Am heutigen Sonntag wurde die traurige Geschichte der Spiele, die der Schiedsrichter abbrechen musste, nachdem er bedroht wurde, um ein weiteres Kapitel ergänzt. Das Spitzenspiel der Kreisklasse 7 zwischen dem TuS Berne II und SSC Italia war deshalb beim Stand von 1:1 bereits nach einer Stunde beendet.
SportNord sprach anschließend mit Verantwortlichen beider Vereine ...
... Bernes Reserve-Trainer Michael Kramer schilderte die Geschehnisse sehr ausführlich:
"Der Italia-Akteur mit der Nummer zehn bekam die Gelb-Rote Karte. Damit war er nicht einverstanden und beschimpfte daraufhin gemeinsam mit zwei Mitspielern den Schiedsrichter aufs Übelste. Das Trio sprach auch wüste Drohungen aus, bis der junge Unparteiische in die Kabine lief. Einige Italia-Spieler wollten den Schiedsrichter, der in Tränen ausbrach und am ganzen Körper zitterte, auch dorthin verfolgen. Wir sind dann dazwischen gegangen, um ihn zu schützen!
Die Polizei musste zum Glück nicht geholt werden, da sich, da unserer Ersten Mannschaft auch noch ein Spiel bevorstand, relativ viele Menschen auf der Anlage befanden und sich die Situation so beruhigte. Drei Italia-Akteure haben dann auch mit dem Schiedsrichter gesprochen. Um Übergriffe zu verhindern waren einige meiner Schützlinge dabei, und sie hörten kein Wort der Entschuldigung, sondern nur absurde Vorwürfe, der Referee habe sich von Berne bestechen lassen.
Dies ist umso unverständlicher, da der Schiedsrichter wirklich unparteiisch und meiner Meinung nach auch gut gepfiffen hat. Außerdem war das Spiel fair und ich weiß nicht, wieso einige SSC-Spieler so nervös geworden sind, haben sie den Aufstieg doch so gut wie sicher! Überhaupt hätte es der SSC Italia gar nicht nötig, sich auf derartige Scharmützel einzulassen, hat er doch gute Fußballer in seinen Reihen, die sich lieber aufs Fußballspielen konzentrieren sollten.
Ich gehe davon aus, dass das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes uns nun einen 3:0-Sieg zuspricht. Bei jedem anderen Urteil würde ich auch auf die Barrikaden gehen! Über mögliche weitere Bestrafungen habe ich nicht zu entscheiden. Fakt ist aber, dass es mir keinen Spaß bringt, bei derartigen Partien an der Linie zu stehen. Ich habe wirklich genug damit zu tun, meinen Spielern Anweisungen zu geben, da muss ich nicht noch versuchen, die gegnerischen Akteure zu beruhigen. Da werde ich doch lieber E-Jugend-Trainer ...
... Allerdings ist es mittlerweile leider schon so weit gekommen, dass selbst dort Tätlichkeiten zum Alltag gehören. Als unsere Berner E-Junioren kürzlich beim TSV Wandsbek/Jenfeld 81 gastierten, wurde einem unserer zehnjährigen Spieler von einem gleichaltrigen Gegner zwei Mal brutal ins Gesicht geschlagen. Ich habe auch zwei Kinder, die im Fußballverein aktiv sind - aber wenn das so weitergeht, melde ich sie lieber ab und lasse sie Halma spielen!"
Etwas wortkarger gab sich Antonio Venturini, Obmann des italienischen Klubs, der in dieser Saison erstmals am Spielbetrieb teilnimmt:
"Das Spiel wurde abgebrochen, weil sich der Schiedsrichter bedroht fühlte. Nachdem einer unserer Spieler die Gelb-Rote Karte bekommen hatte, fragte er den 16-jährigen Schiedsrichter, ob er nicht mehr "ganz dicht" wäre. Mehr war da nicht, körperliche Gewalt wurde dem Unparteiischen nicht angedroht. Für uns ging's zwar in diesem Spiel um nichts mehr, da wir den Aufstieg wohl sicher haben - aber wir wollen uns auch nicht veräppeln lassen!"
Auf Nachfrage von SportNord, ob die SSC-Verantwortlichen die drei Spieler, die den Unparteiischen attackierten, bestrafen oder sogar ausschließen würden, entgegnete Venturini: "Nein, wir stehen hinter ihnen!"
Auf die neuerliche Nachfrage, ob es denn im Sinne der Vereinsführung wäre, wenn derartige Negativ-Schlagzeilen geschrieben würden, antwortete Venturini nur mit einer rhetorischen Gegenfrage: "Was erwarten Sie denn nun für eine Antwort? Ich kann mir denken, dass es keine positiven Schlagzeilen geben wird, aber das ist nicht dramatisch für uns!"