Testspiel: Hetlingen hielt lange gut dagegen


Weil der Mannschaftsbus des FC St. Pauli im Feierabendverkehr in einen Stau geriet, traf er am Dienstagabend erst um 18.10 Uhr im Deichstadion ein. Deshalb begann das dritte Testspiel des Zweitligisten in der Saisonvorbereitung beim Hetlinger MTV nicht, wie ursprünglich vorgesehen, um 18.30 Uhr, sondern erst um 18.50 Uhr. Mit Milan Adamovic und Dominik Zink durften zwei zurzeit verletzte HMTV-Spieler symbolisch den Anstoß ausführen. Als der Ball dann „richtig“ rollte, waren die Gäste wie erwartet fast durchgehend in Ballbesitz und im Angriff.

Die Hausherren konzentrierten sich darauf, gut zu verteidigen. Dies gelang ihnen zunächst vorzüglich, so dass die Hamburger erst nach acht Minuten einen „echten“ Torschuss abgab und es nach 23 Minuten noch immer 0:0 stand. Den größten Anteil daran hatte HMTV-Torwart Daniel Kleinwort, der mehrere starke Paraden zeigte. Enis Alushi hatte zudem Pech bei einem Lattenschuss (13.) und als Nico Empen einen von Kleinwort abgewehrten Ball im Nachschuss versenkte (16.), zählte das Tor wegen einer Abseitsstellung nicht. In der 18. Minute gab es Szenenapplaus für Finn Lüneburg, der vor seinem Wechsel zum Hamburger Oberligisten VfL Pinneberg letztmals das HMTV-Trikot trug und nach einem Eckstoß von St. Pauli bei einem Hetlinger Konter eine Ecke für den Außenseiter herausholte. Fünf Minuten später ging der haushohe Favorit dann allerdings in Führung: Nach einer Ecke war die HMTV-Abwehr nicht aufmerksam genug und Vincent-Louis Stenzel (aus der A-Jugend von Borussia Dortmund), den die Kiez-Kicker zurzeit im Probetraining unter die Lupe nehmen, schob zum 0:1 ein. Einen Foulelfmeter, den HMTV-Verteidiger Fabian Ecke am agilen Empen verwirkt hatte, verwandelte Christopher Buchtmann unhaltbar für Kleinwort oben rechts zum 0:2 (28.). Auch Philipp Henningsen, der nach einer guten halben Stunde den Posten zwischen den HMTV-Pfosten übernahm, fügte sich gleich mit einer starken Parade ein. Lüneburg vergab die beste Chance zum Hetlinger Ehrentreffer, als er nicht gleich schoss und dann an Philipp Ziereis hängen blieb (36.).

Anschließend erhöhten Empen und HMTV-Kapitän Jesse Plüschau in Co-Produktion nach einer Rechtsflanke von Andrej Startsev (38.), Buchtmann per Abstauber nach einem Pfostenschuss von Maurice Litka (39.) sowie Sebastien Maier nach einem uneigennützigen Rückpass von Daniel Buballa (44.) zum 0:5-Pausenstand. Zum zweiten Durchgang betraten bei beiden Teams zahlreiche neue Akteure das Spielfeld. Waldemar Sobota, den die St. Paulianer für ein weiteres Jahr vom belgischen Erstligisten FC Brügge ausliehen (inklusive Kaufoption), gab mit seinem 0:6, erzielt von halbrechts aus ins lange Eck (49.), schnell die Richtung vor. Als Marcel Halstenberg von links aus nicht hart, aber platziert abzog und der Ball exakt neben dem rechten Pfosten einschlug, zeigte Henningsen keine Reaktion (57.). Sonderapplaus gab es dann für den Hetlinger Julian Moldenhauer, der bei einer Abwehraktion knapp vor dem Strafraumeck rotzfrech seinen Gegenspieler Kyoung-Rok Choi tunnelte (60.). In der letzten halben Stunde fielen dann noch sechs weitere Gäste-Treffer. Nach Toren von Litka (68.) und Sobota (72.) war es ausgerechnet der gebürtige Elmshorner Dennis Rosin, der mit seinem 0:10 (75.) ein zweistelliges Ergebnis besiegelte. Marc Rzatkowski (80.), Choi (88.) und abermals Rosin, der von mehreren Klassenkameraden und Freunden im Stadion angefeuert wurde, schraubten das Ergebnis zum 0:13-Endstand in die Höhe. Der guten Stimmung tat dies auch nach dem Abpfiff keinen Abbruch und an der Hetlinger Hauptstraße wurde noch bis tief in die Nacht hinein gefeiert.

Markus Braumiller, der die HMTV-Herren zusammen mit Jonas Hübner trainiert, urteilte: „Es war ein großartiges Fußballfest für Hetlingen und für unsere Spieler. Für die meisten unserer Jungs wird es wohl ein einmaliges Erlebnis bleiben, gegen einen Zweitligisten zu spielen ‒ und so konnten sie einmal hautnah erleben, wie Profifußball gespielt wird.“ Dass die Hetlinger am Ende zweistellig verloren und den erhofften Ehrentreffer verpassten, nahm Braumiller gelassen: „Das Ergebnis war erstens zweitrangig und zweitens stand die Freude an dieser Veranstaltung ganz klar im Vordergrund ‒ und nicht nur die Zuschauer, sondern auch unsere Spieler sind voll auf ihre Kosten gekommen!“ Der Hetlinger Offensivmann Adriano Schirosi erklärte: „Man merkt gleich, dass dieser Gegner ein ganz anderes Niveau hat, als wir es aus der Kreisklasse gewohnt sind. Die St. Pauli-Spieler waren viel leichtfüßiger, spritziger und konnten das Spiel besser lesen als wir“, lobte Schirosi den Gegner und betonte: „Die Partie ist sehr fair verlaufen ‒ nach einem Foul haben sich die Spieler sofort die Hand gereicht, das ist in der Kreisklasse so leider nicht immer üblich!“ Von den 1500 Zuschauern im Deichstadion wurden die Hetlinger, die nach ihrer Meisterschaft in der Kreisklasse 1 in der kommenden Saison in der Kreisliga 8 sechs Spielklassen unter St. Pauli um Punkte kämpfen werden, zurecht mit großem Applaus verabschiedet, denn die Amateur-Kicker hielten eine halbe Stunde lang sehr gut mit und auch danach das Ergebnis, bedenkt man den Sechs-Klassen-Unterschied, zumindest im Rahmen.

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