
Nachdem es am vergangenen Wochenende keinen Skandal gab, wurde der zehnte Spieltag wieder von einem Spielabbruch überschattet. Die am Sonntagmittag stattfindende Partie der Kreisklasse 6, zu der der Tabellen-Vierte SV Bergstedt II den Rang-Zehnten Örnek-Türksport II empfing, erlangte unrühmliche Bedeutung - nach 70 Minuten wurde das Spiel beim Stand von 3:1 für die Hausherren abgebrochen. Burkard Schröder Bergstedter "Urgestein" und seit zwei Jahren Trainer der SVB-Reserve, äußerte sich auf Nachfrage von SportNord zu den Gründen für den Abbruch:
"Zunächst einmal wurde das Spiel 25 Minuten später angepfiffen. Örnek war nur mit acht Akteuren angereist und weigerte sich, anzutreten, da ein Torhüter fehlte, und kein Feldspieler ins Tor wollte", beginnt Schröder. Dies war vom Schiedsrichter Ernst Harm (SC Condor) ein Zugeständnis an den türkischen Klub, in der Spielordnung des Hamburger Fußball-Verbandes heißt es unter Paragraph 28, Absatz 5, zum Thema "Verspätetes Antreten":
"Tritt bei Spielbeginn eine Mannschaft mit weniger als sieben Spielern an, so hat der Schiedsrichter eine Wartezeit von 15 Minuten einzuhalten. Soweit nach Ablauf der Wartezeit nicht mindestens sieben Spieler antreten, wird das Spiel nicht aufgenommen."
Der Schiedsrichter wartete jedoch, obwohl acht Gäste-Akteure anwesend waren, und zwar sogar zehn Minuten länger als vorgeschrieben. Erst, als um 13.10 Uhr ein Örnek-Keeper erschien, pfiff er die Partie mit 25-minütiger Verspätung an.
"Schon bevor der erste Ball rollte, sind meine Spieler von den gegnerischen Akteuren angepöbelt worden", fährt Schröder fort. Dementsprechend gingen die Gäste in den ersten Minuten dann zwar auch aggressiv zu Werke - doch der SVB konnte mit 2:0 in Führung gehen. "Wir waren deutlich überlegen", so Schröder. Immerhin gelang Örnek der Anschlusstreffer, "auch, weil der Schiedsrichter im Zweifel gegen uns entschied", wie Schröder anmerkte, und so ging es beim Stand von 2:1 in die Pause.
Nach dem Wiederanpfiff schossen die Hausherren dann schnell das 3:1. Dann kam es zum Stein des Anstoßes - Schröder berichtet: "Etwas später soll ein Zuschauer einen Örnek-Spieler angesprochen haben. Ich habe das nicht mitbekommen, aber auf jeden Fall ist der Kapitän von Örnek-Türkspor daraufhin ausgerastet und wollte diesen Zuschauer mit Grand bewerfen!" Der Bergstedter Coach ging, ebenso wie einige seiner Spieler, dazwischen, "um den Zuschauer zu schützen", wie Schröder betont.
Dies habe wiederum für großen Unmut bei einigen Akteuren des türkischen Klubs gesorgt, so Schröder: "Der Torwart kam sehr aggressiv aus seinem Tor herausgelaufen, und auch die Feldspieler griffen meine Spieler nicht nur verbal an, sondern wollten sich prügeln!" Der Schiedsrichter bracht daraufhin das Spiel ab, "und das war wohl auch richtig so, denn ansonsten wären die Unsportlichkeiten in den letzten 20 Minuten sicherlich ausgeufert", vermutet Schröder Schlimmstes.
Auf dem Weg in die Kabine sei der Schiedsrichter von Örnek-Spielern, "die ohne einen Trainer angereist waren und sich von ihrem Betreuer nicht beeinflussen ließen", wie Schröder urteilt, noch bedrängt worden, was er denn nun in seinen Bericht schreibe. Letzteres interessiert natürlich auch die Bergstedter - und Schröder bat den Unparteiischen darum, zumindest zu erwähnen, dass der Gegner seiner Mannschaft gegenüber "Drohungen für das Rückspiel" ausgesprochen habe. Schröder wünscht sich für jene für den 25. Spieltag angesetzte Partie daher einen neutralen Beobachter vom Verband ...
... und hofft, dass das Hinspiel nicht wiederholt und es damit zum dritten Aufeinandertreffen in dieser Saison kommt: "Ich gehe davon aus, dass das Sportgericht die Partie zu unseren Gunsten entscheiden wird. Gegen jedes andere Urteil würden wir Einspruch erheben, denn wir hätten das Spiel auf jeden Fall gewonnen!" Leider mochte sich kein Verantwortlicher von Örnek-Türkspor gegenüber SportNord zu den Vorfällen äußern. Gespannt darf man jedoch sein, welche Rolle die HFV-Sportgerichtsbarkeit dem Zuschauer gibt - bei den skandalösen Vorfällen nach dem Bezirksliga Süd-Spiel FTSV Altenwerder gegen FC Musa war schließlich auch ein Zuschauer der Auslöser des Ärgers gewesen ...