
Am Ostermontag wurde in der Kreisklasse 5 die Nachholpartie des 25. Spieltages zwischen dem Spitzenreiter SV Lohkamp (56 Zähler) und dem SC Union 03 III (neunter Platz, 33 Punkte) nach rund 75 Minuten abgebrochen. Die Mannschaft der „Jonier“ verließ auf Geheiß ihres Trainers den Grandplatz am Furtweg, nachdem Lohkamp unmittelbar zuvor das Tor zum 4:2 gelungen war. Leider konnte SportNord bisher noch keinen Verantwortlichen der Union-Dritten für eine Stellungnahme erreichten.
Okram Ekcirf, Betreuer des SV Lohkamp, berichtete auf Nachfrage von SportNord:
„Dadurch, dass die Dritte Mannschaft des SC Union 03 in den letzten Wochen einige gute Ergebnisse erzielt hatte, haben wir uns schon gedacht, dass auf uns eine etwas schwerere Aufgabe zukommt als im Hinspiel, das wir am 5. Oktober 2014 mit 12:0 souverän gewonnen hatten. Vor dem Anpfiff haben wir dann auf dem Spielberichtsbogen gesehen, dass bei der Union-Dritten vier oder fünf Spieler, die ansonsten in der Ersten oder Zweiten Mannschaft des Vereins eingesetzt werden, mitwirken. Und leider haben wir nicht gut begonnen: Wir haben einen sehr unsicheren Eindruck gemacht und den Ball nicht vernünftig von hinten herausgespielt. Zudem konnten wir vorne die Chancen, die wir bekommen haben, nicht nutzen.
Deshalb blieb es ungefähr 20 Minuten beim 0:0. Dann hat der Schiedsrichter dem Gegner einen Handelfmeter zugesprochen, der definitiv keiner war. Unser Spieler, der angeschossen wurde, stand nicht einmal im eigenen Strafraum, sondern ganz an der Seite des Spielfeldes. Der Strafstoß wurde zum 0:1 verwandelt und als unsere Abwehr vier Minuten später geschlafen hat, konnte der gegnerische Stürmer eine Flanke zum 0:2 einköpfen. Wir sind aber relativ ruhig geblieben und haben versucht, unser Spiel zu finden. Mit einem Zufallsprodukt sind wir dann zum Anschlusstreffer gekommen: Der Schiedsrichter hat auch uns einen Elfmeter ,geschenkt', der absolut keiner war. Vielleicht war es ausgleichende Ungerechtigkeit ‒ und Jean-Pierre Möllmann hat zum 1:2 verwandelt.
Das war für uns ein Wachmacher, denn danach lief es rund bei uns: Wir haben einen guten Angriff nach dem anderen vorgetragen und sind dadurch schnell zum 2:2-Ausgleich gekommen, den Marcel Mühlhaus erzielt hat. Kurios war dann unser 3:2-Führungstor kurz vor der Pause: Leon Kut hat einen Freistoß von der Mittellinie in den gegnerischen Strafraum geschlagen, wo der Ball einmal auf dem Boden aufprallte und dann über den gegnerischen Torwart, der in dieser Situation nicht gut aussah, hinweg ins Tor sprang. Natürlich war das für uns ein glücklicher Treffer ‒ aber aufgrund der klaren Torchancen, die wir uns nach dem 1:2 herausgespielt haben, war unsere Führung zur Pause verdient, denn wir hatten das Spiel fest in der Hand.
Wir sind motiviert in die zweite Halbzeit gegangen, in der sich aber ein zerfahrenes Spiel entwickelte. Die klareren Chancen hatten wir, aber wir haben leider wieder viele gute Gelegenheiten vergeben. Ungefähr in der Mitte der zweiten Halbzeit gab es einen Torabstoß für den Gegner. Der Torwart von Union hat den Ball genau an den Kopf des Schiedsrichters geschossen, der wohl seitlich an seinem Ohr getroffen wurde und daraufhin zusammengesackt ist. Unsere Betreuer haben den Referee sofort verarztet und er konnte erst einmal auch weitermachen, sagte dann aber ein paar Minuten später, dass es nicht mehr gehen würde. Somit mussten wir einen Ersatz-Schiedsrichter finden, um die letzten rund 20 bis 25 Minuten, die noch offen waren, noch absolvieren zu können.
