
Wie SportNord berichtete, befasste sich das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes mit den unschönen Geschehnissen im Kreisliga-Spiel zwischen Altona 93 II und dem SV Lohkamp vom 13. Februar (siehe unten verlinkten Bericht). Nun äußerte sich Andreas Schreiner, Erster Vorsitzender des SV Lohkamp gegenüber SportNord zu dem Urteil, das eine Geldstrafe von 1.250 Euro zuzüglich Begleichung der Verfahrenskosten vorsieht, und sagte: „Das ist viel Geld, das unser Verein nicht hat!“
Schreiner ergänzte, er habe „versucht, dem Gericht klarzumachen, dass wir als Verein es mit niedrigen Beitragszahlungen auch sozial schwächer gestellten Menschen ermöglichen, Fußball zu spielen“. Dass das HFV-Sportgericht trotzdem eine verhältnismäßig hohe Strafe ausgesprochen habe, führte Schreiner auch „auf unschöne Vorfälle in der Vergangenheit, an denen der SV Lohkamp leider beteiligt war“, zurück: „Diese Dinge sind mit einbezogen worden“. Die 1.250 Euro zuzüglich Verfahrenskosten könne sein Verein, daraus machte Schreiner keinen Hehl, „nicht begleichen“. Schreiner, der hauptberuflich bei einer Privatbank arbeitet, hat aber schon eine Lösung parat: „Ich werde diese Geldstrafe aus meiner eigenen Tasche bezahlen.“ Leider war es Schreiner bisher noch nicht möglich, nach dem ergangenen Urteil mit der gesamten SVL-Mannschaft zu sprechen: „Ich habe nur mit einigen Spielern Rücksprache halten können, werde aber zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal mit allen Beteiligten reden!“
Die persönlichen Strafen, die das HFV-Sportgericht gegen insgesamt vier Lohkamp-Spieler in Form von Sperren verhängte, empfindet Schreiner als „vertretbar“. Dass SVL-Kapitän Serkan Saricoban, der mit Schiedsrichter Ulrich B. aneinander geraten war, für neun Monate gesperrt wurde, kommentierte Schreiner wie folgt: „Serkan hat eine Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter begangen, das hat er selbst zugegeben. Und man darf ‒ unabhängig davon, ob der Schiedsrichter vorher selbst eine Tätlichkeit begangen hat ‒ sich nicht dazu hinreißen lassen, gegen eine andere Person tätlich zu werden. Den Schiedsrichter zu attackieren, wird vom HFV generell mit einer sechsmonatigen Sperre geahndet. Dass Serkan Saricoban nun für neun Monate zuschauen muss, könnte auch daran liegen, dass es zuvor ein Verfahren gegen ihn gab, weil er sich als Trainer eine Verfehlung geleistet haben soll.“
Das HFV-Sportgericht empfahl den Lohkamp-Verantwortlichen, ihre Spieler zum so genannten „Coolness-Tag“ zu schicken ‒ und diesem Vorschlag steht Schreiner offen gegenüber: „Ich denke, das ist eine gute Sache, um zukünftig derartige Vorfälle zu verhindern. Und eine Teilnahme an dieser Veranstaltung würde sich auch strafmildernd auswirken ...“ Der Verband belegte den SV Lohkamp mit einer Bewährungsfrist bis zum April 2017. „Klar ist, dass der HFV, wenn wir uns bis dahin noch einmal etwas zu Schulden kommen lassen ‒ und damit ist keine Notbremse oder ein grobes Foulspiel gemeint ‒, das Recht hat, die Mannschaft dann mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb auszuschließen“, so Schreiner, der „hofft, dass dieser Umstand jedem Spieler bewusst ist“.
Den Nichtantritt zum für Sonntag, 6. März angesetzten Topspiel beim Spitzenreiter FC Alsterbrüder, das der SV Lohkamp kampflos mit 0:3 verloren gab, erklärte Schreiner wie folgt: „Ich habe dem Verband zugesichert, dass ich unsere Liga-Mannschaft zu den in dieser Saison noch anstehenden Spielen begleiten werde. Da ich aber am Sonnabend, 5. März für eine Woche in den Urlaub fliege, wäre es mir nicht möglich gewesen, der Partie gegen die Alsterbrüder beizuwohnen.“ Dass er deshalb den drastischen Schritt einer Absage wählte, wollte Schreiner „keinesfalls als Misstrauen gegenüber der Mannschaft“ gewertet wissen, sondern betonte: „Grundsätzlich vertraue ich unseren Spielern ‒ aber nach dem Urteil, das dem einen oder anderen sicher sauer aufstoßen wird, ist es meiner Meinung nach besser, wenn alle das Ganze erst einmal etwas sacken lassen können!“
Gleichwohl bedauerte Schreiner den Umstand, dem FCA die Punkte nun kampflos zu überlassen: „Das tun wir natürlich nicht gerne ‒ wir hätten lieber gespielt, auch wenn wir uns der Schwere der Aufgabe bewusst waren: Es wäre sehr schwer geworden, in dieser Partie etwas Zählbares mitzunehmen, denn die Alsterbrüder haben eine hervorragende Mannschaft!“ Angesichts von nun 23 Punkten Rückstand auf die Alsterbrüder und einem Sieben-Zähler-Rückstand auf den Tabellen-Zweiten FC Teutonia 05 II stellte Schreiner fest: „Aller Voraussicht nach wird es für uns in diesem Jahr mit dem Aufstieg nichts mehr werden ‒ aber das ist auch kein Beinbruch, schließlich ist unsere Mannschaft ja erst im Sommer 2015 in die Kreisliga aufgestiegen.“
Zu den Spekulationen um einen möglichen Rückzug der Ersten Mannschaft sagte Schreiner: „Ich kann nichts ausschließen ‒ aber wenn es möglich ist, würden wir den Weg mit diesem Team gerne so weitergehen.“ Ein Rückzug könnte demnach nur ein Thema werden, wenn die Spieler der Liga-Mannschaft von sich aus beschließen würden, nicht weiter am Spielbetrieb teilnehmen zu wollen: „Wenn es so kommen sollte, würde das natürlich nicht in meiner Macht liegen ‒ aber ich hoffe nicht, dass es dazu kommt“, so Schreiner, der zudem klarstellte: „Wir wollen beim SV Lohkamp zukünftig keine Negativ-Schlagzeilen mehr schreiben, sondern sportlichen Erfolg haben und fair Fußball spielen. Und dass unsere Mannschaft guten Fußball spielen kann, hat sie in den letzten Monaten und Jahren bereits unter Beweis gestellt.“
Abschließend äußerte sich der SVL-Boss auch noch einmal zu der Partie in Altona und Schiedsrichter Ulrich B.: „Ich habe selbst nur die letzten 20 Minuten dieser Begegnung verfolgt und kann deshalb nichts zum Verhalten des Schiedsrichters über die vollen 90 Minuten sagen. Dass er allerdings nach den Geschehnissen die Polizei gerufen hat und nun auch zur Sportgerichtsverhandlung mit acht anderen Personen, die ihn ,schützen sollten', erschienen ist, lässt für mich doch die Frage nach einer Verhältnismäßigkeit aufkommen. Gerade Polizei-Einsätze kosten schließlich Geld, das alle Steuerzahler bezahlen müssen ‒ diese Fragen habe ich auch vor dem Sportgericht aufgeworfen ...“