
Am Sonntag war die Partie des sechsten Spieltages der Kreisklasse 2 zwischen dem FC Dynamo Hamburg und SV Vahdet Hamburg an der Wilhelmsburger Slomanstraße bereits nach 54 Minuten beendet. Die Dynamo-Verantwortlichen baten Schiedsrichter Hartmut Lindstädt (vom MSV Hamburg) um einen Abbruch, nachdem nach einem Disput zwischen zwei Akteuren zahlreiche Ersatzspieler und Zuschauer auf den Platz gestürmt waren und es zu einer Massenschlägerei kam.
SportNord sprach mit Verantwortlichen beider Teams über die Geschehnisse ...
... Olaf Block, Erster Vorsitzender des FC Dynamo, erklärte:
„In der 54. Minute wurde einem unserer Akteure von einem Gegenspieler von hinten in die Beine getreten. Daraufhin fand unser Spieler auf und fragte den Vahdet-Akteur: ‚Wieso bist du so aggressiv und trittst mir in die Beine?‘ Der gegnerische Spieler sprang dann auf unseren Spieler zu; unser Spieler versuchte, seinen Gegner wegzuschubsen. Plötzlich griff der Vahdet-Spieler unserem Akteur an den Hals, und dann stürmten auch schon sämtliche Zuschauer und Ersatzspieler von Vahdet auf den Platz und es kam zu einer wilden Schlägerei. Nach zehnminütiger Unterbrechung wollte der Schiedsrichter das Spiel wieder anpfeifen – aber auf Grund der schlimmen Geschehnisse haben wir um einen Abbruch gebeten. Unsere Spieler waren am Boden zerstört, ein Spieler musste auch ins Krankenhaus gebracht und dort am Kopf genäht werden, und er hat auch eine Strafanzeige gestellt.
Wir haben um Abbruch gebeten, weil wir Angst hatten! Das Spiel war bis dahin zwar sehr zweikampfbetont aber fair und der Schiedsrichter pfiff gut, doch beim Stand von 0:0 war es auf der Kippe: Wir hätten ein Tor schießen können, Vahdet auch – und wir hatten Angst dass, wenn wir treffen, die Anhänger von Vahdet wieder ausrasten. Es ist uns auch relativ egal, ob die Partie nun mit 0:3 gegen uns gewertet wird ... Sollte das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbundes allerdings zu der Entscheidung kommen, dass das Spiel wiederholt wird, würden wir beim Verband darum bitten, dass das Wiederholungsspiel dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet und es einen HFV-Beobachter gibt. Unter anderen Voraussetzungen, das ist klar, treten wir nicht noch einmal gegen den SV Vahdet an, denn uns ist die körperliche Unversehrtheit und Gesundheit unserer Spieler wichtig!
Fakt ist, dass auch Spieler des FC Zaza, die als Zuschauer bei der Partie weilten, in die Schlägerei involviert waren: Ich habe am Eingang kassiert und habe sie erkannt, weil sie auf demselben Platz trainieren wie wir. Sie haben mich massiv bedroht, unter anderem als ‚H...sohn‘ beschimpft und nach dem Abbruch gefordert, dass sie ihr Eintrittsgeld zurückbekommen. Ich habe deshalb auch eine Strafanzeige gestellt. Wir wissen noch nicht, wie wir diesbezüglich nun weiter verfahren und ob wir gegen Zaza antreten – dieses Spiel soll aber auch erst am 31. Oktober steigen, so dass es bis dahin noch etwas Zeit ist. Ich habe nach dem Abbruch den Schiedsrichter gefragt, wie nun weiter verfahren wird. Er sagte, er schreibt nun einen Bericht an den HFV – und wenn wir nicht um einen Abbruch gebeten hätten, hätte er unserem Spieler und dem Vahdet-Akteur jeweils die Rote Karte gezeigt.
