Im Sommer 2009 hatte der FC St. Pauli II als Tabellen-Fünfter der Oberliga Hamburg den Aufstieg in die Regionalliga Nord geschafft. Weil kein anderer Oberligist beim Deutschen Fußball-Bund eine Regionalliga-Lizenz beantragt hatte, ging die St. Pauli-Reserve in die Aufstiegsspiele gegen den Schleswig-Holstein-Liga-Meister KSV Holstein Kiel II, in denen sie sich knapp nach Elfmeterschießen durchsetzte (SportNord berichtete ausführlich).
Klar ist: Im Sommer 2010 kann keine Zweite Mannschaft eines Bundesligisten in die Bresche springen, wenn es darum geht, ob ein Hamburger Oberligist in die Regionalliga Nord aufsteigen will – denn neben St. Pauli II spielt auch der Hamburger SV II bereits in der Regionalliga. Während sich aus der Schleswig-Holstein-Liga neben der momentan zweitplatzierten Reserve von Holstein Kiel (wird mittlerweile von Torsten Fröhling trainiert) wohl auch der Spitzenreiter VfR Neumünster um eine Regionalliga-Lizenz bemühen wird, hörte sich SportNord nun bei allen ambitionierten Hamburger Oberligisten um – und fand heraus, dass es zumindest zwei Vereine in Erwägung ziehen, sich beim DFB um eine Regionalliga-Lizenz für die kommende Saison zu bewerben ...
– Ronald Lotz, Manager des Serien-Meisters SC Victoria (1. Platz, 44 Punkte), erklärte auf Nachfrage von SportNord: „Vom DFB wurde uns der 31. März als Frist gesetzt, und die Zeit bis dahin werden wir nutzen, um unsere Gedanken und Planungen voranzutreiben. Nach dem derzeitigen Stand hätten wir Probleme, aufzusteigen: Es gibt im Regionalliga-Etat ein wirtschaftliches Loch, das wir noch nicht geschlossen haben. Wenn uns diese wirtschaftlichen Möglichkeiten in den nächsten acht Wochen zur Verfügung stehen sollten – wir befinden uns in Gesprächen mit Geldgebern –, würden wir sehr ernsthaft darüber nachdenken, den Sprung in die Regionalliga in diesem Jahr zu wagen! Wir sind deutlich näher dran als im letzten Jahr – und wir würden auch auf gar keinen Fall einen Millionen-Etat aufstellen. Im Sommer 2008 hatten wir mit einem Etat von 300.000 Euro gemeldet und die Lizenz auch bekommen, haben aber sportlich den Aufstieg knapp verpasst ...“
– Ex-Profi Jan-Uwe Gundel, Manager von Eintracht Norderstedt (8. Platz, 28 Punkte), berichtete gegenüber SportNord: „Die grundsätzliche Bereitschaft, den Sprung in die Regionalliga zu wagen, ist vorhanden: Es soll für unseren Verein irgendwann einmal eine Liga nach oben gehen! Ob das schon in diesem Sommer sein kann, müssen wir noch mit dem Aufsichtsrat abstimmen – aber grundsätzlich schlägt sich unsere Mannschaft in dieser Saison bisher sehr gut, und wenn unser Team, dessen Spieler allesamt jung und ehrgeizig sind, nun auch in der Restrunde gut aus den Startlöchern kommt, fassen wir eine Bewerbung ins Auge!“
Die große Mehrheit der Hamburger Oberligisten schließt einen Aufstieg in die Regionalliga Nord momentan allerdings kategorisch aus, was wohl auch an den hohen Anforderungen des DFB (siehe unten verlinkte „Statuten zur Durchführung des Spielbetriebes in der Regionalliga“) liegt ...
