Oberliga: Ole Natusch geht beim HEBC von Bord


Die kommende Saison wirft ihre Schatten voraus. Momentan überbieten sich die Vereine mit Neuigkeiten über personelle Zu- und Abgänge, Spieler wechseln von hier nach dort und Trainer verlassen die Clubs. Da geht manchmal vollkommen unter, dass hochinteressante Spieler ihre Karriere still und geräuschlos beendet haben. Einer von ihnen ist Ole Natusch. Mittlerweile im 37. Lebensjahr hat Natusch seine aktive Zeit in der Liga bereits im letzten Sommer beendet – nahezu ohne Aufmerksamkeit. Und genauso unaufgeregt wie er in den letzten Jahren gespielt hat.

Dabei gibt es sehr viel über den Spieler Natusch zu erzählen. Die Jugendzeit in Eimsbüttel wechselte sich zwischen den Rivalen Eimsbütteler TV und HEBC ab. Frühzeitig spielte er im lila-weißen Herrenbereich. Mitspieler Lars Meissner (genannt „Meise“) erinnert sich: „Natusch war schon immer ein cleveres Kerlchen. Er hat sich in den ersten Herrenjahren das eine oder andere bei den Etablierten abgeschaut, was er dann später verfeinert hat.“ Dabei bestach Natusch nicht gerade durch seine technischen Fähigkeiten. Sein Vorteil war die Kombination aus einer überragenden Fitness und Schnelligkeit. Beim Niendorfer TSV wurde Natusch zum Stammspieler und Kapitän in der Oberliga-Mannschaft: „Die Binde habe ich mir gerne immer mal wieder mit Özy (Oecden Kocadal) oder Praintsch (Daniel Prange) geteilt.“ Prange: „Ole und ich blicken auf viele gemeinsame Jahre auf und neben dem Platz zurück. Wenige Spieler tragen die Vereinsfarben so in die Welt, wie Ole das tut. Deswegen bin ich 2014 auch HEBCer geworden und werde es immer bleiben.“

Natusch bewies Führungsqualitäten wie kaum ein anderer. Dazu merkt Prange an: „Ole hat immer Stimme und Stimmung gebracht. Er findet stets viele Worte und damit manchmal spät ein Ende! Er vermittelt Werte, mahnt und spricht an.“ Da ist der Studienrat Natusch wohl ganz in seinem Element gewesen. 2014 hat er sich wieder dem HEBC angeschlossen: „Eigentlich war es immer klar, zum HEBC zurück zu kommen.“ Nur dass daraus sechs Jahre wurden, war vorher nicht abzusehen. In diesem Zeitraum stieg Natusch mit seinem Team viermal auf. Das und die Feiern danach waren für ihn die schönsten Momente im Fußball. Letztes Jahr war dann Schluss: „Da war die Schnelligkeit abhandengekommen. Und es war der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören. Jetzt freue ich mich umso mehr darauf, wieder mit Meise bei den Alten Herren zu spielen.“

Und was meinten seine Gegenspieler zu ihm? Natusch: „Am häufigsten habe ich gehört, warum hat denn ausgerechnet der getroffen?“ In seiner Spielweise und seinem Auftreten erinnert Natusch häufig an Thomas Müller: Immer ein wenig ungelenk, um dann völlig überraschende Momente zu bringen. Natusch zeichnet ebenso auch ein überragendes Fairplay-Verständnis aus. Da bleibt unvergessen, wie er beim Derby gegen den ETV 2014 den Ball absichtlich nach Anpfiff ins eigene Tor kegelte. Zuvor hatte sich der ETV vehement beschwert, dass HEBC einen Ball nicht ins Aus schoss, weil ein verletzter ETV-Spieler auf dem Platz lag. In Überzahl erzielte HEBC so ein weiteres Tor. Natusch reagierte sofort und stellte mit seinem Eigentor den Gleichstand wieder her. Und es war Ruhe.

Auch ist es wohl zum Großteil ihm zu verdanken, dass HEBC in den letzten Jahren sehr häufig den HFV Fairnesspreis gewann. Jetzt ist also Schluss in der Liga. Ganz sicher vermisst man Spieler wie ihn. Dazu bemerkt Jan Geist (Co-Trainer der Liga und auch ein ehemaliger Mitspieler): „Fußballerisch hatte ich mit Ole die schönste Zeit zusammen bei HEBC. Wenn man neben Ole auf dem Platz stand, war das immer ein gutes Gefühl, weil Ole jemand ist, der auch in schwierigen Zeiten Verantwortung übernimmt und vorangeht. Der die Mannschaft und auch einen selbst pusht. Er ist ein großer Motivator.“

Aber ganz weg ist Natusch eben nicht. Und zum Fußball hat Natusch weiterhin eine klare Meinung: „Sobald es weitergehen kann, wird auch die Wertschätzung für diesen Sport schneller wieder normal, als man denkt. Fußball ist essentiell für viele Lebensbereiche und stärkend für die ganzen Belastungen in der Gesellschaft.“

(Stefan Knauß)

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