Aktuell: Sechstligist zieht sich zurück


Unglaublich, aber wahr: Sieben Spieltage vor dem Saisonende hat sich in Schleswig-Holstein ein Sechstligist zurückgezogen! Die Verantwortlichen des SV Fortuna Stampe meldeten ihre Erste Mannschaft am ersten Mai-Wochenende vom Spielbetrieb der Bezirksoberliga Ost (vergleichbar mit der Hamburger Landesliga) ab.

Dabei hatte Norbert Turlach, Fußball-Obmann der Fortuna, Ende März gegenüber der Sport-Zeitung Regional-Sport erklärt: "Diese Saison spielen wir definitiv zu Ende!" Zu diesem Zeitpunkt waren ihm allerdings vom Vorstand des Gesamtvereins bereits Daumenschrauben angelegt worden - wegen eines defizitären Vereinsheimes, das jährlich angeblich ein Minus von 4.000 Euro erwirtschaftet, befand der Fortuna-Vorstand, die Fußball-Sparte müsse sparen ...

"Als Dorfverein sind wir in der Bezirksoberliga ohnehin zu hoch angesiedelt", hatte der Vereinsvorsitzende Otto Müller diesbezüglich bereits auf der Jahreshauptversammlung am 13. März erklärt. Bereits in der Winterpause hatte es beim in Quarnbek beheimateten Klub große Veränderungen gegeben, als sich gemeinsam mit Trainer Horst Dreilich auch fast alle Spieler verabschiedeten - vermutlich, weil ihnen die Aufwandsentschädigungen gestrichen werden sollten.

Als Spielertrainer trat Udo Kielhorn das Erbe des erfahrenen Dreilich an, doch mit seiner neu zusammengestellten Mannschaft, die "keine finanziellen Zuwendungen erhielt" (Turlach), kassierte er in der Rückrunde nur Niederlagen und rutschte auf den vorletzten Platz ab. Der Abstieg in die Bezirksliga wäre also ohnehin kaum noch zu verhindern gewesen - und so tut der Stampern der Rückzug noch nicht einmal weh.

Im Gegensatz zum Hamburger Fußball-Verband muss ein Verein im Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verband, wenn er während einer Saison ausscheidet, nämlich nicht in der Kreisklasse neu anfangen, sondern wird wie die sportlichen Absteiger nur um eine Etage nach unten versetzt. Diese Regelung nutzte auch der Itzehoer SV 09 II, der nicht genügend Akteure für seine Reserve-Mannschaft zusammenbekam. Dennoch trat die Truppe zu ihrem ersten Spiel in der Bezirksoberliga West an, ehe sie abgemeldet wurde - und im Sommer einen Neu-Start in der Bezirksliga unternehmen darf ...

Zu einer Rückstufung in die Kreis-Ebene kommt's im nördlichsten Bundesland nur, wenn eine Mannschaft sich bereits vor Saisonbeginn abmeldet bzw. keine einzige Partie bestreitet. So geschehen in dieser Spielzeit mit dem VfR Neumünster II in der Verbandsliga (!) und dem TSV Sarau in der Bezirksoberliga Süd. Um deren Schicksal zu entgehen, trat die Itzehoer Reserve eben zu exakt einem Spiel an ...

Zurück zum aktuellen "Fall Stampe": Die großen Verlierer des Rückzuges der Fortuna sind nämlich drei Mannschaften, die jeweils echs Punkte verlieren, die sie bei ihren zwei Siegen gegen den SVF errungen hatten: Der TSV Kronshagen, TSV Klausdorf und TSV Wankendorf werden härter bestraft als ihre Liga-Konkurrenten, von denen die meisten höchstens ein Mal gegen Stampe gewonnen hatten.

Besonders die Kronshagener trifft dies hart, rutschen sie doch vom elften auf den 14. Platz ab. Neben den Stampern muss mindestens ein zweites Team als Regelabsteiger den Gang in die Bezirksliga antreten. Steigen aus der Verbandsliga Schleswig-Holstein mit dem TSV Plön und der SC Comet Kiel zwei Teams in den Bezirk Ost ab, hätte dies dort sogar drei Absteiger zur Folge! Im Sinne der Sportlichkeit bleibt zu hoffen, dass die Kronshagener dennoch den Klassenerhalt schaffen - und die Vorgehensweise der Stamper und der ISV-Reserve keine weiteren Nachahmer finden wird!

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