
Der TSC Wellingsbüttel, dessen Erste Fußball-Herren-Mannschaft in der Bezirksliga Nord zur Saison-Halbzeit als Neuling auf Platz zehn liegt, sieht sich einem Rechtsstreit ausgesetzt. Den Anwohnern, die neben der TSC-Sportanlage „Am Pfeilshof“ wohnen, wurde der Spielbetrieb nach der Fertigstellung des neuen Kunstrasenplatzes zu laut. Zusammen mit Michael Schön vom Bezirksamt Wandsbek sucht „Welle“ nun nach Lösungen.
SportNord sprach mit Volker Helm, dem Ersten Vorsitzenden des TSC, über die Probleme ...
SportNord: Wie ist der Stand der Dinge im Rechtsstreit mit den Anwohnern?
Volker Helm: „Die Klage ruht, weil das Bezirksamt noch mit den Anwohnern verhandelt, um eine einvernehmliche Regelung zu erzielen. Die Chancen, dass das gelingt, sehe ich bei maximal 50 Prozent. Weiterhin ist noch keine Baugenehmigung für die Lärmschutzwand erteilt. Wir rechnen aber damit, dass dies im November geschehen wird. Die Befürchtung ist aber, dass ein Eigentümer, der neu ein Objekt erworben hat, Einspruch einlegen wird – auch wenn er die Lärmschutzwand vielleicht nicht verhindern kann, so wird er für Verzögerungen sorgen können ...“
SportNord: Wie stehen Sie als Vereinsverantwortlicher zur Lärmschutzwand?
Helm: „Wir benötigen die Lärmschutzwand, weil nach meiner Einschätzung sonst der Sportbetrieb nicht mehr im bisherigen Umfang - auch mangels Alternativen - durchgeführt werden kann. Bis die Gesetze verändert werden, dauert es zu lange. Natürlich wäre es uns lieber, wenn wir auf die Wand verzichten könnten!“
SportNord: Haben Sie einen Lösungsvorschlag und wenn ja: Wie sieht dieser aus?
Helm: „Wir beschränken ab sofort den Trainings- und Spielbetrieb so, als wenn die geplante Lärmschutzwand schon gebaut wäre und durch das schalltechnische Gutachten für zulässig befunden wurde. Nach Errichtung der Lärmschutzwand wird ein neues Gutachten aufgrund von Messungen erstellt. Unabhängig vom Ergebnis, verzichten wir auf Beschallungsanlagen, wird der Spielbeginn samstags nicht vor 9 Uhr und sonntags nicht vor 10 Uhr sein. Das Spielende sollte sonnabends im Einzelfall bis 19 Uhr und sonntags bis 17 Uhr geplant werden.“
SportNord: Haben Sie die Klagen der Anwohner nach dem Bau des schönen, neuen Kunstrasenplatzes zunächst für einen ‚Schildbürgerstreich‘ gehalten?
Helm: „Nein, wir haben die Sache von Anfang an ernst genommen!“
SportNord: Was glauben Sie: Wie sehr belastet diese Situation und das Ausweichen in ‚Heimspielen‘ auf auswärtige Plätze die Fußball-Mannschaften und verhindert ein erfolgreicheres Abschneiden?
Helm: „Alle Spieler fühlen sich besonders wohl auf unserer Heimanlage ‚Am Pfeilshof‘. Das Umfeld von Umkleidekabinen über Klubhaus bis zum Kunstrasenplatz motiviert unsere Spiele deutlich besser, als dies auf den ungeliebten Ausweichplätzen möglich ist, zumal wir dort jeweils mit organisatorischen Unzulänglichkeiten kämpfen müssen. Größer als die sportlichen Nachteile wiegt der Unmut über die intoleranten Anwohner!“
SportNord: Mal ganz ehrlich: Haben Sie noch Spaß und Freude an der Ausübung Ihres Präsidentenamtes?
Helm: „Das ist eigentlich meine größte Sorge, dass das ehrenamtliche Engagement bei den vielen Trainern und Betreuern leidet. Am Ende muss für uns eine tragbare Lösung stehen, weil sonst wirklich die Gefahr besteht, dass durch eine Kettenreaktion unsere erfolgreiche Jugendarbeit nicht aufrecht erhalten werden kann!“
Interview: Johannes Speckner