– Thomas Seeliger, Chefcoach vom letztjährigen Regionalliga-Absteiger Altona 93 (2. Platz, 37 Punkte), wurde auf der Internet-Seite seines Vereins zum Thema Regionalliga-Aufstieg wie folgt zitiert: „Das Verhältnis zwischen den erteilten Auflagen und der finanziellen Unterstützung des Deutschen Fußball-Bundes stimmt nicht. Wirtschaftlich ist ein Aufstieg für kleine Vereine einfach nicht zu realisieren und das stimmt mich sehr nachdenklich. Der DFB sollte dieses Konstrukt überdenken!“
– Jens Malcharczik, Erster Vorsitzender und Liga-Obmann des Serien-Vizemeisters Meiendorfer SV (3. Platz, 35 Punkte) erklärte bei SportNord: „Wir haben uns, wie schon im vergangenen Jahr, kurz mit diesem Thema beschäftigt, es dann aber sogleich wieder verworfen. Unser Stadion erfüllt schlicht und ergreifend nicht die Regionalliga-Anforderungen des DFB. So viel Geld, wie nötig wäre, um dies zu ändern, können und wollen wir nicht in die Hand nehmen. Und ein Umzug ins Victoria-Stadion an die Hoheluft, das Regionalliga-tauglich ist, kommt für uns nicht infrage, weil das einfach viel zu weit weg von Meiendorf ist!“
– Torsten Henke, Coach des SV Curslack-Neuengamme (4. Platz, 33 Punkte), sagte gegenüber SportNord: „Der Aufstieg in die Regionalliga ist für uns utopisch: Wenn selbst Vereine wie Altona 93, der SC Victoria und FC Bergedorf 85 nicht aufsteigen können, kann es für uns als Dorfverein erst recht nicht infrage kommen. Es ist ein leidiges Thema, wir haben es ja im vergangenen Jahr bei unserem Nachbarn Bergedorf 85 mitbekommen. Auch beim ‚Hamburger Sportforum’ haben wir darüber ausführlich diskutiert und ich vertrete nachwievor die Meinung, dass die Teams, die sich sportlich für einen Aufstieg qualifiziert haben, auch die Chance erhalten sollten, nach oben zu kommen!“
– Thomas Titze, Trainer des TSV Buchholz 08 (5. Platz, 29 Punkte), erklärte kurz und knapp: „Die Regionalliga ist für uns kein Thema. Die dafür nötigen Voraussetzungen sind in unserem Verein einfach nicht vorhanden!“
– Marcus Scholz, Manager des Niendorfer TSV (6. Platz, 29 Punkte), befand auf Nachfrage von SportNord: „Für uns ist ein Aufstieg in die Regionalliga kein Thema, und solange man für die Regionalliga einen siebenstelligen Etat benötigt, ist das für uns auch der Weisheit letzter Schluss. Es ist schade, dass der DFB uns Amateur-Vereinen solche unüberwindbaren Hürden in den Weg stellt – aber ich glaube das ist auch eine Sortierung, die darauf abzielt, dass die kleinen Vereine gar nicht mehr so weit oben spielen können!“
– Manfred Nitschke, Coach des FC Bergedorf 85 (8. Platz, 28 Punkte), erklärte im SportNord-Interview: „Was die Regionalliga angeht haben wir momentan definitiv keinerlei Ambitionen. Die Versuche, den Sprung in die Regionalliga zu schaffen, haben uns im letzten Jahr wirklich sehr viel Kraft, Zeit und auch Geld gekostet. Dann haben wir vor dieser Spielzeit einen großen Schritt gemacht: 14 neue, überwiegend junge Spieler sind dazu gekommen. Nun wollen wir, dass sich unser Verein konsolidiert, damit wir in ein, zwei Jahren eine vernünftige Perspektive haben – auch in Richtung Regionalliga ...“
– Stefan Kohfahl, Trainer des letztjährigen Neulings Oststeinbeker SV (9. Platz, 27 Punkte), erklärte am Freitag am Rande der Verleihung des „Sparda-Bank – freundlich & fair-Preises“: „Ein Aufstieg in die Regionalliga ist für uns überhaupt kein Thema!“ Auf Nachfrage ergänzte Kohfahl: „Sollte es noch die alte Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein geben, wäre diese Spielklasse ein Thema für uns!“ Nach einer kurzen Unterredung mit Hans-Joachim Zankl, dem Liga-Obmann des Hansa-Landesligisten TSV Sasel, der in der Saison 2003/2004 Platz zwölf in jener alten Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein erreicht hatte, ergänzte Kohfahl: „In dieser Spielklasse müsste unser Etat nicht so viel höher sein, als er es nun in der Oberliga Hamburg ist“
– Detlef Kebbe, Manager des letztjährigen Aufsteigers Wedeler TSV (12. Platz, 21 Punkte), erklärte am Dienstag während der Pressekonferenz, bei der Frank Pagenkopf als neuer Chefcoach (er beerbt im Sommer 2010 Ex-Profi Peter Nogly, SportNord berichtete): „Ein Aufstieg in die Regionalliga wird für uns nicht möglich sein!“ TSV-Liga-Manager Walter Zessin fand ähnlich deutliche Worte: „Darüber, ob wir in die Regionalliga wollen, brauchen wir gar nicht reden – das ist dummes Zeug!“ Während Zessin hofft, dass die Wedeler „leistungsmäßig kontinuierlich weiter nach vorne kommen“, stellte Kebbe klar: „Wir wollen im Kreis Pinneberg die Nummer eins sein, und dieses Ziel würden wir auch weiter verfolgen, wenn es wieder eine gemeinsame Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein geben würde!“
Nun sind Sie, liebe Leser, gefragt: Finden Sie es sinnvoll, wenn der SC Victoria und / oder Eintracht Norderstedt eine Regionalliga-Lizenz für die Saison 2010/2011 beantragen? In der aktuellen SportNord-Umfrage können Sie darüber abstimmen ...
(JSp)