Wir sind nun auch am Überlegen, ob wir zukünftig alle unsere Heimspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen lassen. Wir haben uns einen Rechtsanwalt genommen und werden mit seiner Unterstützung klären, ob das möglich ist. Meiner Meinung nach haben wir als Heim-Mannschaft das Hausrecht und können sagen, dass wir außer den 18 Spielern und den Verantwortlichen des Gäste-Teams keine Zuschauer haben wollen und auf die Zuschauer-Einnahmen, die ja nur im Pokal, nicht aber bei Liga-Spielen mit dem Gast-Verein geteilt werden, verzichten. Um unseren Sportplatz herum ist ein Zaun, und das Eingangstor kann man abschließen – dann könnten wir auch gegen Vahdet und Zaza beruhigt Fußball spielen ... Und es kann doch nicht Sinn und Zweck eines Kreisklassen-Spiels sein, 20 oder 50 Ordner zu engagieren, um die Sicherheit unserer Spieler zu gewährleisten.
Einer unserer Spieler sagte bereits, dass er definitiv nicht wiederkommt: Seine zweijährige Tochter wurde Zeugin der Schlägerei und er will zukünftig am Wochenende mit ihr lieber auf den Spielplatz gehen – er sagte, davon hätte er mehr, als sich auf dem Fußballplatz die Zähne ausschlagen zu lassen, was ich voll und ganz verstehen kann! Wir haben seit diesem Sommer viele junge deutsche Spieler, auch Studenten – und sie haben geweint nach der Schlägerei. Ich war einst Augenzeuge der Schlägerei zwischen dem SC Sternschanze und Vatan Gücü (Anmerkung der Redaktion: Siehe unten verlinkten Bericht) und war der Meinung, dass so etwas bei Dynamo nie passieren würde. Gut, wenn unser Spieler den Vatan-Akteur nicht geschubst hätte, kommt es wohl auch nicht zu der Situation ... Aber dass das Ganze so eskaliert ist lag nur an der Reaktion der Spieler und Fans von Vahdet!“
... Selatin Aydin, Coach der Zweiten Mannschaft von Vahdet (Kreisklasse 9), der als Zuschauer bei der Partie weilte, berichtete:
„Zunächst verlief die Partie sehr harmonisch und fair, bis unser Spieler mit der Nummer acht nach gut 50 Minuten den gegnerischen Akteur mit der Nummer sieben foulte. Unser ‚Achter‘ hat sich dafür sofort entschuldigt, wurde dann aber von dem gegnerischen ‚Siebener‘ geschlagen. Dann ist der Dynamo-Akteur mit der Nummer 15, ein Ersatzspieler der noch nicht eingewechselt worden war, von der Bank aufs Spielfeld gelaufen und hat ebenfalls auf unseren Spieler mit der Nummer acht eingeschlagen. Zuschauer sind nicht auf den Platz gelaufen, wohl aber Ersatzspieler und Verantwortliche beider Teams, die die Streithähne trennen und für Ruhe und Ordnung sorgen wollten. Wir als Gast-Mannschaft hatten überhaupt keine Sicherheit: Unter den Zuschauern waren viele Türken, die uns Kurden auf türkisch beleidigt haben, was der Schiedsrichter natürlich nicht verstanden hat.
Was da auf dem Platz des FC Dynamo abgelaufen ist, war wirklich nicht in Ordnung – unseren Spieler mit der Nummer acht, der von zwei gegnerischen Akteuren zusammengeschlagen worden war, mussten wir noch am Sonntag ins Krankenhaus bringen. Er hat dort auch einen ärztlichen Bericht über seine Verletzungen bekommen und wir sind noch zur Polizeistation gefahren, wo er eine Anzeige gemacht hat. Wir nehmen in dieser Saison mit drei Mannschaften am Spielbetrieb teil und Fair-Play ist uns sehr wichtig. Der Schiedsrichter wollte das Spiel weiter laufen lassen, unser Kapitän war auch für eine Fortsetzung – aber das Problem war, dass der Dynamo-Trainer einen Abbruch wollte, und dieser Bitte ist der Referee dann nachgekommen. Meiner Meinung nach hätte man das Spiel fortsetzen können, denn es war wieder ruhig geworden. Schade, dass der Dynamo-Coach dies anders sah!“
(JSp)