
Rechtsanwalt Holger Rochow und Thomas Zeißing in seiner Funktion als Vorsitzender Richter vom Verbandsgericht des Hamburger Fußball-Verbandes standen sich schon unzählige Male gegenüber. Am Mittwochabend fand nun eine für Rechtsanwalt Rochow besonders wichtige Verhandlung statt, ging es doch um „seinen“ Oststeinbeker SV, der im Kampf um den Klassenerhalt in der Oberliga Hamburg ins Hintertreffen zu geraten drohte ...
Vor dem Verbandsgericht wurde die Berufung verhandelt, die die OSV-Verantwortlichen gegen die erst am Dienstagabend vom HFV-Sportgericht bestätigte Umwertung des 3:0-Sieges, den die Oststeinbeker am Freitag, 4. Mai gegen Altona 93 feierten, in eine 0:3-Niederlage eingelegt hatten. Zur Erinnerung: In dieser Partie des 31. Spieltages hatten Malmang Lamin Jawla (32.), Christian Paul König (78.) und „Joker“ Söhren Grudzinski (88.) die Oststeinbeker zu einem 3:0-Sieg geschossen – allerdings wurde beim OSV über die komplette Spielzeit Seyhmus Atug eingesetzt. Jener Atug hatte am Dienstag, 17. April bei der Oststeinbeker 0:2-Niederlage beim SC Condor (Nachholpartie des 19. Spieltages) für wiederholtes Meckern die Gelb-Rote Karte gesehen (66.) – und Schiedsrichter Martin Pfefferkorn (vom SC Urania) verfasste wegen verbaler Entgleisungen von Atug nach dem Platzverweis noch einen Sonderbericht, in dem er „grob unsportliches Verhalten“ von Atug beklagte.
Am Sonnabend, 21. April stand Atug beim 2:1-Sieg der Oststeinbeker beim TSV Sasel (29. Spieltag) nicht im 18er-Kader des OSV. Nachdem sich am Mittwoch, 25. April der HFV mit Pfefferkorns Sonderbericht verfasste, kam Atug sowohl am Sonntag, 29. April beim Oststeinbeker 1:1-Unentschieden im Derby beim FC Bergedorf 85 (30. Spieltag) als auch fünf Tage später gegen Altona zum Einsatz. Rechtsanwalt Rochow sprach nun von einem „Formfehler des Verbands“ und argumentierte, die OSV-Verantwortlichen hätten aufgrund des Datums der Mitteilung der Sperre gegen Atug, die ihnen erst am Freitag, 27. April übermittelt wurde, eine Woche und somit bis zum 4. Mai, 23.59 Uhr Zeit gehabt, eine mündliche Verhandlung für Atug zu beantragen – in diesem Fall wäre die Sperre nämlich bis zu jener Verhandlung ausgesetzt worden und Atug wäre spielberechtigt gewesen. Dies war er nach Ansicht von Rochow übrigens auch vor dem Ablauf der Frist – und das Duell mit Altona war an jenem Freitag bereits um 20.47 Uhr beendet.
Wohl auch deshalb war Atugs Sperre im DFB-Net beim elektronischen Spielberichtsbogen für die Partie gegen Altona noch nicht vermerkt. Und Rochow monierte noch einen zweiten „Formfehler“, da in der Urteilsbegründung des Sportgerichtes stand, dass Atug „nach einem Feldverweis eine automatische Sperre sowie zwei weitere Spiele absitzen muss“ – dabei hatte Atug im Gastspiel bei Condor keine Rote Karte, sondern nur „Gelb-Rot“ bekommen und war nur aufgrund des besagten Sonderberichtes zu einer Sperre verurteilt worden. Nachdem Rechtsanwalt Rochow sein Plädoyer vorgetragen hatte, betonte Zeißing, der OSV hätte „zwingend“ bis zu jenem 4. Mai, 23.59 Uhr eine mündliche Verhandlung beantragen müssen, um einen Aufschub der Sperre zu erwirken. Dass dies nicht geschah, lag wohl in erster Linie daran, dass die OSV-Verantwortlichen es versäumten, ihr elektronisches Postfach, wo ihnen vom HFV die Nachricht über Atugs Sperre mitgeteilt wurde, regelmäßig abzurufen – und zumindest diesen Schuh müssen sich die Oststeinbeker anziehen.
Obwohl die zugegeben unglückliche Formulierung in der vom Sportgericht vorgenommenen Urteilsbegründung für das Verbandsgericht keine große Rolle spielte, wurde zwischenzeitlich tatsächlich die Möglichkeit der Ansetzung eines Wiederholungsspiels zwischen Altona und Oststeinbek erörtert. Um aber den entscheidenden Fakt zu nennen: Am Ende bestätigte das Verbandsgericht die 0:3-Wertung des OSV-Spiels gegen Altona. Während die 93ziger durch die am „Grünen Tisch“ gewonnen drei Punkte mit nun 47 Zählern und 45:44-Toren auf dem neunten Platz liegen, rutschten die Oststeinbeker durch den Verlust der sportlich gewonnenen drei Zähler mit nun nur noch 34 Punkten und 36:47-Toren vom rettenden 15. Rang auf den 16. Platz ab und würden dem derzeitigen Stand nach als Drittletzter in die Landesliga absteigen. Am Freitag, 25. Mai