Aktuell: Concordias Scheper klagt Nord-FV-Sportgericht an


Am 7. Mai war die Partie des 21. Spieltages der B-Junioren-Regionalliga Nord zwischen dem Wandsbeker TSV Concordia und dem JFV Nordwest beim Stand von 3:1 für die Hamburger von Schiedsrichter Nico Themann (vom SC Lehe-Spaden) abgebrochen worden. Das Sportgericht des Norddeutschen Fußball-Verbandes wertete die Partie für beide Teams als 0:2-Niederlage. Der Einspruch von „Cordi“ brachte kein anderes Urteil. Dadurch weisen die Concorden als Tabellen-Zehnter einen Punkt Rückstand auf die drei vor ihnen platzierten Teams FC St. Pauli II, TSV Havelse und VfB Lübeck sowie zwei Zähler weniger als der Rang-Sechste SV Werder Bremen II auf und müssten aus der Regionalliga absteigen, falls der Niendorfer TSV nicht den Aufstieg in die B-Junioren-Bundesliga schafft.

Immerhin: Am Sonntag gewannen die Niendorfer das Aufstiegs-Hinspiel gegen den Chemnitzer FC mit 2:1; das alles entscheidende Rückspiel steigt am Sonntag, 26. Juni im Freistaat Sachsen. Hellmut Scheper, Teamleiter des B-Jugend-Regionalliga-Teams von Concordia, wandte sich aber trotzdem schon jetzt mit einer ausführlichen Stellungnahme an die Öffentlichkeit, in der er schwere Vorwürfe gegen die Sportgerichtsbarkeit erhob:


Handeln Sportgerichte noch im Sinne der Gerechtigkeit und Wahrheitsfindung?

Jüngst tat sich folgender Fall in der B-Regionalliga zwischen dem WTSV Concordia Hamburg und dem JFV Nordwest auf. In der 55. Minute kam es zu einem Foul zwischen einem Spieler von Nordwest und Concordia. Es handelte sich hier um ein normales Foul, wie es tausendfach auf Sportplätzen vorkommt. Der Schuldige bekam eine Gelbe Karte. Der Concordia-Spieler schubste bei der Gegenüberstellung den Nordwest-Spieler und bekam dafür ebenfalls zu Recht die Gelbe Karte. Das Spiel sollte mit Freistoß für Concordia fortgesetzt werden.

Dann rannte ein Vater von Nordwest (vermutlich der Vater des foulenden Spielers) auf das Spielfeld und schlug unseren Spieler in sein Gesicht. Dem Vater folgte eine weitere Masse von Zuschauern auf den Platz. Wer hier Concordia- oder Nordwest-Fan war, vermag ich nicht zu sagen. Mehrere Personen von Concordia, die für die Sicherheit auf der Anlage verantwortlich sind, entfernten unter Gewaltanwendung den pöbelnden und schlagenden Vater von der Anlage; der Platzwart sprach ein Platzverbot aus, die Menge beruhigte sich langsam. Das Spiel hätte fortgesetzt werden können.

Soweit zu den Fakten. Dann gleiten wir in die diffusen Darstellungen der Schiedsrichter und Nordwest-Verantwortlichen ab. Ich will den Schiedsrichtern hier keine Falschaussagen attestieren, aber sie haben nun einmal, da sie zu weit vom eigentlichen Geschehen entfernt standen, eine völlig falsche Sicht der Dinge bekommen und sagten aus, dass es auf der Anlage zu einer weiteren Schlägerei kam, die Concordia nicht unterbunden habe. Dies ist schlichtweg falsch.

Folgendes passierte, nachdem die Concordia-Verantwortlichen den Nordwest-Vater von der Anlage verwiesen hatten: Er bepöbelte und bedrohte auf Türkisch weiter unsere Spieler. Dieses wurde von den angesprochenen Spielern mir auf Deutsch übersetzt. Zu dieser Zeit befand sich diese Person bereits außerhalb der Anlage hinter dem Zaun auf öffentlichem Gelände und somit nicht mehr auf der Sportanlage. Eine uns allen unbekannte Person verfolgte den Vater, stellte ihn draußen vor der Anlage. Nach einem kurzen Wortgefecht schlugen beide aufeinander ein; die hinzugekommene Person ging hier in Profiboxer-Manier äußerst brutal vor und schlug den Vater krankenhausreif.

Daraufhin riefen wir sofort die Polizei und einen Krankenwagen, holten den Verletzten zurück auf die Anlage und versorgten ihn. Der psychopathische Schläger floh vom Tatort und konnte bis heute weder von uns noch von der Polizei identifiziert werden.

Nun werden sich viele Fragen: Warum hat Concordia sowohl das erste Verfahren als auch das Berufungsverfahren verloren, sie sind doch die eigentlichen Opfer ‒ ihr Spieler wurde geschlagen, die anschließende Schlägerei fand doch außerhalb der Anlage auf öffentlichem Grund statt und war somit nicht mehr in Einflussbereich der Concorden. Hier wurde ja das Opfer zum Mittäter gemacht.

Ich denke, man kann das ganz einfach so erklären:
Grundsätzlich tendieren alle Sportgerichte in letzter Zeit dazu, bei ähnlichen Fällen, Gewalt im Sport mit Zuschauerbeteiligung, beide Vereine unter ,Generalverdacht' zu stellen. Unter dieser Prämisse haben auch die Urteile auszusehen. Somit meint man, die Gewalt im Sport unter Kontrolle zu bringen.

So funktioniert das aber nicht. Erst einmal sollte ein Gericht immer der Wahrheitsfindung gerecht werden.

