Aktuell: „Falken“ wollen eigene Heimat finanzieren


„In Deutschland einzigartig“ nennen die Verantwortlichen des HFC Falke ihren Verein, der im Jahr 2014 gegründet wurde, nachdem die Mitglieder des Hamburger SV mehrheitlich einer Ausgliederung der Fußball-Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft zugestimmt hatten. Nun sehen die Offiziellen der „Falken“ ihren Verein nicht nur „als Antwort auf die Ausgliederung des HSV, sondern auch als Gegenentwurf zum durchkommerzialisierten, modernen Fußball.“

Am vergangenen Sonnabend bestritt die Liga-Mannschaft des HFC, die im Mai zum zweiten Mal in Folge als Tabellen-Dritter der Bezirksliga Nord knapp den Sprung in die Landesliga verpasst hatte, anlässlich des fünfjährigen Bestehens ihres Vereins ein Testspiel gegen den belgischen Fan-Verein YB SK Beveren, das sie mit 4:2 gewann. Diese Partie fand auf dem Sportplatz im Quellental, in dem die Teams des SC Nienstedten, dem Ex-Klub von HFC-Obmann Nils Kuntze-Braack, ihre Heimspiele bestreiten, statt. Die „Falken“ selbst haben nämlich noch immer keine eigene Heimspielstätte – im Liga-Alltag absolvierten ihre Mannschaften ihre Heim-Auftritte zuletzt im Rudi-Barth-Stadion des SC Union 03 an der Memellandallee im Norden Altonas oder am Steinwiesenweg in Eidelstedt.

Das soll sich nun ändern. Die Begegnung gegen die Belgier war zugleich auch der Startschuss zu einer vierwöchigen Crowdfunding-Kampagne namens „Falkenfieber“, deren Ziel es ist, es dem Verein zu ermöglichen, eine eigene Heimat finden und finanzieren zu können. „Der HFC Falke e. V. steht an einem Punkt, an dem die Weiterentwicklung stockt. Zwar sind wir in vier Jahren Ligabetrieb mit unserer Ersten Mannschaft bis in die Bezirksliga aufgestiegen und unsere Zweite Mannschaft spielt in der Kreisliga – doch mehr ist momentan nicht möglich, denn wir fristen ein Nomadendasein im Hamburger Westen mit vier unterschiedlichen Trainingsplätzen“, hieß es in einer Pressemitteilung, die HFC-Pressesprecher Philipp Markhardt verschickte.

In dieser erhob Markhardt auch Vorwürfe gegen die zuständigen Mitarbeiter des Bezirksamts und die Mitglieder des Sportausschusses: „Weitere Trainingszeiten oder ein Gelände, das auch Kinder- sowie Jugendfußball und weitere Vereinsarbeit ermöglicht, sind nicht vorhanden – ein Armutszeugnis in der selbsternannten ‚Sportstadt‘ Hamburg.“ Markhardt klagte, es würde seinem Verein „an einer Heimat, einem Sportplatz, an einem Vereinsheim, wo der HFC Falke genügend Spiel- und Trainingszeiten hat sowie Räumlichkeiten für das Vereinsleben um sich weiterzuentwickeln, mangeln“. „Denn“, so Markhardt weiter, „wir haben noch viel vor“. Demnach wolle der HFC Falke „seiner sozialen Verantwortung als gemeinnütziger Verein gerecht werden, aktive Nachwuchsarbeit betreiben und weitere Mannschaften in den Spielbetrieb bringen.“

Dieses Unterfangen scheitert momentan, wie Markhardt betonte, ausschließlich an den fehlenden Plätzen und Räumlichkeiten: „Qualifizierte Trainer gibt es – aber keinen Platz, um Trainingszeiten anbieten zu können.“ Der HFC, der sich als „Eimsbütteler Verein“ sieht, peilt ein enges Miteinander mit Organisationen und Klubs aus der Nachbarschaft an: „Stadtteil-Initiativen, Vereine und Bürger sollen das Gelände des HFC mit Leben füllen – so wie der HFC Falke den Stadtteil mit Leben füllen möchte. Bisher kann der HFC dies nicht bieten“, hieß es weiter in der Mitteilung.

Aber all das soll sich nun ändern: Mit einem „Startkapital“ von 5.000 Stimmen und – im ersten Schritt – 50.000 Euro wollen die HFC-Verantwortlichen nicht nur signalisieren, dass sie bereit sind, zu investieren, „sondern auch Druck ausüben“, wie Markhardt betonte: „Denn es kann nicht sein, dass sich die Politik nicht zuständig fühlt, wenn ein Sportverein in einer wachsenden Stadt den Bürgerinnen und Bürgern sportliche Angebote zugängig machen möchte.“ Seit ihrer Premieren-Saison 2015/2016, in der ihre Liga-Mannschaft erstmals am Spielbetrieb teilnahm, hätten die HFC-Verantwortlichen „bereits Jugendtrainer ausgebildet“, wie Markhardt versicherte: „Es fehlt allein an einem Ort, wo die Kinder der Stadt auch trainieren und spielen können – ein Zustand, dessen Änderung aber in den Händen der Politik liegt. Gleichzeitig gibt es Vereine, die Nutzungsrechte und Trainingszeiten auf Sportplätzen besitzen, die sie nicht in Anspruch nehmen.“

Hier hoffen die Falke-Offiziellen auf „Änderungen“ und wollen „den immer zahlreicher werdenden Bürgerinnen und Bürgern der Stadt einen weiteren Ort bieten, an dem sie Sport treiben können, an dem sie Integration, Solidarität sowie Partizipation erleben und auch selbst ausüben können.“ Das zukünftige Sportgelände des HFC solle „ein Ort sein, an dem Sport die Gesellschaft zusammenführt und verbindet“, hieß es in der Mitteilung, in der Markhardt präzisierte: „Gemeinsam eine starke Stimme zu haben, das ist unser Fokus. Doch im selben Schritt wollen wir auch zeigen, dass alle, die ihre Stimme abgeben, auch bereit sind, einen finanziellen Beitrag zu leisten.“

Abschließend hieß es in der Mitteilung: „Mit 50.000 Euro gilt die Kampagne als erfolgreich – oder anders formuliert, da machen wir uns ein bis zwei Bier auf. Das ganz große Ziel ist aber die 200.000-Euro-Marke und wir sind überzeugt davon, dies mit der Hilfe der Gemeinschaft erreichen zu können.“ Dabei ist „crowdFANding –Falkenfieber“ der erste Schritt, den der HFC Falke geht. „Es liegt nun an allen interessierten Fußballfans, einfachen Bürgern und vor allem auch Eltern, der Stadt, des Bezirks Eimsbüttel, aufzustehen und mitzugehen. Begleitet wird der HFC Falke auf seinem Weg bereits von crowdFANding e.V. aus Jena, einem Verein, der bereits mehrere große Crowdfunding-Kampagnen erfolgreich durchgeführt hat, und vom Fraunhofer IMW Leipzig, das diese Kampagne wissenschaftlich begleitet.“

 Redaktion
Redaktion Artikel