Regionalliga: Großkopf ist sehr zufrieden


Der FC St. Pauli II, der im Sommer 2009 als Tabellen- der Oberliga Hamburg den Aufstieg in die Regionalliga Nord schaffte (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), überwintert dort nun als Tabellen-13. Der Vorsprung auf die Abstiegszone beträgt zwei Plätze und einen Punkt. St. Pauli-Coach Jörn Großkopf (43) spricht im Interview über die bisherige Saison, das Dasein von Reserve-Teams in der Regionalliga und die Zusammenarbeit mit der Ersten und Dritten Mannschaft ...


SportNord: Wie zufrieden sind Sie mit dem bisher Erreichten?
Jörn Großkopf: „Ich bin sehr zufrieden, denn vor Saisonbeginn waren doch fast alle davon ausgegangen, dass wir abgeschlagen auf dem letzten Platz stehen würden. Nun hätten wir sogar noch ein, zwei Punkte mehr holen können, vielleicht sogar müssen ... Ich denke da vor allem an unser Gastspiel beim SV Wilhelmshaven, wo wir bis zur 85. Minute mit 1:0 geführt, dann aber mit 1:2 verloren haben. Auch beim Goslarer SC hätten wir niemals verlieren dürfen sondern eigentlich gewinnen müssen, haben aber sieben hundertprozentige Chancen vergeben. Andererseits haben wir aber auch Punkte geholt, mit denen niemand gerechnet hatte: So haben wir den VfL Wolfsburg II mit 1:0 geschlagen – das haben bisher nicht allzu viele Teams geschafft ...“

SportNord: Rechnen Sie damit, bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern zu müssen?
Großkopf: „Natürlich hofft man immer, dass man im Frühjahr rechtzeitig genügend Punkte sammeln und sich frühzeitig retten kann. Aber wir stellen uns ganz klar darauf ein, das wir bis zum letzten Spieltag kämpfen müssen – aber wir wussten vorher, worauf wir uns einlassen. Zuversichtlich stimmt mich, dass wir mit Deran Toksöz vom FC Bergedorf 85 noch einen guten Spieler dazu bekommen. Und in erster Linie ist mir auch weiterhin die Ausbildung der jungen Akteure wichtig. Wir arbeiten in drei Schritten: Erstens geht es um die fußballerische Ausbildung der Spieler, zweitens um die Ausbildung ihrer Persönlichkeit, und drittens wollen wir die Klasse halten – denn es ist für den Nachwuchs einer Lizenz-Mannschaft wichtig, so hochklassig wie möglich zu spielen!“

SportNord: Ist die Regionalliga stärker oder schwächer, als Sie sie erwartet hatten? Und wie viel höher ist ihr Niveau im Vergleich mit der Oberliga Hamburg?
Großkopf: „Das Niveau in der Regionalliga ist schon deutlich höher, es gibt einen großen Unterschied: Die Teams in der Regionalliga trainieren fast allesamt unter Vollprofi-Bedingungen. Vor allem beim Chemnitzer FC und SV Babelsberg 03 herrschen Profi-Verhältnisse, deren Spieler gegen nicht nebenbei arbeiten oder zur Schule. Unserem Team kommt dies zugute, denn meine jungen Spieler werden in der Regionalliga doch deutlich mehr gefordert. Ich möchte aber betonen, dass auch die Oberliga Hamburg mit sehr guten Mannschaften besetzt ist!“

SportNord: Ist es aus Ihrer Sicht sinnvoll, dass die Zweiten Mannschaften der Lizenzvereine in der Regionalliga spielen dürfen – oder wäre eine eigene Reserve-Liga besser?
Großkopf: „Wenn die Zweiten Mannschaften der Lizenzvereine eine eigene Spielklasse bilden würden, wäre das ja quasi eine Nachwuchsrunde, in der kein richtiger Wettbewerb vorhanden ist. Ich bin ein absoluter Gegner einer solchen Reserve-Runde, denn dort würden wir nicht auf motivierte Gegner treffen, die unsere jungen Spieler wirklich fordern und fördern würden. In der Regionalliga oder der Dritten Liga, in der ja mit den Zweitvertretungen des SV Werder Bremen, FC Bayern München, VfB Stuttgart und von Borussia Dortmund auch vier Reserve-Teams spielen, rückt das Gewinnen-Wollen viel mehr in den Vordergrund, als wenn die Zweiten Mannschaften in einer neu geschaffenen, eigenen Liga spielen würden!“

SportNord: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Dritten Mannschaft?
Großkopf: „Bei St. Pauli geben wir sowohl den Spielern der Ersten als auch der Zweiten Mannschaft, die jeweils nicht im Kader stehen, sei es nun aus Verletzungs- oder Leistungsgründen, gerne die Möglichkeit, in der darunter folgenden Mannschaft Spielpraxis zu sammeln. Das heißt, in der Regionalliga wirken Zweitliga-Profis mit, und ich biete meinen Spielern an, im Kreisliga-Team Spielpraxis zu sammeln. Allerdings ist es meinen Spielern immer frei überlassen, ob sie in der Dritten Mannschaft spielen wollen oder nicht – ich kann aber nur jedem Fußballer, der Lust auf Fußball hat, empfehlen, diese Chance zu nutzen. Die Dritte Mannschaft freut sich über unsere Unterstützung und zugleich gebe ich auch Spielern der Dritten Mannschaft, die positiv auffallen, die Chance, beim Regionalliga-Kader mitzutrainieren. Das ist eine Art Belohnung für die Spieler, die ich mir ruhig einmal im Training anschauen kann – und vielleicht ist ja auch einmal ein Glücksgriff dabei!“

SportNord: St. Pauli III überwintert in der Kreisliga 2 als Tabellen-Zweiter – würden Sie einen Aufstieg in die Bezirksliga befürworten?
Großkopf: „Natürlich wäre ein Aufstieg in die Bezirksliga sehr gut! Grundsätzlich macht es immer Sinn, wenn eine junge, ambitionierte Mannschaft aufsteigt, und wir bei St. Pauli sind darum bemüht, dass unsere Teams jeweils so hochklassig wie möglich spielen. Es wäre also ein Traum, wenn unsere Erste Mannschaft im Sommer 2010 pünktlich zum hundertjährigen Vereinsjubiläum den Aufstieg in die Erste Bundesliga schafft, wir den Klassenerhalt in der Regionalliga Nord bewerkstelligen und unsere Dritte Mannschaft den Sprung in die Bezirksliga vollzieht!“


Interview: Johannes Speckner

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