Das tut man aber nicht:
‒ Die Aussagen der Schiedsrichter werden grundsätzlich immer als hundertprozentig korrekt ausgelegt. Das ist ein Dogma.
‒ Aussagen der Beteiligten werden teilweise ignoriert, selbst wenn diese Zeugen vielfach auftreten und diese unter Eides statt aussagen.
‒ Schiedsrichter werden kurz telefonisch befragt.
‒ Keinerlei Zeugen werden geladen, um im direkten Dialog die Wahrheit herauszufinden.

Vielmehr wird unterschwellig vom Gericht behauptet:
‒ Wir hätten doch den Täter kennen müssen, es handelt sich doch wohl um einen Concordia-Sympathisanten.
‒ Wir würden den Täter schützen.
‒ Unser Ordnungsdienst hätte nicht korrekt gehandelt.

Dazu kann ich nur folgendes sagen:
‒ Ich kenne nicht einmal alle Eltern meiner Spieler, weil diese einfach nicht zum Elternabend kommen. Wie soll ich da alle Zuschauer auf der Anlage kennen?
‒ Ja, unsere Ordner hatten keine gelben Leibchen an, was meine Schuld war; aber ihre Arbeit haben sie trotzdem korrekt verrichtet.
‒ Schlägereien, die sich außerhalb der Anlage und somit außerhalb unseres Einflussbereiches befinden, sind Sache der Polizei.
‒ Wenn das Gericht Zeugen geladen hätte, dann wäre die schwammige Aussage sicherlich von den Schiedsrichtern relativiert worden, denn sonst würden sie lügen. Eine eidesstattliche Aussage eines Zeugen hätte hier doch das Gericht stutzig machen müssen?

Warum nur haben wir das Verfahren trotzdem verloren, steigen durch die fehlenden Punkte aus der Regionalliga ab (drei Punkte entscheiden hier zwischen dem sechsten und dem zehnten Platz, nur ein Zähler hätte uns genügt). Wir, dessen Spieler, von einem Nordwest-Vater geschlagen wurde?

Wie schon gesagt:
Bei unseren Sportgerichten geht es nicht mehr um die Wahrheitsfindung, sondern nur noch darum, den Vereinen Angst einzujagen, jegliche Gewalt von unseren Sportplätzen zu verbannen. Pauschaliert werden die beteiligten Vereine abgezettelt ‒ das war es. Dass hiermit der sportliche Aspekt völlig außer Acht gelassen wird, spielt keinerlei Rolle mehr.

Was sollen wir denn in Zukunft besser machen:
‒ Möglichst viele Menschen in gelben Leibchen über die Anlage laufen lassen bei Jugendspielen?
‒ Das sind immer Väter oder ehrenamtliche Mitarbeiter und keine professionellen Sicherheitsmitarbeiter, denn die kann kein Verein im Amateurjugendsport bezahlen.
‒ Einen psychopathischen ,Profiboxer' blitzschnell zu stoppen, dafür benötigt es drei bis vier professionelle Bodyguards, die wir uns nicht leisten können.
‒ Dafür zu sorgen, dass so etwas nicht auf unserer Anlage passiert? Spielt keine Rolle, dann wird das Geschehen kurzerhand mit Hilfe der Schiedsrichteraussagen virtuell auf die Anlage verlegt.

Was können wir noch machen:
‒ Alle Spiele finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt?
‒ Das Spielfeld wird mit Nato-Stacheldraht geschützt?
‒ Mindestens hundert professionelle Ordner schützen die Anlage vor Eindringlingen?

Wir können weder verhindern, dass Zuschauer auf das Spielfeld laufen, noch können wir verhindern, dass vereinzelte Psychopathen außerhalb der Anlage eine Schlägerei beginnen. Das passiert trotz aller Vorsichtsmaßnahmen selbst in der Bundesliga.

Wir als Concordia Hamburg verabscheuen Gewalt ebenso wie alle anderen. Finden wir gemeinsam mit der Polizei den Täter heraus, so wird er seiner gerechten Strafe zugeführt.

Aber wir brauchen auch die Unterstützung der Sportgerichte. Was nützt es, wenn wir versuchen, alles richtig zu machen, ihr uns aber pauschal dennoch für schuldig befindet? Damit zerstört ihr den Sport und verschafft somit solchen Personen eine Bühne. In dem Moment, wo wir herausfinden sollten, dass es sich bei dem psychopathischen Schläger um ein Concordia-Mitglied handeln sollte, würde er sofort aus dem Verein geworfen werden und bekäme ein Zutrittsverbot für alle Anlagen. Fans ist aber leider nicht auf die Stirn tätowiert, zu welchem Verein sie gehören.

Und sprecht wieder Recht, sonst ist es ja in Zukunft ganz leicht, Spiele zu torpedieren: Einfach jemanden von der Straße holen, ihm 20 Euro in die Hand drücken ... Der geht dann auf die Anlage, schubst ein paar Spieler herum, beschimpft einige Menschen, vielleicht noch ein paar rassistische Bemerkungen, flieht von der Anlage, und schon ist das Szenario für das Sportgericht fertig. Gewalt auf der Sportanlage mit Zuschauereinwirkung, beide Vereine sind schuldig, Punkte aberkannt.

Wahrheitsfindung: Fehlanzeige

Wie sagte mir kürzlich ein ehemaliger Sportrichter unter vorgehaltener Hand:
,Vor Gericht und auf hoher See ist man in GOTTES HAND?'

Na dann, gute Nacht, Jugendfußball.“

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