nur knapp verpasst hatten. Gegenwärtig steht das Reserve-Team von Trainer Stefan Komm auf dem zweiten Tabellenplatz in der Kreisliga Segeberg, vier Punkte hinter dem SV Henstedt-Ulzburg II. Eine Verzahnung zwischen Ligamannschaft und den Zweiten Herren ist unheimlich wichtig und ein Zusammenspiel zwischen Thomas Möller und Komm unverzichtbar. Wir haben viele junge, talentierte Spieler in den eigenen Reihen, die gefordert und gefördert werden müssen. Mit den Ersten und Zweiten Herren befinden sich gegenwärtig zwei Mannschaften unter den Top-Zehn des Kreises Segeberg. Wir haben alle ein gemeinsames Ziel – den Leistungsfußball nach vorne bringen. Bereits in der Vergangenheit haben es Talente aus der A-Jugend der SG Trave 06 in den Kader des SVT geschafft; auch zukünftig werden wir versuchen, Talente für den SVT zu gewinnen, nicht nur aus der eigenen Jugend! Wer mich kennt, weiß, dass ich methodisch, akribisch und konzeptionell arbeite und das ‚Wir-Gefühl‘ gerade als Teamplayer über alles stelle!“
SportNord: Die bisherigen SVT-Verantwortlichen sagten stets, die Schleswig-Holstein-Liga sei die ‚Bundesliga‘ für Todesfelde. Könnte es sein, dass die neue Regionalliga Nord irgendwann die ‚Champions-League‘ für den SVT wird?
Firsching: „Ziele sollte man sich immer setzen. Gegenwärtig beschäftigen wir uns aber mit der Schleswig-Holstein-Liga und dort geht es um den Klassenerhalt. Wenn wir hier unsere Hausaufgaben vernünftig verrichten, kann man sicherlich weiterschauen, aber dies ist zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt kein Thema. Mit der ‚Bundesliga‘ sind wir ganz zufrieden. Wir wollen uns mit solider Finanz- und Personalpolitik über Jahre hinweg einen Ruf als verlässliche Größe in der SH-Liga erarbeiten. Wir haben ein junges, hungriges Team, das von Möller auf Kurs gebracht wird!“
Interview: Johannes Speckner