Oberliga: OSV-Manager Rochow spricht Klartext


Nachdem Lukasz Sosnowski nicht viel davon hielt, dass es in der Weihnachtszeit friedlich und besinnlich zugehen soll, sondern bei SportNord schwere Vorwürfe gegen seinen Ex-Klub Oststeinbeker SV erhob (siehe unten verlinkten Bericht), sprach SportNord nun mit Rechtsanwalt Holger Rochow, dem Team-Manager des OSV, der in der Oberliga Hamburg als Tabellen-Neunter überwintert.

Rochow, der das Weihnachtsfest auf Sylt verbrachte, spricht im Interview offen über die vorzeitige Vertragsauflösung mit Sosnowski und die finanziellen Probleme seines Klubs ...


SportNord: Wie ist die Auflösung des Vertrags von Sosnowski verlaufen?
Rechtsanwalt Holger Rochow: „Nachdem wir am vergangenen Wochenende viel hin und her telefoniert hatten, haben wir uns zu Beginn der Woche zusammengesetzt und die Modalitäten der Vertragsauflösung ausgehandelt. Herr Sosnowski ist mit einem Berater erschienen, weil er sagte, selbst nicht so viel von diesen Dingen zu verstehen. Dann sind wir die einzelnen Posten durchgegangen: Herr Sosnowski hat gesagt, was er noch an Aufwandsentschädigungen haben wollte; das haben wir dann verrechnet mit dem Geld, das wir für seine sofortige Freigabe haben wollten!“

SportNord: Ist Sosnowski nun ab sofort für jeden anderen Verein spielberechtigt?
Rochow: „Ich hatte zunächst eine Klausel eingebaut, die besagte, dass er nicht zu einem anderen Team aus der Oberliga Hamburg wechseln dürfe. Zunächst versprach Herr Sosnowski mir auch ‚hoch und heilig‘, nicht zu einem unserer Staffel-Konkurrenten wechseln zu wollen. Ich hatte allerdings bereits ins Kalkül gezogen, dass, wenn wir in dieser Saison noch einmal auf Sosnowski treffen würden, dies wohl nicht zum Nachteil des OSV sein würde: Der Spieler Sosnowski ist nämlich kein Matchwinner, sondern ein permanentes Gelb-Rot-Risiko ...“

SportNord: Also darf Sosnowski jetzt auch zu einem Hamburger Oberligisten wechseln?
Rochow: „Ja, nachdem es zunächst hieß, er wolle zum VfB Oldenburg in die Oberliga Niedersachsen gehen, könnte er nun auch zu einem Hamburger Oberligisten wechseln. Wir haben eine Vereinbarung getroffen, die für beide Seiten erträglich ist, und am Ende eine runde Summe ausgehandelt, für die auch die Klausel mit der Oberliga Hamburg gestrichen wurde. Anschließend wurde ein Vertrag unterschrieben, der besagt, dass alle wechselseitigen Ansprüche beider Parteien erledigt sind. Die gegengezeichnete Generalquittung besagt, dass der OSV Herrn Sosnowski keinen einzigen Cent mehr schuldet; im Gegenzug hat Herr Sosnowski auch seine Trainingsbekleidung abgegeben.“

SportNord: Wurde die Trennung von Sosnowski nach dem Motto ‚Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende’ vollzogen?
Rochow: „Ja, das kann man so sehen. Sosnowski und Marcus Rabenhorst, die teilweise noch Yasar Koca mit angesteckt haben, haben in unserem Verein für großes Theater gesorgt. Bei Koca gehen wir momentan davon aus, dass er eher ein Mitläufer war und bei uns bleibt. Der Rest unserer Mannschaft, allen voran die Leitwölfe Michael Weiß und Florian Blohm, sind heilfroh, dass die Unruhestifter Sosnowski und Rabenhorst weg sind. Und wir als Verantwortliche sind auch froh, dass Sosnowski nicht mehr für den OSV auflaufen wird, denn er hatte die jungen Spieler immer wieder angestachelt!“

