
Als SportNord im September 2008 ein Interview mit Atalay Arican führte und ihn fragte, was er als Fußballer in seiner Karriere gerne noch erreichen möchte, antwortete er: „Ich möchte gerne den Oddset-Pokal gewinnen, in der Ersten Runde des DFB-Pokals den FC Bayern München zugelost bekommen und gewinnen – das ist doch nicht unmöglich, oder?“ (siehe unten verlinktes Interview). Knapp drei Jahre später erfüllte sich Arican den ersten Teil seines Traums, als er mit dem Hammonia-Landesligisten Eimsbütteler TV nach Siegen gegen sechs (!) Oberligisten sensationell den Oddset-Pokal gewann: Beim 1:0-Final-Erfolg gegen den SC VW Billstedt 04 am 1. Juni wurde Arican in der 75. Minute eingewechselt. Doch dem ETV wurde nicht der FC Bayern, sondern „nur“ Zweitligist SpVgg Greuther Fürth als Erstrunden-Gegner zugelost – und Arican selbst wird wohl gar nicht im DFB-Pokal zum Einsatz kommen ...
Der Grund dafür: Das bisherige Eimsbütteler Landesliga-Team und Trainer Dennis Mitteregger treten zum 30. Juni 2011 aus dem Verein aus (SportNord berichtete). Mittelfeldmann Arican erklärte nun gegenüber SportNord ausführlich, wie es aus seiner Sicht zum „großen Knall“ beim ETV kam:
„Ich möchte mit meinem Aussagen jedem zeigen, dass wir keine ‚gierigen Söldner‘ sind. Diese Mannschaft ist aus der Kreisliga bis in die Landesliga aufgestiegen, hat in der Zeit den II. Liga-Pokal und zuletzt den Oddset-Pokal gewonnen, und das alles für keinen Cent. Um das klarzustellen: Das Team hat bis heute kein Geld beim ETV verdient! Anzüge, Bälle, Trikots und Trainingskleidung – alles wurde aus der Mannschaftskasse oder von privaten Geldern finanziert, denn auch dafür bekamen wir kein Geld vom ETV! Im letzten Jahr wurden die Mannschaftskabinen aufgemöbelt und neu gestrichen, von der Ersten Mannschaft des ETV, also von uns – und ohne Unterstützung vom Verein! In der Zeit der Pokal-Erfolge sind wir teilweise vier- bis fünfmal pro Woche zum Training gegangen, alles freiwillig. Und in der Saison konnten wir manchmal sogar nur auf einem Drittel des Platzes trainieren ... Bitte zeigt mir in Hamburg eine Erste Herren-Mannschaft, die auf dem Drittel eines Fußballplatzes trainieren muss, weil parallel dazu noch zwei andere Teams auf demselben Platz üben!
So, nun haben wir den Pokal gewonnen und bekommen die Gelder – und wer taucht auf einmal auf? Der Verein! Nun steht überall, dass der Verein uns 50 Prozent geben wollte ... Wow, Danke! Aber erstens ist das noch nicht einmal sicher, denn die Mehrheit im Vorstand wollte der Mannschaft nur 30 Prozent geben. Und zweitens: Warum bitte will der Verein 50 Prozent haben und vor allem wofür? Die Begründung lautete, die Fußball-Herren-Abteilung hätte vor unserer Zeit immer Minus gemacht – so wurde das auch vom Vorstand gesagt: Vor unserer Zeit! –, und die 50 Prozent des Geldes sollten in den Kunstrasen fließen. Dieses Projekt, am Lokstedter Steindamm einen Kunstrasenplatz zu errichten, war angeblich von der Fußball-Abteilung ins Leben gerufen worden. Allerdings wurde dieses Projekt zu einer Zeit beschlossen, in der es noch keine Einnahmen aus dem DFB-Pokal gab – und es wurde von Personen beschlossen, die heute nichts mehr mit der Fußball-Abteilung zu tun haben. Das heißt: Es gibt ein Projekt, aber kein Geld! Aber das macht ja nichts, denn wir haben etwas dagegen gemacht ...
... und zwar hat die gesamte Fußball-Abteilung, von den Ersten Herren bis zu allen Jugend-Mannschaften, einen Spendenlauf in der Osterstraße gemacht – übrigens ohne Beteiligung vom ETV. Der neue Fußball-Vorstand um Bilal Afrane ist zudem auf Sponsorensuche gegangen, um Geld für ein Projekt aufzutreiben, das von einer Person angekurbelt wurde, die sich jetzt im Vorstand des ETV verkriecht, weil sie ohne die nötigen Mittel ein Mammut-Projekt angegangen ist. Aber was soll’s, denn jetzt wurde ja der Oddset-Pokal gewonnen, was in ganz Hamburg und auch im gesamten Verein ETV im Leben niemals jemand geglaubt hätte. Und jetzt denken sich die Verantwortlichen: ‚Schön, da ist ja jetzt Geld – nun können wir den Mist, den unser Kollege angezettelt hat, wieder gutmachen ... Und da die Erste Mannschaft ja sowieso nichts zu melden hat, kann man über das Geld frei verfügen!‘ Dazu sage ich: Leute, nicht mit uns! Unsere Forderungen waren eine Prämie und ein kleiner Etat, um nach vier Jahren eine eigentlich so noch nicht einmal ausreichende Aufwandsentschädigung zahlen zu können ...
Außerdem hätten wir Geld für eine neue Ausstattung, sprich Trikots, Bälle und Anzüge, was leider nicht vom Verein ETV gestellt wird, sowie für Aufwandsentschädigungen für Trainer, Fußballvorstand und die Helfer benötigt. Übrig geblieben wären etwa 20.000 bis 25.000 Euro, die dem Verein gespendet werden beziehungsweise in das Kunstrasen-Projekt gesteckt werden sollten. Diese 25.000 Euro hätten wir einem Verein gespendet, der nichts und wirklich gar nichts für diese Mannschaft getan hat! An dieser Stelle muss auch einmal die Frage erlaubt sein: Warum sind wir eigentlich so sehr auf dieses Geld angewiesen? Die Antwort lautet: Aufgrund des sehr schlechten Images der ETV-Mannschaft vor unserer Zeit war es schlichtweg unmöglich, Sponsoren zu finden. Denn Sponsoren bekommt man nur, wenn man Erfolg und ein ansehnliches Image hat – und beides hatte dieser Verein vor unserer Zeit nicht ... Abschließend kann ich sagen: Ich bin stolz, mit dieser Mannschaft zusammengespielt haben zu dürfen und so einen Trainer und Menschen wie Bilal Afrane kennen gelernt zu haben!“
(JSp)