Kreisliga 4: „Wir melden die Kickers komplett ab“


Der FC Kickers Hamburg wird sich mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb der Kreisliga 4 zurückziehen und zugleich den kompletten Verein abmelden – der Hamburger Fußballverband (HFV) sowie der Hamburger Sportbund (HSB) sind am heutigen Dienstag davon schriftlich in Kenntnis gesetzt worden. Dabei hatte sich das Kickers-Aus bereits am vergangenen Wochenende angedeutet: Die Partie zwischen Vatan Gücü und den Kickers war vom Verband annulliert worden. „Ich, unser Ligaobmann Herr Karacaoglan und Herr Ladehoff saßen am Montag zusammen und haben schließlich entschieden, den Verein komplett abzumelden, da wir zu dem Ergebnis gekommen waren, dass es einfach keinen Sinn mehr macht, den Verein am Leben zu erhalten. Seit Jahresbeginn sind immer wieder nur dieselben sieben oder acht Spieler regelmäßig zu unseren Trainingseinheiten erschienen. Das waren im Endeffekt auch die Jungs, die anschließend auch in den Spielen ihre Leistung erbracht haben. Die anderen, die nicht zum Training gekommen sind, haben zu oft den nötigen Respekt vermissen lassen und sich regelmäßig danebenbenommen. So etwas kann ich nicht akzeptieren. Ich finde es darüber hinaus auch gegenüber den Spielern respektlos, die gewillt waren, ihre Leistung konstant im Training zu erbringen“, so Yusuf Senay, zuletzt Coach beim FC Kickers Hamburg, gegenüber SportNord. Ausschlaggebend waren für Senay dabei vor allem die letzten Auftritte seiner Mannschaft in der Kreisliga: „Nachdem wir bei SVNA II trotz guter Leistung 0:3 zurücklagen, haben sich zwei meiner Spieler in der 90. Minute fast in die Haare bekommen; eine Woche später, im Heimspiel gegen Klub Kosova, musste ich mit ansehen, wie wir nicht nur zwei Gelb-Rote Karten kassierten, sondern eine absolute Arbeitsverweigerung auf dem Platz ablieferten. Zu diesem Zeitpunkt merkte ich bereits für mich: Das war's“, ergänzte Senay.

Dennoch blickt Senay nicht gänzlich betrübt in die sportliche Zukunft und lässt deshalb abschließend auch noch mal die positiven Momente Revue passieren: „Am Ende bin ich aber trotzdem froh, dass keines unserer Spiele abgebrochen werden musste oder wir uns vorwerfen lassen müssen, dass wir uns dem Gegner gegenüber respektlos verhalten hätten. Ich bedanke mich daher bei allen unseren Gegnern und hoffe, man versteht, dass ich versucht habe, den Verein ehrenamtlich so zu führen, dass er eine Zukunft hat. Aber dieses Projekt ist nun leider gescheitert, da man auch immer das richtige Umfeld und auch die richtigen Spieler benötigt, um so ein Vorhaben umsetzen zu können. Alleine ist mir dieses nicht gelungen. Dennoch hoffe ich, dass gerade die Jungs, die in letzter Zeit immer beim Training waren, möglichst schnell einen neuen Verein finden.“

Die Kickers sind seit der Vereinsgründung im Jahr 2005 immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Erst im vergangenen Sommer hatte man sich vom langjährigen Präsidenten John Kwesi Assiaw getrennt. Im Raum standen Gerüchte, wonach Assiaw den Vereinsverantwortlichen in Rothenburgsort einen riesigen Schuldenberg hinterlassen habe. Assiaw selbst beteuerte dagegen immer wieder, dass er über mehrere Jahre den Verein aus eigener Tasche am Leben erhalten hatte, um den Spielbetrieb zu gewährleisten. Dabei wurden über Jahre hinweg keine Vereinsbeträge bezahlt. Erst im vergangenen Sommer, die Kickers hatten zuvor den Aufstieg in die Kreisliga geschafft, als sich Senay dazu bereit erklärte, dem FC Kickers unter die Arme zu greifen, änderte sich die Zahlungsmoral der Mitglieder, die Schulden blieben aber weiterhin bestehen.

In der Winterpause folgte dann der nächste sportliche Rückschlag: die Leistungsträger Tony Alves Salgado, Baris Kangal, Tonio Gürbüz und Sven Gehrke reichten vor dem Spiel gegen die Panteras Negras ihre Kündigung bei Senay persönlich ein, traten wenige Tage später aus dem Verein aus und schlossen sich teilweise der Mannschaft des FTSV Lorbeer Rothenburgsort an. Und auch zuletzt war es bei den Kickers immer wieder zu finanziellen Engpässen gekommen, vor allem weil – mal wieder – die Vereinsbeiträge nicht geleistet wurden.

(psk)

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