
Das Schicksal der SV Lieth ähnelt dem des Hamburger SV: Im Sommer 2011 fand ein Umbruch statt, nun schwebt das neu formierte Team in Abstiegsgefahr. Mit immerhin schon einem Sieg und drei Punkten stehen die Klein Nordender in der Landesliga Hammonia zurzeit zwar noch auf dem rettenden 13. Rang, kassierten aber zuletzt zwei verheerende Niederlagen gegen Neulinge (0:8 beim SC Alstertal-Langenhorn und 3:7 gegen den SC Poppenbüttel).
Nun spricht SVL-Team-Manager Torben Ross im SportNord-Interview Klartext ...
SportNord: Die SV Lieth befindet sich gerade in einer alles andere als einfachen Situation. Hatten Sie vor der Saison befürchtet, dass es so kommen könnte?
Torben Ross: „Uns war vor der Saison durchaus bewusst, dass unsere dritte Landesliga-Saison die schwerste wird. Die Abgänge, die wir Jahr für Jahr zu verzeichnen haben, waren nur sehr schwer aufzufangen. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass wir einen positiveren Saisonstart hinlegen, damit wir in Ruhe arbeiten können. Wir befinden uns nun in der gleichen Situation wie in den anderen beiden Jahren zuvor auch: Bereits nach sechs Spieltagen steht uns das Wasser bis zum Hals!“
SportNord: Die letzten Ergebnisse waren, mit einer 3:7-Heimpleite gegen Poppenbüttel und einer 0:8-Klatsche bei SCALA, echt bitter. Was lässt Sie auf Besserung hoffen?
Ross: „Die Spieler sind sehr verunsichert. Zwei 0:6-Niederlagen gegen die Top-Teams vom FC Elmshorn und SV Lurup sowie insgesamt 15 Gegentore gegen die beiden von Ihnen genannten Aufsteiger sprechen leider eine deutliche Sprache. Wir haben nach sechs Spieltagen schon mehr als die Hälfte der Gegentore gefangen, die wir in der gesamten letzten Saison kassierten. Man darf nicht vergessen, dass in der vergangenen Spielzeit der erfahrene Bülent Ersahin und der junge Lennard Kampf eine grandiose Saison in der Innenverteidigung spielten. Ersahin ist nun Spielertrainer bei den Sportfreunden Uetersen, Kampf ist derzeit mit einer Oberschenkelverletzung außer Gefecht gesetzt.
Wir müssen jetzt von Spiel zu Spiel denken und endlich Sicherheit in der Defensive finden: Hier gewinnt man die Spiele! Es bringt nichts, drei Tore zu schießen und fünf zu fangen. In der letzten Saison hatten wir bis zum sechsten Spieltag auch nur drei Punkte auf unserem Konto und waren Tabellenletzter – und am Ende der Saison fehlten uns dann nur drei Zähler zu einem einstelligen Tabellenplatz. Wir können uns jedoch nicht darauf verlassen, dass wir irgendwann im Herbst eine Serie von fünf Siegen in Folgen starten. Erfolge brauchen wir jetzt, sonst wird der Abstand zum Mittelfeld zu groß!“
SportNord: Kann Trainer Ingo Jopp in Ruhe arbeiten?
Ross: „Das Trainergespann Jopp/Hildebrandt hatte bisher alle Möglichkeiten, in Ruhe zu arbeiten. Fakt ist aber, dass wir schnellstmöglich wieder ein Erfolgserlebnis benötigen. Und mit ‚Erfolgserlebnis‘ meine ich nicht eine ansprechende Halbzeit, sondern Siege und Punktgewinne. Trainer und Mannschaft müssen weiter daran arbeiten, dass solche Ergebnisse wie in den vergangenen Wochen nicht wieder zustande kommen!“
SportNord: Im Sommer 2011 kamen viele Spieler aus unteren Klassen. Würde die SV Lieth nun im Sommer 2012 im Abstiegsfall auch mit Jopp in die Bezirksliga gehen?
Ross: „Wir haben uns noch nicht damit beschäftigt, was wäre, wenn wir nach drei Jahren Landesliga-Zugehörigkeit wieder den Gang in die Bezirksliga antreten müssten. Da bei der SV Lieth eine weitere Zusammenarbeit immer im Dezember eines Jahres per Handschlag zwischen dem Ersten Vorsitzenden, Manfred Pieper, und dem Trainer besiegelt wird, stellt sich diese Frage derzeit im September auch nicht.“
SportNord: Mit Fabian Böwig und Patrick Scheidt eilen aktuell zwei Ex-Liether mit dem FC Elmshorn von Sieg zu Sieg. Wie sehr schmerzt es Sie, dass Ihre ehemaligen Spieler ausgerechnet beim Lokalrivalen so erfolgreich sind?
Ross: „Hinzu kommen ja noch Tim Brüggemann und Nil von Appen, die mittlerweile auch zu den tragenden Säulen der Elmshorner gehören. All diese Spieler haben einen sehr großen Anteil daran, dass die SV Lieth in der Landesliga spielt. Ich persönlich freue mich für die Jungs, dass sie den erhofften sportlichen Erfolg beim FC Elmshorn haben und die Liga dominieren. Wem sollte ich den Erfolg gönnen, wenn nicht diesen Spielern? Es macht uns natürlich auch stolz, dass wir in der vergangen Jahren anscheinend eine gute Ausbildung geleistet haben, dass andere Vereine mit höheren Ansprüchen und Ambitionen davon heute profitieren können.“
SportNord: Wie betrachten Sie aus der unmittelbaren Nachbarschaft die Ziele und Perspektive des FCE?
Ross: „Die Visionen, die der FC Elmshorn seit Jahren hatte, wurden in dieser Saison mit Leben gefüllt. Mit Bert Ehm als Trainer, Eugen Igel im organisatorischen Bereich und Helge Melzer als Verantwortlichem geben Personen den Ton an, die den unbedingten Erfolg wollen. Den Spielern sieht man die Freude am Fußballspielen an: Da wurde zielgerichtet eine großartige Mannschaft zusammengestellt! Und für die Stadt Elmshorn sowie das Umland kann es nach einer langen Durststrecke doch nichts Schöneres geben, als in naher Zukunft wieder Oberliga-Fußball vor Ort zu sehen!“
SportNord: Nach den bisherigen Erkenntnissen, was würden Sie sagen: Welche drei Teams steigen im Sommer 2012 aus der Hammonia-Staffel ab?
Ross: „Nach den bisherigen Erkenntnissen sage ich, dass sich nach wenigen Spieltagen langsam das Gesicht dieser Staffel entwickelt, Tendenzen sind absehbar. Für mich werden Meister und Absteiger jedoch erst nach der Winterpause gemacht. Wer hier hart arbeitet und gut aus den Startlöchern kommt, der hat die besten Voraussetzungen, seine Ziele zu erreichen!“
Interview: Johannes Speckner