
In der Hinrunde der Saison 2011/2012 gab es in mehreren Stadien Deutschlands unschöne Szenen und Gewaltexzesse. Nun ist die Welle der Gewalt auch auf den Hallenfußball übergeschwappt: Am Freitagabend gab es am ersten Tag des „26. Internationalen Hamburger Hallenturniers um den Schweinske-Cup“ furchtbare Gewalt- und Prügelszenen, die dazu führten, dass das Turnier am Sonnabend nicht mehr fortgesetzt wird!
Aber der Reihe nach: In der gut gefüllten Sporthalle Hamburg an der Alsterdorfer Krochmannstraße trafen im Eröffnungsspiel die beiden Nord-Regionalligisten VfB Lübeck und FC St. Pauli II aufeinander. Die Lübecker sahen nach den drei Treffern von Marcus Steinwarth, Vasilis Vallianos und Domagoj Duspara schon wie der sichere Sieger aus, doch Selcuk Tidim, Christopher Braun und Marcel Andrijanic glichen für die St. Paulo-Reserve noch zum 3:3 aus. Sensationell, das machte doch eigentlich Lust auf mehr Hallenfußball – leider aber nicht bei allen Zuschauern. Es ist zu vermuten, dass einige der Personen (darunter angeblich einige Hooligans, die mit Deutschland-weitem Stadionverbot belegt sind) nur in die Halle gekommen waren, um Randale anzuzetteln. So feuerten die vermeintlichen „Fans“ nicht etwa ihre Mannschaft an, sondern beschimpften sich gegenseitig lautstark. Aus der verbalen Auseinandersetzung wurde eine non-verbale, als aus dem Lübecker Block mehrere Personen gen St. Pauli-Block stürmten und unter anderem zwei Fahnen und Plakate vom Anhang der Kiez-Kicker an sich rissen.
Die Ordnungskräfte waren hoffnungslos überfordert; die Polizei trennte die „verfeindeten“ (traurig, dass man diesen Begriff bei einem Fußballspiel verwenden muss) Gruppen unter dem Einsatz roher Gewalt, sprich mit Schlagstöcken und Pfefferspray. Dieses wiederum wurde, so berichteten es viele Anwesende, so in den St. Pauli-Block hinein gesprüht, dass auch zahlreiche Unbeteiligte davon getroffen wurden. Das zweite Spiel zwischen dem FC Nordsjaelland und Respect United musste wegen diesen schrecklichen Szenen für eine Viertelstunde unterbrochen werden. Als der Ball wieder rollte, setzten sich die gewalttätigen Szenen vor der Halle fort: Erneut attackierten sich Personen (der Begriff „Fan“ ist hier nicht angebracht), die von der Polizei zu den Lagern des VfB Lübeck und des FC St. Pauli gerechnet wurden. Einige der Randalierer rissen Gehwegplatten aus dem Boden heraus, auch einige Autos wurden demoliert. In der Halle gab es ebenfalls weitere Verletzte und auch Sachbeschädigungen. Zahlreiche Zuschauer flüchteten sich in die VIP-Räume; dass es auch dort unschöne Szenen gab, konnte der Sicherheitsdienst nicht verhindern.
Es gab wohl Überlegungen, das Turnier abzubrechen. Die Polizei sprach sich jedoch dagegen aus – vor allem aus Angst, dass die Zuschauer dann überhastet und unkontrolliert aus der Halle strömen würden. Somit wurden alle acht für den Freitagabend geplanten Spiele ausgetragen – doch viele der friedlichen Zuschauer verließen trotzdem die Halle, aus Angst vor erneuten Übergriffen. Die Polizei hatte weiterhin alle Hände voll zu tun: Die Lübecker Anhänger wurden gen Hauptbahnhof eskortiert, andere Gewalttäter festgenommen. Die traurige Bilanz am Freitagabend: 19 Verletzte, mehr als 60 Festnahmen – unfassbar! Ob die 26. Auflage des Hamburger Hallenturniers auch die letzte war? Darüber wird an anderer Stelle zu entscheiden sein. Fakt ist: Es hätte ein Fußballfest werden können. Als zum Beispiel der Zweitligist FC St. Pauli gegen den dänischen Erstligisten FC Lyngby einen 0:5-Rückstand durch Tore von Petar Filipovic und Max Kruse (jeweils zwei) sowie Jan-Philipp Kalla noch zum 5:5 ausglich, wäre dies die eigentliche Schlagzeile des Freitags gewesen – wenn es denn nicht die gewalttätigen Auseinandersetzungen gegeben hätte!
Der Chronistenpflicht halber abschließend noch ein Blick auf die Ergebnisse vom Freitagabend und auf die eigentlichen „Zwischen-Tabellen“, die durch die Absage aller Sonnabend-Spiele zugleich die Abschluss-Tabellen sind:
Gruppe A
Ergebnisse:
FC St. Pauli II - VfB Lübeck ... 3:3
FC Nordsjaelland - Respect United ... 2:3
FC St. Pauli II - Respect United ... 3:1
FC Nordsjaelland - VfB Lübeck ... 3:4
Tabelle:
1. FC St. Pauli II ... 6:4 (+ 2) Tore, 4 Punkte
2. VfB Lübeck ... 7:6 (+ 1) Tore, 4 Punkte
3. Respect United ... 4:5 (- 1) Tore, 3 Punkte
4. FC Nordsjaelland ... 5:7 (- 2) Tore, 0 Punkte
Gruppe B
Ergebnisse:
FC St. Pauli - SC Condor ... 5:4
Lyngby BK - FC Midtjylland ... 6:2
SC Condor - FC Midtjylland ... 2:1
Lyngby BK - FC St. Pauli ... 5:5
Tabelle:
1. Lyngby BK ... 11:7 (+ 4) Tore, 4 Punkte
2. FC St. Pauli ... 10:9 (+ 1) Tore, 4 Punkte
3. SC Condor ... 6:6 ( 0) Tore, 3 Punkte
4. FC Midtjylland ... 3:8 (- 5)To
(JSp)