SportNord: Haben Sie ein ähnliches Theater, einschließlich eines angedrohten Spieler-Streiks, im Amateur-Fußball so schon einmal erlebt?
Rochow: „Nein, es war das erste Mal, seitdem wir uns in diesem Geschäft befinden, dass wir diese neue, zwischenmenschliche Erfahrung machen mussten – nämlich, dass sich Söldner und Legionäre bei uns verdingen, die nur monetäre Gedanken verfolgen und in keinster Weise den OSV im Herzen tragen. Nun soll bei uns schnell wieder Ruhe einkehren und wir wollen bis zum Beginn der Rückrunde wieder ein homogenes Team haben!“

SportNord: Sosnowski wirft den OSV-Verantwortlichen eine säumige Zahlungsmoral vor. Was sagen Sie dazu?
Rochow: „Dass es Verzögerungen bei der Auszahlung der Aufwandsentschädigungen gab, stellen wir nicht in Abrede! Das ist aber auch normal, denn wir sind in der Oberliga Hamburg der Verein mit dem kleinsten Etat. Wir haben im Gegensatz zu Altona 93 oder dem SC Victoria keine Sponsoren, die einen festen Betrag garantieren, sondern müssen uns den Etat, den wir auf die Beine stellen, und jeden einzelnen Sponsoren hart erarbeiten. Zu Saisonbeginn hatten wir auch eine Firma arrangiert, die versuchen sollte, weitere Sponsoren für uns zu akquirieren – doch anstatt die namhaften Geldgeber, die wir ihnen genannt hatten, anzurufen, haben sie die Firmen aus unserem direkten Umfeld, die wir selbst schon für uns gewinnen konnten, noch einmal angesprochen ...“

SportNord: ... haben die OSV-Verantwortlichen Ihrer Meinung nach Fehler begangen?
Rochow: „Was man uns vorwerfen kann, ist, dass wir nicht rechtzeitig die Reißleine gezogen und gesagt haben: Wir trennen uns jetzt sofort von dieser Firma, die es nicht geschafft hatte, neue Sponsoren für uns zu gewinnen. Ebenfalls unglücklich war es aus unserer Sicht, dass fünf unserer letzten sieben Punktspiele auswärts stattfanden, weil wir ja am ersten Spieltag unser Heimrecht mit Altona 93 getauscht hatten. Durch diese beiden unglücklichen Konstellationen sind wir in die finanzielle Schieflage gekommen ... Aber ich kann Ihnen versichern: Nun kümmern wir uns selbst um das Sponsoring und sind dabei, alles wieder auf gesunde Füße zu stellen!“

SportNord: Bringt Ihnen Ihre Aufgabe beim OSV, nach dem Theater der letzten Wochen, noch Spaß?
Rochow: „Manchmal nicht mehr, denn man muss auch sehen, dass ich eine Dreifach-Belastung habe: Erstens mit meinen Anwaltskanzleien in Hamburg und Schwerin, dann habe ich eine Spielerberatungsfirma, und dann bin ich noch beim OSV Vorstandsmitglied und kümmere mich um die Pressearbeit. Aber die Spieler geben mir viel wieder – ich schätze sie auch menschlich, auch wenn sie vom Alter her meine Kinder sein könnten ... Ich bin nun seit zehn Jahren beim OSV tätig, habe zusammen mit Karl-Heinz Hagemann, der viele Jahre Fußball-Spartenleiter war, die Mannschaft aus der Kreisliga über die Bezirks- und Landesliga bis zur Oberliga begleitet, während Herr Hagemann zur Landesliga-Zeit ausschied. Das, was sich zuletzt einige Spieler erlaubt haben, war ohne Frage nicht in Ordnung! Aber junge Akteure wie Anton Lasko und unser Torwart Christian Gruhne bereiten mir im Gegenzug auch viel Freude und geben mir die Kraft, trotz der Niederschläge weiterzumachen. Außerdem freuen wir uns über die erstmalige Teilnahme für die Hamburger Hallenmeisterschaft und ich gehe davon aus, dass wir den Klassenerhalt problemlos schaffen werden!“


Interview: Johannes Speckner

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