Aus der Ecke des SC Union, der ein paar Zuschauer mitgebracht hatte, kam sofort ein junger Mann angelaufen. Er sagte, er könne pfeifen und sei neutral, weil er weder dem SV Lohkamp noch Union 03 angehören würde. Wir wussten aber, dass es sic dabei um den Sohn des Union-Trainers handelt, der zudem für den 1. FC Eimsbüttel, einen unserer stärksten Konkurrenten im Kampf um die Meisterschaft und den Aufstieg in die Kreisliga, als Spieler aktiv ist. Deshalb haben wir es abgelehnt, dass er die Spielleitung übernimmt, und stattdessen unseren Schiedsrichter-Obmann Gökhan Saricoban, der fast immer bei den Spielen unserer Liga-Mannschaft vor Ort ist und auch dieses Mal unter den Zuschauern weilte, vorgeschlagen. Saricoban ist im Besitz eines Schiedsrichter-Scheins.
Beide Trainer haben sich im Beisein des Haupt-Schiedsrichters darauf geeinigt, dass Gökhan Saricoban die Schiedsrichter-Aufgaben übernimmt. Fünf bis zehn Minuten lang verlief alles normal: Gökhan Saricoban hat dem SC Union einen Freistoß zugesprochen und einem Union-Spieler die Gelbe Karte gezeigte ‒ aber das war alles im Rahmen. Dann wurde Mühlhaus auf unserer linken Seite steilgeschickt, hat den Ball noch vor der Seitenlinie erwischt, ist bis zur Grundlinie heruntergelaufen und hat scharf in die Mitte geflankt, wo der eingewechselte Daniel Fricke den Ball zum 4:2 ins Gäste-Tor geschossen hat. Einige Union-Spieler haben dann verhalten protestiert, dass der Ball die Seitenlinie zuvor bereits überschritten hätte ‒ und der gegnerische Trainer hat an der Seitenlinie getobt.
Noch bevor das Spiel mit einem Anstoß für die Gäste hätte fortgesetzt werden können, ist der Union-Trainer plötzlich auf den Platz gelaufen und hat laut gepöbelt. Alles konnten wir nicht verstehen, weil er offensichtlich sehr aufgebracht war. Der Trainer wollte dann zum Aushilfs-Schiedsrichter rennen, aber einige seiner Spieler haben ihn ebenso zurückgehalten wie unser Kapitän. Dann hat der Union-Trainer plötzlich geschrien: ,Alle runter, wir verlassen den Platz!' Seine Spieler haben zunächst nur komisch geguckt, aber als er dann noch einmal ,alle runter' gerufen hatte, sind alle Union-Spieler vom Platz gegangen. Gökhan Saricoban hat noch ein paar Minuten gewartet, ob sich die Situation beruhigt und die Union-Spieler wieder auf den Platz kommen ‒ aber sie sind dann in die Kabine gegangen.
Daraufhin hat Gökhan Saricoban das Spiel gezwungenermaßen abgebrochen. Wir hätten die Partie wirklich sehr gerne zu Ende gespielt, haben das Spielfeld dann aber auch verlassen und sind zur Kabine gegangen. Dort hat der Union-Trainer noch etwas herum gepöbelt, mit der Zeit wurde er aber auch etwas ruhiger ‒ und schließlich sind alle Beteiligten nachhause gefahren. Der eigentliche Schiedsrichter, der das Geschehen von der Seitenlinie aus mit verfolgte und übrigens ebenfalls sagte, dass der Ball in der besagten Situation nicht im Seiten-Aus war, hat uns schriftlich gegeben, dass beide Trainer ihr Einverständnis erklärt haben, dass Gökhan Saricoban das Schiedsrichter-Amt übernimmt.
Deshalb gehen wir nun natürlich davon aus, dass der Hamburger Fußball-Verband das Spiel für uns werten wird. Uns trifft überhaupt keine Schuld daran, dass es zu einem Spielabbruch gekommen ist, und zwischen den Mannschaften und den Spielern gab es ja auch gar keine Probleme. Wir hatten ja leider selbst in der Vergangenheit schon einige Probleme, in denen es auch einmal zu einem Spielabbruch kam ‒ aber dass sich der gegnerische Trainer über unseren Treffer zum 4:2 so aufgeregt hat, konnten wir nicht verstehen. Es war doch für seine Mannschaft noch alles möglich, warum ist er so ausgerastet? Hoffentlich findet die Sportgerichtsverhandlung zeitnah statt, damit wir in Bezug auf die Spielwertung schnell Klarheit haben.“